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Goldinvestments: Der Fehler der Milliardäre

07.06.2016  |  Nick Barisheff
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Im weiteren Text warnt die SEC:

"Investieren Sie nicht in etwas, das Sie nicht verstehen. Wenn Sie das Produkt nicht mit wenigen Worten verständlich erklären können, sollten Sie die Anlageoption vielleicht noch einmal überdenken."

Leider lesen die meisten Investoren und/oder ihre Finanzberater die Prospekte und die anderen dazugehörigen Dokumente nicht, wie zum Beispiel die Verträge mit den Market Makers (Authorized Participants). Infolgedessen sind ihnen die inhärenten Risiken eines ETFs nicht bekannt. Insbesondere bei Gold-ETFs ist es von entscheidender Bedeutung, die gesamte Dokumentation aufmerksam zu lesen und auf die genauen Formulierungen zu achten.

Ich habe gemeinsam mit verschiedenen großen Anwaltskanzleien in Kanada an der Erstellung von Dutzenden dieser Prospekte und Vereinbarungen gearbeitet. In den Sitzungen, in denen die Vertragsentwürfe aufgesetzt werden, verbringen die Anwälte beider Seiten enorm viel Zeit damit, über die Bedeutungsnuancen der verwendeten Worte zu diskutieren. Alle Ausdrücke werden mit Bedacht und entsprechend ihrer präzisen juristischen Bedeutung ausgewählt.

Die meisten Investoren und viele Finanzberater gehen davon aus, dass ETFs so etwas Ähnliches sind wie offene Investmentfonds mit niedrigen Verwaltungsgebühren. Die geringen Managementgebühren sind ein ausschlaggebender Faktor, daher übersehen viele die grundlegenden strukturellen Unterschiede zwischen den beiden Anlageoptionen. In offenen Investmentfonds:

  • senden Investoren dem Fondsmanager ihre Zeichnung zu
  • kauft der Fondsmanager entsprechend des erklärten Fondsmandats die jeweiligen Assets
  • erhalten die Investoren Einheiten, die eine Beteiligung an dem Investmentfonds repräsentieren.

In einem gut strukturierten Investmentfonds haben einzig die Inhaber der Anteile einen Anspruch auf die Vermögenswerte des Fonds. Die Gebühren liegen üblicherweise bei etwa 1,25% zuzüglich einer Bestandspflegeprovision und weiteren Aufschlägen.

ETFs sind dagegen vollkommen anders aufgebaut. Beginnen wir mit dem Prospekt des GLD:

"Das Investitionsziel des Fonds besteht darin, die Entwicklung des Goldbullionpreises nachzuzeichnen, abzüglich der Kosten des Fonds."

Darin steht nicht, dass es das Ziel des Fonds ist, Gold zu besitzen. Für Investoren, die häufig mit ihren Positionen handeln, ihre physischen Goldbestände absichern oder die Performance ihres Portfolios verbessern wollen, ist der ETF eine gute Option. Für Anleger, die von allen Vorteilen des Goldbesitzes profitieren wollen, ist er jedoch nicht die beste Wahl. Die Webseite des SPDR Gold Trust erklärt, wie der ETF funktioniert:

"Market Maker schöpfen Fondsanteile in großen Paketen - den sogenannten Creation Units - indem sie die zugrunde liegenden Vermögenswerte des Fonds in der entsprechenden Gewichtung zusammenstellen, sodass die Creation Unit die vereinbarte Größe erreicht. Anschließend händigen die Market Maker dem Fonds die Vermögenswerte aus und erhalten im Austausch dafür Anteile am Fonds. Die Fondsanteile werden anschließend auf den Sekundärmarkt gebracht, wo sie über eine Börse zwischen Käufern und Verkäufern gehandelt werden können."

"Market Maker sind zudem befähigt, die Fondsanteile durch den gleichen Prozess in umgekehrter Form wieder zu tilgen. Dazu tragen sie am Sekundärmarkt große Mengen an Fondsanteilen zusammen - die sogenannten Redemption Units - und händigen sie dem Fonds aus. Im Austausch dafür erhalten sie vom Fonds die zugrundeliegenden Vermögenswerte in dem der Redemption Unit entsprechenden Wert."

In Anbetracht der Tatsache, dass hochbezahlte Anwälte die zitierten Auszüge überprüft haben, ist die ungewöhnliche Wortwahl interessant: "zusammenstellen" statt kaufen oder erwerben; "auf den Markt bringen" statt verkaufen; "zusammentragen" statt kaufen. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrung mit Anwälten bin ich mir sicher, dass diese Formulierungen nicht zufällig verwendet wurden. Im Gegenteil, man hat sich die Wortwahl sehr genau überlegt.

Das Beratungsunternehmen Deloitte hat einen ausführlichen Bericht zu den Unterschieden zwischen Investmentfonds und ETFs erstellt. Die folgende Beschreibung bietet mehr Klarheit:

"Ein vom Fondsanbieter erstelltes Dokument zur Zusammensetzung des Portfolios listet die zugrunde liegenden Wertpapiere oder Rohstoffe, die den abzubildenden Index widerspiegeln, sowie deren jeweilige Gewichtung auf. Die Market Maker kaufen oder leihen dann vergleichsweise große Mengen der zugrunde liegenden Vermögenswerte an den Kapitalmärkten, sodass diese den Index repräsentieren. Wenn der ETF den Kurs eines Rohstoffs nachzeichnen soll, werden Zertifikate des entsprechenden Rohstoffs gekauft oder geliehen.

Die Vermögenswerte werden anschließend an den Verwalter übergeben, der noch einmal prüft, ob der Index auf diese Weise angemessen abgebildet werden kann. Im Anschluss daran erhält der Market Maker eine 'Creation Unit'. Diese wird in einzelne ETF-Anteile aufgeteilt, welche jeweils einen bestimmten Anteil an der Creation Unit repräsentieren. Der Market Maker verkauft diese ETF-Anteile am offenen Markt wie jedes andere börsengehandelte Wertpapier."



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