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Prof. Antal Fekete: Gold ist das einzige Gegenmittel im Währungskrieg

03.06.2016
Guillermo Barba: Professor Fekete, was waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Ereignisse seit unserem letzten Interview vor zwei Jahren?

Prof. Antal Fekete: Die bedeutendste Entwicklung war die Einführung negativer Zinssätze in verschiedenen Ländern, einschließlich der Schweiz - das war wirklich verblüffend. Ich dachte immer, die Schweiz wäre das letzte Land, welches mit dem Feuer spielt. So kann man sich täuschen. Die Eidgenossenschaft führte die ganze Meute an und die Negativzinsen wurden begeistert aufgenommen. Es war der pure Irrsinn. Ich denke, das war die wichtigste Entwicklung der letzten zwei Jahre.


Guillermo Barba: Würden Sie unseren Lesern bitte erklären, warum die negativen Zinsen Irrsinn sind?

Prof. Antal Fekete: In erster Linie offenbart dieser Schritt eine völlige Unwissenheit im Hinblick auf das Wesen der Zinsen und die Zinstheorie. Ich berufe mich hier auf Carl Menger. Dieser hatte zwar keine formelle Zinstheorie ausgearbeitet, doch er verfügte über das allgemeine Rahmenwerk einer Wirtschaftstheorie. Ich glaube, wenn er länger gelebt hätte, hätte er diese Arbeit zum Abschluss gebracht und eine vollständige Zinstheorie in seine ökonomischen Thesen integriert. Leider kam es nicht dazu, doch das sollte uns nicht davon abhalten, zu versuchen die Lücken auszufüllen und zu rekonstruieren, wie eine solche Theorie ausgesehen haben könnte, wenn es Menger gelungen wäre, sie zu beenden.

Warum also ist die Zinspolitik wahnsinnig? Weil die Zinsen nicht von alleine fallen, bis sie bei Null angelangt sind, und dann noch weiter sinken und negativ werden - so ist es nicht. Dieser Vorgang passiert nicht von selbst. Die Zinsen werden mit Absicht nach unten gedrückt. Das kommt der vorsätzlichen Zerstörung von Kapital gleich. Wenn die Zinsen in den Minusbereich gesenkt werden, dann wird Kapital vernichtet - und zwar nicht nur Finanzkapital, sondern auch Realkapital.

Sinkende Zinssätze zerstören Kapital, weil sich Zinsen und Kapitalwerte konträr verhalten. Wenn die Kapitalmarktzinsen fallen, dann steigen die Preise der Anleihen und wenn die Zinsen sich erhöhen, dann sinken die Anleihekurse. Wenn die Zinssätze sich also auf 0% zubewegen, klettern die Anleihepreise nach oben. Doch wie weit können sie steigen? Können sie unendlich hoch sein? Hier gibt es offensichtlich einen Widerspruch.

Das Problem besteht also nicht nur darin, dass es noch nie zuvor weltweit Negativzinsen gab, sondern auch darin, dass sie eine zerstörerische Wirkung auf das Kapital entfalten.


Guillermo Barba: Wer ist für die künstliche Senkung der Zinsen verantwortlich?

Prof. Antal Fekete: Ich habe bereits die Schweiz erwähnt, weil sie das schockierendste Beispiel ist. Das Land versucht den Wechselkurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro und anderen Währungen stabil zu halten und dafür muss die Zentralbank jede Menge Ramsch kaufen. Sie kauft die Assets anderer Notenbanken, die einfach nicht gut sind! Die Federal Reserve, die Bank of England, die Bank of Japan und sogar die chinesische Volksbank fügen ihren Bilanzen alle große Mengen an schlechten Vermögenswerten hinzu.

In diesem Zusammenhang sehe ich überall auf der Welt die Vernichtung von Kapital, selbst in soliden Staaten wie der Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank verwandelt die Nationalökonomie in eine Schattenwirtschaft, die kontinuierliche Verluste erleidet. Meiner Meinung nach wird das nicht gut enden. Ich kann an diesen Bemühungen, die Zinsen in den negativen Bereich abzusenken, nichts Konstruktives erkennen.


Guillermo Barba: Warum drücken die Zentralbanken die Zinsen immer weiter nach unten?

Prof. Antal Fekete: Im Falle der Schweiz ist eine mögliche Erklärung, dass man versucht, den Wert des Schweizer Franken gegenüber den anderen Währungen zu stabilisieren. Auf globaler Ebene beobachten wir jedoch, dass sich die Zerstörung des Wertes aller Währungen beschleunigt. Es handelt sich um einen regelrechten Wettlauf zum Nullpunkt - vielleicht haben Sie den Ausdruck "race to the bottom" schon gehört.

Die Idee dahinter ist, dass die Währungen - der US-Dollar, der Yen, der Euro etc. - normalerweise auf den Wellen der Währungsmärkte dahintreiben. Doch mittlerweile schwimmen sie nicht mehr, sondern sie sinken, und letztlich wird es darum gehen, welche der Währungen zuerst den Meeresgrund erreicht. Der Gewinner ist die Währung, die am schnellsten und am stärksten an Wert einbüßt. Das allein ist schon Wahnsinn.


Guillermo Barba: Handelt es sich dabei um einen Währungskrieg?

Prof. Antal Fekete: Ja, das ist richtig. Wir erleben einen Währungskrieg und, was noch wichtiger ist, einen Handelskrieg. Die Staaten glauben, dass sie ihre Exporte ankurbeln könnten, wenn sie ihre Währungen entwerten. Das geht auf Kosten ihrer Nachbarländer und wird sich noch als Eigentor mit ernsten Konsequenzen erweisen. Man ist jedoch offenbar der Ansicht, dass es sich dabei um eine legitime Möglichkeit handelt, Arbeitsplätze zu schaffen und die Exportumsätze zu steigern.


Guillermo Barba: Funktioniert es denn?

Prof. Antal Fekete: Nein, nein, auf gar keinen Fall. Diese Theorie ist im Laufe der Jahrhunderte schon tausende Male widerlegt wurden. Das war die Idee hinter dem Merkantilismus und dieser hat ebenfalls nicht funktioniert. Es ging immer nach hinten los. Ein Land kann nicht reicher werden, indem es den Wert seiner Währung mindert, denn dadurch verlieren auch die Ersparnisse der Bevölkerung an Wert, einschließlich der Rücklagen von Unternehmen, Privatpersonen, Rentnern usw. Wohlstand lässt sich nicht durch Währungsabwertungen erzeugen.

Dennoch haben sich Staaten wie die Schweiz für diesen Weg entschieden. Sie wollen die Exporte künstlich anheben, auch wenn das bedeutet, dass die Bevölkerung insgesamt dadurch ärmer wird. Das ist so, als würde ein Teilnehmer eines Wettkampfs versuchen, sich einen Vorteil zu verschaffen, indem er sich selbst verstümmelt.


Guillermo Barba: Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Zinssatz im vergangenen Dezember abgehoben. Glauben Sie, dass das diesmal der richtige Schritt war?

Prof. Antal Fekete: Die Federal Reserve in den USA hat nicht die geringste Ahnung von dem, was sie tut. Sie sind völlig verwirrt. Sie sagen schon lange, dass sie die Leitzinsen erhöhen und die Zinsstruktur wieder normalisieren würden.


Guillermo Barba: Sollten sie das tun oder sollten sie die Festlegung der Zinsen den freien Märkten überlassen?


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