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Enorme Goldinvestitionen - die bisherige Rally ist erst der Anfang

16.06.2016  |  Adam Hamilton
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Die Goldbestände des GLD sind nicht nur deswegen wichtig, weil sie täglich gemeldet werden, sondern auch, weil sie den bei Weitem größten Anteil an allen Gold-ETFs weltweit haben: Die 642,4 Tonnen, die der GLD Ende 2015 im Auftrag seiner Klienten verwahrte, entsprachen 40,0% der Gesamtbestände aller Gold-ETFs auf globaler Ebene. Der zweitgrößte ETF ist mit einem Anteil von 9,5% bereits weit abgeschlagen. Der GLD ist die unangefochtene Nr. 1 unter den Gold-ETFs. Sehr zum Leidwesen der Verschwörungstheoretiker hat sich der vom World Gold Council ins Leben gerufene GLD zu einer der stärksten Kräfte am Goldmarkt entwickelt.

Für das aktuelle Preisniveau ist nichts entscheidender, als die Investmentnachfrage nach Gold, und die wichtigste Quelle dieser Investmentnachfrage sind die Anleger, die an den Aktienmärkten GLD-Anteile kaufen. Diese Kapitalströme in den führenden Gold-ETF machen einen Großteil der enormen Nachfrage nach Goldinvestitionen aus, die sich 2016 bisher abzeichnete. Der Kauf von GLD-Anteilen ist die primäre Antriebskraft der gewaltigen neuen Goldhausse, die in diesem Jahr zum Leben erwachte!

Der erste Chart zeigt die Höhe der Goldbullionbestände des GLD in Tonnen im Vergleich zum Goldpreis im Verlauf der letzten Jahre. Die Gesamtzunahme oder -abnahme der GLD-Bestände in jedem Quartal ist sowohl in Tonnen als auch in Prozent im Chart angegeben, zusammen mit dem jeweiligen Gewinn oder Verlust des Goldkurses im gleichen Zeitraum. Auffällig ist, dass die Aktieninvestoren 2016 aggressiv GLD-Anteile kauften, weil sie ihr Portfolio mittels Gold-Positionen absichern wollten.

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Die Schicksalswende am Goldmarkt im letzten halben Jahr hatte wahrhaft epische Ausmaße. Mitte Dezember fiel der Kurs im Zuge der ersten Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed seit 9,5 Jahren auf ein 6,1-Jahrestief. Doch diese Reaktion des Goldpreises beruhte allein auf dem Sentiment am Markt, die Fundamentaldaten boten keinerlei Erklärung für den Einbruch.

In Wirklichkeit hat sich der Goldkurs in früheren Zeiten mit steigenden Zinsen äußerst gut entwickelt. In den elf Perioden, in denen die Fed den Zinssatz seit 1971 mehrfach angehoben hat, legte der Goldpreis im Schnitt beeindruckende 26,9% zu! Steigende Zinsen wirken sich nicht nachteilig auf die Nachfrage nach Goldinvestitionen aus.

Die psychologischen Probleme des Goldkurses Ende 2015 sollten sich als finaler Höhepunkt im langen Massenexodus des Aktienmarktkapitals aus dem GLD erweisen und brachten den Verkauf riesiger Mengen an Goldbullion mit sich. In der Zeit zwischen Anfang Dezember 2012, als die physischen Goldbestände mit 1.353,3 Tonnen eine Rekordhöhe erreicht hatten, und Mitte Dezember 2015, als mit 630,2 Tonnen die Talsohle erreicht war, hatte der enorme Abverkauf von GLD-Anteilen den ETF gezwungen, 53,4% seiner Goldbestände bzw. ganze 723,2 Tonnen zu verkaufen! Der Goldpreis brach in dieser Zeit 38,3% ein.

Der Katalysator für diese beispiellosen Verkäufe beim GLD war die dritte Runde der quantitativen Lockerungen (QE3), die die Federal Reserve gegen Ende 2012 beschloss und später zusätzlich ausweitete. QE3 war insofern ein völliges Novum, als diese geldpolitische Maßnahme unbefristet war. Die umfangreichen Anleihekäufe der US-amerikanischen Notenbank hatten im Gegensatz zu QE1 und QE2 weder einen zuvor bestimmten Umfang noch ein festgelegtes Enddatum. Dies war die treibende Kraft hinter der radikal verzerrten Entwicklung der Finanzmärkte in den letzten Jahren.

Die Beamten der Fed haben die Uneindeutigkeit des QE3-Programms geschickt ausgenutzt, um die Stimmung der Trader an den Aktienmärkten zu manipulieren. Als an den bereits ziemlich aufgeblähten Märkten ein Einbruch und eine gesunde Korrekturbewegung drohten, beeilten sich die Zentralbanker zu versichern, dass man QE3 bei Bedarf ausweiten könne. Die Folge dessen waren gefährlich abgehobene Bewertungen und Kursstände. Dank des implizierten "Fed Put" stiegen die Aktienkurse unaufhaltsam weiter.

Die künstliche Einbahnstraße an den Märkten hatte zur Folge, dass die Investoren vergaßen, warum es gut ist, das eigene Portfolio mit Hilfe von Gold zu diversifizieren, dem praktisch einzigen Asset, dessen Kurs sich den Aktienmärkten entgegengesetzt entwickelt. Die Anleger verkauften ihr Gold in Massen und der GLD stand im Zentrum des gigantischen Sell-offs. Alle auf dem Sentiment basierenden Sorgen des Goldkurses in den vergangenen Jahren entsprangen letztlich dem Abverkauf epischen Ausmaßes von GLD-Anteilen im zweiten Quartal 2013. Nie zuvor waren im Verhältnis zu den Verkäufen am physischen Goldmarkt so viele ETF-Anteile abgestoßen worden.

Um die aktuelle Kursentwicklung zu verstehen, ist es wichtig, die Geschehnisse im Juniquartal 2013 zu durchschauen. In diesen schicksalhaften drei Monaten verkauften die Investoren so viele GLD-Anteile, dass sie den ETF dadurch zum Verkauf von 251,8 Tonnen Gold zwangen. Damit entfielen ganze 34,8% der gesamten Verringerung der GLD-Bestände in den letzten Jahren auf dieses eine Quartal. Während der ETF in diesen drei Monaten also 20,6% seiner Bullionvorräte verkaufte, um die Entwicklung des Goldkurses widerspiegeln zu können, sank der Preis des Edelmetalls selbst um 22,8%.


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