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Platin- und Palladiummärkte bleiben angespannt

16.06.2016  |  Eugen Weinberg
- Seite 2 -
Die Industrienachfrage außerhalb der Automobilbranche soll laut JM sogar um 10% steigen. Vor allem in der Chemieindustrie geht JM von einer anhaltend ungewöhnlich hohen Nachfrage aus. Auch der Ausblick für die Glasindustrie sei positiv. Ebenso soll die Nachfrage aus der Ölverarbeitungsindustrie steigen und auch in Brennstoffzellen (Teil der Elektronik-Komponente) dürfte mehr Platin verwendet werden. Gänzlich anders ist auch hier die Einschätzung des WPIC. Die Industrienachfrage außerhalb der Automobilbranche dürfte um 3% schrumpfen, da weniger Platin in der Glasherstellung (z.B. LCD) und in der Ölverarbeitung (Raffinerien) verwendet wird.

Zumindest ähnlich schätzen JM und WPIC die Entwicklung der Schmucknachfrage ein, welche mit einem Anteil von 35% die zweitgrößte Nachfragekomponente bei Platin ist. JM zufolge soll sie dank eines moderaten Wachstums in China und Indien um knapp 4% steigen. Der nach wie vor hohe Preisabschlag von Platin zu Gold könnte laut JM von Schmuckherstellern als opportunistische Kaufgelegenheiten erachtet werden. Etwas weniger stark dürfte die Schmucknachfrage laut WPIC zulegen (+1%), wobei es hier regional betrachtet große Unterschiede gibt. Die hohe Preisdifferenz zu Gold soll dabei in den USA und in Europa unterstützend wirken.

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Bei der Investmentnachfrage liegen Johnson Matthey (332 Tsd. Unzen) und der World Platinum Investment Council (350 Tsd. Unzen) vom Niveau her gar nicht weit auseinander. Bei JM bedeutet dies aber einen Rückgang um 26% gegenüber dem Vorjahr, beim WPIC dagegen einen Anstieg um 32%. Anders ausgedrückt dämpft die Investmentnachfrage die Gesamtnachfrage bei JM um 120 Tsd. Unzen, beim WPIC erhöht sie diese um 85 Tsd. Unzen. Wie bei der Schmucknachfrage hilft auch hier der Preisabschlag zu Gold. Und auch wenn sich die hohe Barrennachfrage Japans im letzten Jahr laut JM wohl nicht wiederholen lässt, könnte sie preisbedingt immer noch überdurchschnittlich bleiben.

Die niedrigen Preise sind auch dafür verantwortlich, dass die Nachfrage nach Platinmünzen deutlich zunimmt. Seitens der ETFs erwartet JM weder einen positiven noch einen negativen Beitrag in diesem Jahr. Laut WPIC wird sich die starke Nachfrage nach Münzen und Barren des ersten Quartals (insbesondere in Japan) in den Folgequartalen wohl nicht wiederholen. Nach einem verhaltenen Jahresauftakt soll die ETF-Nachfrage im Jahresverlauf dagegen moderat zulegen.

Auch wenn Johnson Matthey und der World Platinum Investment Council unterschiedliche Ansichten bezüglich der Nachfrageentwicklung haben, bleibt der globale Platinmarkt doch in beiden Fällen angespannt. Dies spricht unseres Erachtens für höhere Preise im Jahresverlauf. Zudem besteht für Platin weiterhin Aufholpotenzial gegenüber Gold. Wir erwarten am Jahresende einen Platinpreis von 1.050 USD je Feinunze.


Palladium:

Auch für den globalen Palladiummarkt erwartet Johnson Matthey (JM) 2016 ein Angebotsdefizit. Dieses soll sich auf 843 Tsd. Unzen belaufen und damit deutlich höher ausfallen als im Vorjahr (Grafik 5). Wie bei Platin wäre dies auch bei Palladium das fünfte Defizitjahr in Folge. Ohne Berücksichtigung der Investmentnachfrage würde sich das Angebotsdefizit sogar auf mehr als 1,1 Mio. Unzen belaufen.

Laut JM soll das globale Minenangebot um knapp 1% auf 6,39 Mio. Unzen fallen (Grafik 6, Seite 4). Dies ist vor allem Südafrika geschuldet, wo die Produktion um 6% sinken soll. Die südafrikanischen Produzenten haben der Einschätzung von JM zufolge auch kaum noch Spielraum, Produktionsausfälle durch Lagerabverkäufe auszugleichen. Ferner sieht JM die Möglichkeit neuer Streiks im Rahmen der Tarifverhandlungen in der Platinindustrie.

Trotz des erwarteten deutlichen Produktionsrückgangs verliert Südafrika nicht die im letzten Jahr von Russland übernommene Spitzenposition als weltweit größter Palladiumproduzent. Denn das russische Angebot dürfte nur moderat steigen. Das geringere weltweite Minenangebot wird allerdings durch ein höheres Recyclingangebot ausgeglichen. Dieses soll um fast 7% auf 2,63 Mio. Unzen zunehmen (Grafik 6). Vor allem aus der Automobilindustrie steht demnach mehr Altmaterial zur Verfügung.

Zum höheren Angebotsdefizit trägt damit ausschließlich die Nachfrageseite bei. Mit einem Anteil von 79% bleibt die Automobilindustrie die mit Abstand größte Nachfragekomponente. Die Nachfrage dort soll um knapp 2% auf ein neues Rekordhoch von 7,76 Mio. Unzen zulegen. Die besten Aussichten sieht Johnson Matthey für die Automobilindustrie in Europa und in China. In Europa erholen sich vor allem die Märkte in Spanien und Italien klar von ihren vorherigen Einbrüchen.


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