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Japan mit neuen Experimenten?

17.07.2016  |  Klaus Singer
Amerikanische Aktien haben neue Allzeithochs markiert. Der S&P500 notiert mit 2.162 gut 30 Punkte über seinem Rekord aus Mai 2015. Europäische Aktien hinken um Längen hinterher, der DAX steht noch 200 Punkte unter dem Stand vor dem Brexit-Referendum.

Den Bullen hilft in den USA, dass es zuletzt wieder einige besser als erwartete Makrodaten gab. So ist der Einzelhandelsumsatz in den USA im Juni deutlich stärker gestiegen als erwartet, die überraschend hohe Zahl neuer Jobs, die in der Vorwoche gemeldet wurde, wirkt ebenfalls noch nach. Zudem zeigten die Inflationsdaten für Juni keine negative Überraschung.

Die ersten Quartalszahlen für Q2 brachten positive Überraschungen. Man rechnet gegenwärtig nur noch mit -4,7% bei der Gewinnentwicklung im Jahresvergleich nach -5% vor einer Woche. Viele Beobachter gehen davon aus, dass hier der Boden der Entwicklung erreicht ist. Hoch bewertet bleiben Aktien dennoch.

Die Entwicklung im langfristigen Renditebereich zeigt mit abflachender Zinsstruktur und immer weiter abnehmendem Niveau ein unschönes Bild der vor uns liegenden Entwicklung. Mittlerweile büßen aber auch Zinsen durch die extreme manipulative Geldflut der Notenbanken an Indikatorfunktion ein. Hinzu kommen regulatorische Eingriffe, die etwa Versicherer und Pensionsfonds in sichere, langfristige Staatsanleihen zwingen.

Das gilt auch für Banken, die an striktere Regeln zum Risikomanagement gebunden sind. Schließlich verzerren die Zentralbanken selbst die Zinsen mit ihren unelastischen Nachfrage im Rahmen ihrer QE-Kaufprogramme. Der Markt für Staatsanleihen dünnt aber auch von der Angebotsseite aus, weil Staaten auf die Schuldenbremse drücken. Das alles führt zu immer weiter sinkenden Zinsen und angesichts der deutlichen höheren US-Renditen zu besonders stark steigender Nachfrage nach Treasurys.

Beobachter schätzen, dass zwei Drittel bis drei Viertel der Bewegungen von Renditen von Staatsanleihen auf die genannten Faktoren hinsichtlich Angebot und Nachfrage zurückgehen. Nur etwa ein Achtel wird der Erwartung zugeschrieben, dass die Wirtschaft sich auch weiterhin so anemisch entwickeln wird wie bisher. Das ist vor dem Hintergrund keine besondere Beruhigung, dass schon eine gehörige Portion Pessimismus in den Bondmärkten eingepreist ist. Die Bondmärkte, so verzerrt sie durch die Geldflut der Zentralbanken auch sein mögen, signalisieren dennoch, dass die Weltwirtschaft in einer disinflationären Entwicklung steckt.

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Japan ist bei einer solchen Entwicklung Vorreiter, genauso wie das Land bei der Implementation geldpolitischer Experimente zur Ankurbelung der Realwirtschaft seit zwei Dekaden führend ist. Unter Regierungschef Abe wurde 2013 mit dem bezogen auf das BIP größten Kaufprogramm begonnen, das je eine Notenbank aufgelegt hat. Konjunkturprogramme und Geldschwemme waren bisher jedoch nicht in der Lage, die wirtschaftliche Lähmung dauerhaft zu überwinden, die das Land nach dem Platzen der Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt Anfang der 1990er Jahre erfasst hat (Chartquelle).

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Quelle: http://de.tradingeconomics.com/japan/gdp


Im Januar hatte Notenbankchef Kuroda die Wirkungslosigkeit der bisher eingeleiteten Maßnahmen beklagt, kurz darauf hatte die BoJ die Tür in Richtung negativer Leitzinsen aufgestoßen. Der Yen reagierte darauf, für viele überraschend, mit anhaltender Stärke. Gegen Dollar hatte sich das Währungspaar seit der Ankündigung der Abenomics von 78 auf in der Spitze auf 125 entwickelt, aktuell notiert es nach einem kürzlich erreichten Tief nahe 100 bei 105. Man muss kein Hellseher sein, das Währungspaar ist eine Widerstandszone hineingelaufen, die bis oberhalb von 106 reicht (Chartquelle).

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Das G7-Treffen vor einigen Wochen ging ohne Freibrief für Japan zu Ende, seine Währung durch direkte Interventionen zu schwächen. Das US-Finanzministerium warnte Japan ausdrücklich vor Manipulationen und forderte stattdessen, die japanische Binnennachfrage zu steigern. Da kam am zurückliegenden Wochenende die Wiederwahl Abes gerade recht, der umgehend weitere staatliche Anreizmaßnahmen ankündigte. Das schwächte den Yen schnell und deutlich, jetzt müssen aber erst einmal Taten der Regierung folgen.


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