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Chris Puplava: Die Welt steht Kopf

01.08.2016
- Seite 3 -
Trotz der steigenden Staatsverschuldung und den niedrigsten Zinsen seiner Geschichte stagniert das Wirtschaftswachstum des Landes nach wie vor, denn der prozentuale Anteil der Japaner im Ruhestand an der Gesamtbevölkerung nimmt zu. Diese Pensionäre sind überwiegend damit beschäftigt, das im Laufe ihres Lebens erwirtschaftete Vermögen und ihre Ersparnisse auszugeben, statt ein Einkommen zu verdienen und ihre Rentenkonten zu füllen. Aus diesem Grund könnte Japan das erste Land sein, welches das sogenannte Helikoptergeld einführt, wie auch der folgende Artikel darlegt:

"Die Diskussionen über weitere unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen werden weltweit mit verstärktem Eifer geführt, während Japan an die Grenzen dessen gelangt, was sich mit Hilfe negativer Zinssätze und quantitativer Lockerungen erreichen lässt.

Das hatte Spekulationen über die Einführung einer als Helikoptergeld bekannten Maßnahme durch die Bank of Japan zur Folge. Dr. Loretta Mester, Vorsitzende der Zweigstelle der Federal Reserve in Cleveland und Mitglied des Offenmarktausschusses der US-Notenbank, signalisierte, dass direkte Zahlungen an private Haushalte und Unternehmen zur Erhöhung der Ausgaben eine Option seien, welche die Zentralbanken zusätzlich zu Zinssenkungen und quantitativen Lockerungen in Erwägung ziehen könnten.

'Wir prüfen immer alle Mittel, die uns zur Verfügung stehen', antwortete Dr. Mester auf eine Frage von ABC bezüglich einer möglichen Anwendung von Helikoptergeld. Die vorsichtige Reaktion von Dr. Mester auf die Option, Helikoptergeld in Betracht zu ziehen, passt zu den Kommentaren der Notenbankvorsitzenden Janet Yellen, die kürzlich andeutete, diese Maßnahme könne in 'Extremsituationen' zum Einsatz kommen."


Es gibt bereits wilde Spekulationen darüber, dass Japans Premierminister Shinzo Abe ein finanzielles Konjunkturpaket in Höhe von rund 20 Billionen Yen (187 Milliarden $) vorbereitet, um die japanische Wirtschaft wiederzubeleben, die weitere Anzeichen von Deflation und verlangsamtem Wachstum zeigt. Es ist wahrscheinlich, dass die Bank of Japan zunächst eine "abgeschwächte" Form des Helikoptergeldes testet, indem sie zusätzlich zur Verstärkung ihrer Fiskalpolitik auch die monetären Käufe ausweitet. Dies wäre der nächste Schritt auf dem Weg zum Helikoptergeld.

Abgeschwächtes Helikoptergeld in Japan, die Lockerung der Sparpolitik in Europa, die Verstärkung der monetären Impulse durch die Bank of England in Reaktion auf das Brexit-Referendum und die Untätigkeit der Federal Reserve in den USA haben die Kurse an den US-Aktienmärkten auf neue Rekorde steigen lassen. Der S&P 500 ist auf deutlich über 2.100 Punkte geklettert, der Dow Jones auf mehr als 18.000 Punkte.

Die Marktbewertungen nähern sich immer mehr dem Bereich, in dem man von einer Blase sprechen kann. Werfen Sie einen Blick auf den folgenden Chart von Doug Short, welcher zeigt, dass die Marktwerte derzeit 76% über dem historischen Durchschnitt liegen. Nur während der Dotcom-Blase und während des Booms in den späten 1920er Jahren (auf welche die Große Depression folgte) waren sie noch höher.

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Quelle: Doug Short


Wenn die Märkte überbewertet sind und eine Korrektur beginnt, dann endet diese nur selten am langfristigen Mittelwert, sondern setzt sich dagegen bis zu einem deutlich niedrigeren Niveau fort. Der Boden des Bärenmarktes im Jahr 2009 ist dafür ein gutes Beispiel. Damals fielen die Aktienkurse 12% unter ihren historischen Mittelwert, bevor eine neue Hausse begann. Da sie heute sogar 76% über dem Durchschnitt liegen, könnten sie beim nächsten Crash noch tiefer abstürzen.

Der Markt wird immer teurer, soviel steht fest. Wir beobachten jedoch gleichzeitig auch eine Abschwächung der Konjunktur und die Zunahme des Rezessionsrisikos. Aus diesem Grund lassen zahlreiche bekannte Investmentstrategen hinsichtlich der jüngsten Allzeithochs lieber Vorsicht walten. David Rosenberg sagte in einem Interview beispielsweise, dass er diese Rally "mit einer gehörigen Portion Skepsis" betrachtet:

"Wenn ich mir die Kurse so ansehe...ich will nicht sagen, dass sich an den Märkten eine Spekulationsblase gebildet hat, aber mir sind die Aktien im Moment etwas zu teuer. Wenn Sie diesen Markt jetzt kaufen, sagen Sie damit praktisch, dass Sie von einer Erholung der Gewinne um 25% im nächsten Jahr ausgehen. Historisch gesehen geschieht das einmal alle zehn Jahre, also scheint mit das keine allzu vielversprechende Wette zu sein. Ich würde sagen, ich betrachte diese Rally mit einer gehörigen Portion Skepsis."

Die Zentralbanken mögen vielleicht auf neue monetäre Maßnahmen zu Stimulierung der Wirtschaft zurückgreifen und werden unter Umständen sogar Helikoptergeld vom Himmel werfen, doch die Wirtschafts- und Marktzyklen sind unveränderliche Naturkräfte und Versuche sie zu kontrollieren oder zu beeinflussen haben oft nur eine Verschlechterung der Lage zur Folge. Ob das nun bedeutet, dass gigantische Spekulationsblasen entstehen oder Jahre der Stagnation folgen - in einer Welt, die Kopf steht, ist es von oberster Priorität flexibel zu bleiben und die Initiative zu ergreifen, um Erfolg zu haben.


© Chris Puplava


Dieser Artikel wurde am 22.07.2016 auf www.financialsense.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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