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Sie können Ihr Gold nicht essen!

06.08.2016  |  Gary E. Christenson
Ich habe neulich gelesen, dass ich Gold nicht essen kann, während ich mein Anleihe-Sandwich verdrückte und meinen Riester-Wein schlürfte, der nach einem billigen Chardonnay schmeckte. Als Beilage hatte ich blanchierte 20-Dollar-Noten und zum Nachtisch gab es Schokoladen-Geldmarkt.

Ja, ich mache Witze. Der Punkt ist, dass so simple Sätze wie "Sie können Ihr Gold nicht essen!" nicht anderes sind, als nutzlose Ablenkungsmanöver.

Warum sollten uns die höheren Mächte der Finanzwelt ablenken wollen? Wenn Sie Ihr Geld in Gold anlegen, befindet es sich außerhalb des Finanzsystems und damit auch außerhalb der Reichweite von Bankern und Politikern. Diese wollen aber gern die Kontrolle über Ihr Vermögen haben, daher versuchen sie, Goldinvestitionen zu verhindern.

So weit, so klar. Doch es geht weiter. Den Bankern und Politikern ist nicht nur an der Kontrolle über Ihre Finanzen gelegen, sondern auch an der Kontrolle des Goldpreises am freien Markt. Gold steht im Wettbewerb zu allen schuldenbasierten Fiatwährungen dieser Erde und die Banken, Zentralbanken und Regierungen sind von eben diesen Papierwährungen abhängig. Sie wollen nicht, dass eine konkurrierende Währung - Gold - den stark kontrollierten Fiatwährungen die Aufmerksamkeit stiehlt.

Doch der Einfluss der Zentralbanken hat Grenzen. Die Japaner erkennen beispielsweise gerade, dass sie dank der aktuellen Geldpolitik ihrer Notenbank dringend Gold benötigen. "An den Edelmetallmärkte hat sich das Blatt eindeutig gewendet", wie John Hathaway schreibt.

Ermutigt Wal-Mart seine Kunden, bei einer anderen Warenhauskette einzukaufen? Selbstverständlich nicht. Analog dazu ermutigen auch die Zentralbanker die Bürger nicht zu Goldanlagen und eines ihrer Hilfsmittel ist in diesem Zusammenhang das Verhindern von Preiserhöhungen. Dirk G. Baur von der University of Western Australia diskutiert in einer Forschungsarbeit, wie die Notenbanken Einfluss darauf nehmen, welche Preise für Gold bezahlt werden. Auch GATA, das Gold Anti-Trust Action Committee, dokumentiert die Preismanipulationen bereits seit Jahren.

Wenn eine Institution einen Vorteil aus Marktmanipulationen ziehen kann und diese auch in ihrer Macht stehen, ist es nur vernünftig davon auszugehen, dass sie von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wird. Die Einflussnahme ist also keineswegs überraschend.

So weit, so klar. Doch es geht weiter. Fiatwährungen beruhen auf Schulden. Die Banken erhöhen die Gesamtverschuldung (das ist ihr Geschäftsmodell) und die Schulden verwandeln sich eines Tages in finanzielle Sklaverei. Gold basiert in keiner Weise auf Krediten, sondern stellt vielmehr reines, unbelastetes Vermögen dar. Die "höheren Mächte" tun daher ihr Möglichstes, um Gold in den Augen der Investoren uninteressant zu machen. Regierungen und Zentralbanken wollen verständlicherweise ein Monopol auf die Ausgabe und den Wert ihrer Währungen. Fiatwährungen machen dieses Monopol möglich, während Gold es erschwert. Erwarten Sie also nicht, dass die Zentralbanken das gelbe Metall akzeptieren werden - es sei denn, ihnen bleibt keine andere Wahl mehr.


Vertrauen und Unsicherheit?

Sie können Ihre Dollars - die kein Geld sind, sondern die Schulden der Federal Reserve Ihnen gegenüber repräsentieren - verwenden, um Aktien, Anleihen oder Konsumgüter zu erwerben. Ihre Dollars werden akzeptiert, weil die Person, die sie entgegennimmt, weiß, dass auch die nächste Person in der Kette der Finanztransaktionen die Banknoten akzeptieren wird.

Was geschieht, wenn diese Kette aufgrund eines Vertrauensverlusts reißt? Dann könnten wir eine Wiederholung der Krise von 2008 erleben, aber die Folgen wären wahrscheinlich viel schlimmer. Warum? Die Gesamtverschuldung ist heute deutlich höher (mehr als 200 Billionen Dollar, Tendenz steigend), der Gegenwert aller kreditfinanzierten Assets ist größer, die Derivatemärkte sind weiter gewachsen und das Finanzsystem ist instabiler geworden. Wenn das Vertrauen verloren geht, wird das Gegenparteirisiko zum entscheidenden Faktor. Wenn Bank 1 nach einem Crash ihre Forderungen nicht mehr geltend machen und Bank 2 nicht mehr auszahlen kann, dann verlieren Sie womöglich Ersparnisse, wenn Sie Geld bei Bank 2 hinterlegt haben.

Vergleichen Sie das Risiko von Derivaten im Wert von einigen hundert Billionen Dollar mit dem Gegenparteirisiko von physischem Gold - letzteres ist ganz einfach nicht vorhanden.

Die Negativzinsen: Schätzungen zufolge beträgt der Wert der Staatsanleihen, die negative Rendite "einbringen", mittlerweile 12-13 Billionen Dollar. Beschwört dies das Bild eines soliden Finanzsystems herauf, oder doch eher das einer massiven Blase, die nur darauf wartet, dass die Nadel des Vertrauensverlustes sie zum Platzen bringt? Möchten Sie wirklich eine negativ verzinste Anleihe besitzen, deren Nennbetrag in einer abgewerteten Währung zurückgezahlt wird, oder bevorzugen Sie die langfristige Sicherheit von Gold?

Die Sub-Prime-Wirtschaft: Steve St. Angelo argumentiert überzeugend, dass die Wirtschaft keineswegs gut dasteht und warnt vor Zahlungsausfällen im Bereich der Unternehmens-, Studien- und Autokredite. Insbesondere im Energiesektor sind Pleiten wahrscheinlich. Es herrscht jedenfalls kein Mangel an Schuldtiteln mit hohem Ausfallrisiko und es ist anzunehmen, dass zumindest ein Teil dieser Schulden nie getilgt werden kann. Wenn es zu Kreditausfällen en masse kommt und das Vertrauen in die Fiatwährungen versagt, hätten Sie dann lieber zweitklassige Anleihen in Ihrem Portfolio oder physisches Gold?

Edelmetalle sind eine zuverlässige Absicherung gegen das zunehmend brüchige und aufgeblähte Ponzi-System der Papierwährungen, Staatsschulden, Zahlungsausfälle bei Studien- und Autokrediten, Unternehmenspleiten und Insolvenzen im Energiesektor sowie das sinkende Vertrauen in Regierungen und Zentralbanken. Alle genannten Punkte bergen ein nicht zu vernachlässigendes Risiko - mit Ausnahme von Gold und Silber.

Jim Rickards (Strategic Intelligence, Juli 2016):

"Die Kapitalmärkte stehen kurz vor dem Kollaps. Das Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbanken, die Stabilität der Währungen zu garantieren, wird schon bald gegen Null gehen. Die einflussreichste Notenbank der Welt, die U.S. Federal Reserve, ist in diesem Zusammenhang ein gutes Fallbeispiel.

Die Trefferquote der Fed in Bezug auf ihre Wirtschaftsprognosen ist absolut miserabel. Ihre Finanzmodelle sind veraltet, ihr Wissen über die Kapitalmärkte ist äußerst mangelhaft. Jahrelang wurden diese Unzulänglichkeiten vom blinden Vertrauen der Investoren in die Omnipotenz der Zentralbanken und von der Angst vor einem Leben ohne die Notenbanken verdeckt. Jetzt ist die Zeit um. Der Kaiser hat in Wirklichkeit gar keine Kleider und durchschnittliche Amerikaner sind endlich bereit, das zuzugeben.

Der Vertrauensverlust beschränkt sich dabei keineswegs nur auf die Federal Reserve. Er betrifft Zentralbanken überall auf dieser Welt."


Schlussfolgerungen

  • Lassen Sie sich durch Unsinn wie "Sie können Ihr Gold nicht essen" nicht verunsichern oder ablenken.

  • Lassen Sie sich von den Manipulationen der Zentralbanken am Goldmarkt nicht in die Irre führen. Wie sonst sollten die Notenbanken gegen einen überlegenen Konkurrenten an den internationalen Währungsmärkten vorgehen? Legen Sie sich eine Edelmetallreserve an, solange Sie noch können!

  • Lassen Sie sich nicht von der massiven weltweiten Verschuldung ablenken. Das Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit wird auf die eine oder andere Weise kommen, mit einem lauten Knall oder einem leisen Wimmern, und es wird einhergehen mit Hyperinflation oder der Nichtanerkennung der Schuldverschreibungen. Gold ist Ihre Absicherung gegen die Verwüstungen, die der Kollaps des Schuldensystems anrichten wird.

  • Gold ist ein Vermögenswert, der keinerlei Gegenparteirisiko hat!


© GE Christenson
aka Deviant Investor


Hinweis Redaktion: Im Mai 2016 ist das neue Buch von Jürgen Müller und Gary Christenson "Gold: 10.000 Dollar? Was eine neue Modellrechnung über die Zukunft des Goldpreises sagt" erschienen.

Dieser Artikel wurde am 02. August 2016 auf www.deviantinvestor.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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