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Kursanalogie: Vorsicht vor neuen Tiefs beim Goldpreis

01.09.2016  |  Przemyslaw Radomski
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Selbst auf den ersten Blick wirken beide oben abgebildete Charts sehr ähnlich. Doch sehen wir sie uns genauer an. Die beiden Kursverläufe zeigen zahlreiche Gemeinsamkeiten: der parabolische Anstieg, die beiden darauf folgenden Tops, die großen Kursverluste nach dem Durchbrechen des ersten Tiefs und der anschließende, flacher verlaufende Abwärtstrend. In beiden Fällen verlief die Rally nach dem "finalen" Boden äußerst steil. Dann beobachteten wir eine gewisse Seitwärtsbewegung, an die sich eine weitere Rally anschloss, deren Hoch ein wenig über dem Hoch des ersten Aufschwungs lag.

Schon diese Beobachtungen zeigen, dass die beiden Entwicklungen sehr ähnlich sind. Doch das ist noch nicht alles. Bei beiden Aufwärtsbewegungen nach dem Erreichen eines Bodens dauerte es etwas mehr als sechs Monate, bis die Kurse wieder sanken. Zudem stieg der Kurs während der ersten Rally jeweils in etwa bis zum letzten lokalen Hoch.

Das analoge Muster stammt vom Ende des Bullenmarktes, der sein Hoch im Jahr 1980 erreichte. Wir denken zwar nicht, dass die Hausse im Edelmetallsektor bereits völlig vorüber ist, doch die Emotionen, die die Investoren 1980 begleiteten, sind durchaus mit der Marktstimmung während des Tops im Jahr 2011 vergleichbar. Folglich gibt es gute Gründe davon auszugehen, dass die Kursmuster nach diesen Höchstständen ähnlich verlaufen können.

Was bedeutet diese Ähnlichkeit nun? Es ist wahrscheinlich, dass sich die Preisentwicklung analog fortsetzt, daher kann uns der Kursverlauf der Vergangenheit viel darüber verraten, wie es nun künftig womöglich weitergeht.

Was könnte als nächstes geschehen? Das Gleiche, was auch in unserem Vergleichszeitraum nach diesem Muster geschah - oder etwas sehr Ähnliches. Damals stieg der Goldkurs leicht über das Hoch, das während der ersten steilen Rally erreicht wurde und bildete dann ein Top in Form von drei kleineren Tops. Anschließend fiel der Preis des gelben Metalls auf neue Tiefs.

Im Rahmen des aktuellen Aufwärtstrends stieg Gold zunächst über das Hoch der ersten Rally und scheint nun ebenfalls ein Top in Form von drei kleineren Tops gebildet zu haben: Das erste folgte in Reaktion auf das Brexit-Referendum, das zweite wurde Anfang Juli erreicht und das dritte sehen wir Anfang August.

Wir wiesen damals bereits darauf hin, dass die Rally seit etwas mehr als sechs Monaten anhält. Das ist auch jetzt noch der Fall, ohne dass ein neues Hoch erreicht wurde. Ihre Zeit könnte daher um sein. Wir wollen an dieser Stelle allerdings auch darauf hinweisen, dass die Muster ähnlich, aber nicht identisch sind. Es könnte daher durchaus sein, dass der Goldkurs noch etwa einen Monat lang stabil bleibt, ohne dass dies die Beobachtungen und die Ähnlichkeit ungültig machen würde. Der nachfolgende Kursverfall wäre deshalb nicht weniger wahrscheinlich. Die zeitlichen Anforderungen an die Bildung eines Tops sind im Allgemeinen jedenfalls erfüllt.

Welche Beobachtungen lassen sich hinsichtlich des Goldpreises noch machen? In den 1980er Jahren ist der Goldkurs basierend auf seiner vorhergegangenen Abwärtsbewegung in etwa wieder bis zum Fibonacci-Retracement bei 38,2% gestiegen. Das Gleiche lässt sich auch vom jüngsten Kursaufschwung sagen. Selbst falls es eine weitere kleine Goldrally gibt, bleibt die Analogie der Kursmuster ungebrochen. Das bedeutet, dass der Kurs künftig wahrscheinlich sinken wird - wenn nicht sofort, dann zumindest sehr bald. Diese neue Abwärtsbewegung wird den Goldpreis mit hoher Wahrscheinlichkeit auf neue Tiefs fallen lassen.

1983 stieg Gold einige Dollar über die Retracement-Linie, bevor ein Top gebildet wurde. Daher würde selbst ein Preisschwung auf mehr als 1.400 $ die bisherigen Analysen nicht ungültig machen. Eine solche Rally ist jedoch nicht besonders wahrscheinlich, denn schließlich hat der Goldkurs direkt an der Retracement-Linie ein Hoch erreicht. Zudem deuten zahlreiche Indikatoren auf einen extremen Optimismus unter den Edelmetallinvestoren hin - ein starkes Anzeichen dafür, dass das Hoch vorläufig erreicht wurde oder kurz bevorsteht.

Bedeutet all das nun, dass uns am Goldmarkt eine lange Zeit der niedrigen Preise bevorsteht? Nein. Die Fundamentaldaten des gelben Metalls bleiben positiv und sie werden den Kurs in den kommenden Jahren wahrscheinlich wieder nach oben treiben - insbesondere, wenn genügend Investoren die Edelmetallmärkte satt haben und das Handtuch werfen, d. h. wenn sich der Optimismus in übertriebenen Pessimismus umkehrt. Wenn diese Voraussetzung gegeben ist, kann eine enorme Rally beginnen.

Technisch betrachtet werden die Implikationen der Selbstähnlichkeit mit zunehmender Erweiterung der Zeitspanne, für die wir die Vorhersagen treffen, schwächer und unzuverlässiger. Unsere Analyse legt also die Schlussfolgerung nahe, dass der Goldkurs in den kommenden Wochen und Monaten Verluste verzeichnen wird, doch sie sagt nichts über die nächsten Jahre aus. Auch für die Entwicklung der Tageskurse hält das Muster keine Hinweise bereit, da es nicht kurzfristiger Natur ist.

A propos kurzfristig - es gibt noch eine Entwicklung, die durch die Ähnlichkeit der Kursverläufe wahrscheinlich wird, und das ist eine vorläufige Pause im Abwärtstrend, sobald der Kurs auf die bedeutenden vorhergegangenen lokalen Tiefs fällt. Das wäre heute in etwa im Bereich von 1.200 $.

Selbstverständlich gibt es zahlreiche weitere Faktoren, die vor der Eröffnung einer spekulativen Position im Edelmetallsektor bedacht werden sollte. Zu nennen sind beispielsweise Zyklen, verschiedene Indikatoren, die Performance anderer Teile des Sektors im Verhältnis zu Gold, die relative Entwicklung des Goldkurses gegenüber dem US-Dollar-Index und anderen Währungen, die Korrelation zu Silber und internationalen Währungen, die zukünftigen Aussichten für wichtige Schlüsselverhältnisse, das tägliche und wöchentliche Handelsvolumen usw. Auch bei Überlegungen bezüglich der Zusammensetzung eines Edelmetallportfolios sollten diese Dinge berücksichtigt werden.

Die Ähnlichkeit der aktuellen Kursentwicklung zur Goldpreis-Performance im Jahr 1983 ist allerdings ebenfalls ein wichtiger Faktor. Goldinvestoren sollte angesichts dieser Analogie zumindest ein wenig in Sorge um ihre Investments sein.


© P. Radomski
Herausgeber von Sunshine Profits


Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.SunshineProfits.com.

Dieser Artikel wurde am 29.08.2016 auf www.news.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten.de übersetzt.




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