Goldpreis-Szenarien
09.08.2006 | Walter K. Eichelburg
Von verschiedenen Autoren werden unterschiedliche Szenarien für die zukünftige Goldpreis-Entwicklung angegeben. Wie sich das real abspielen wird ist heute noch nicht ganz klar, aber von enormer Wichtigkeit für alle Edelmetall-Investoren. Ich möchte in diesem Artikel auf die wichtigsten Szenarien eingehen und sie bewerten.
1. Deflationisten (Prechter, Hannich)
Die Deflationisten sehen den Goldpreis bei einem Crash des Finanzsystems drastisch sinken, da alle Assets verkauft werden müssen, um Cash zu generieren. Erst später soll der Goldpreis in einer Hyperinflation massiv ansteigen.
Es spricht einiges dafür, dass der Goldpreis in einer Liquditätskrise wie im Mai/Juni 2006 mit allen anderen Assets (Aktien, Commodities) einbricht, da die Fonds und Spekulanten nicht zwischen den Assets unterscheiden. Nach Robert Prechter (Buch: Conquer the Crash) könnte der Goldpreis auf 200 $/oz sinken. Laut Robert Prechter’s Elliot Wave Financial Forecast (EWFF) vom August 2006 soll der Goldpreis auf 450 $/oz sinken. Nach einer längeren Deflationsphase soll der Goldpreis in einer nachfolgenden Hyperinflation (nach mehreren Jahren) dann massiv steigen. Herr Hannich gibt überhaupt keinen Richtwert an, jedoch lehnt er aus idelologischen Gründen Gold generell ab.
Das Problem mit den Deflationisten ist, dass sie die "reine Deflation" aus den Zeiten des Goldstandards vor Augen haben. Im Fiat Money-System dagegen führt ein Abverkauf der Assets (= Deflation der Aktien & Bonds) auch zu einem Abverkauf der betroffenen Währung. Es ist unwahrscheinlich, dass bei einem massiven Abverkauf von US-Bonds und Aktien der Dollar nicht auch verkauft wird. Es ist sichtbar, dass die US-Wirtschaft derzeit in eine Depression geht. Der Immobilienmarkt kollabiert, Einzelhandel und Tourismus brechen ein. Die Frage ist nur, welche Art von Depression es sein wird.
Modifizierte Deflationisten wie Martin Weiss sehen daher, dass in diesem Fall der Goldpreis "durch die Decke" geht, besonders, wenn es den US-Dollar trifft.
Verhalten für Anleger: Bei diesem Szenario empfiehlt es sich, mit Einsetzen der Krise in Bargeld und kurzlaufende Staatsanleihen zu gehen. Mit ansteigendem Goldpreis ist dann ein sofortiger Umstieg in Gold und Silber erforderlich, denn dann geht der Rest der Papierwelt durch Hyperinflation zu Grunde.
2. Gold verschwindet (Laird, Tiggemann)
Diese Autoren sehen, dass im Fall einer Finanzkrise Gold und Silber einfach nicht mehr zu bekommen sind, egal um welchen Preis. Chris Laird meint etwa in "Final Days of US-Dollar?", dass im Fall eines massiven Dollar-Abverkaufs von den USA Devisenkontrollen verhängt werden, was dazu führt, dass Gold zu keinem Preis mehr ausreichend zu bekommen ist. Friedrich Tiggemann meint, dass das derzeitige Finanzsystem so extrem angespannt ist, dass ein Auslöser wie eine Großpleite, Terroranschlag, etc. für den sofortigen Totalzusammenbruch genügt und dann Gold innerhalb weniger Wochen nicht mehr zu bekommen ist. Viel spricht für diese These.
Begründung: Die in der Welt umlaufenden Papier-Finanzwerte sind derartig groß und die Gold & Silbermenge nur ein Bruchteil davon. Studien zeigen, dass erst bei einem Goldpreis von etwa 50.000 $/oz ein annäherndes Gleichgewicht gefunden wird.
Verschwindet durch ein Ereignis das Vertrauen in die Papierwerte und besonders in den US-Dollar wird eine gewaltige Flucht zuerst der Großanleger und Zentralbanken in das Gold stattfinden. Es gilt das alte Prinzip: den Letzten beißen die Hunde.
Verhalten für Anleger: Sollte dieses Szenario zum Tragen kommen, muss man bereits in physischem Gold und Silber drinnen sein, denn wenn die Krise beginnt, hat man kaum mehr eine Chance, hineinzukommen. Besonders dann, wenn Staaten wie die USA Devisenkontrollen verhängen, womit die Dollar-Wertpapiere praktisch wertlos werden. Der Politik ist in einem solchen Fall alles zuzutrauen.
3. Exponentieller, stetiger Anstieg (Hommel)
Jason Hommel hat ein Szenario mit einem einigermaßen exponentiellen, stetigen Anstieg entworfen. Ihm ging es mehr darum den endgültigen Höhepunkt des Goldpreises zu berechnen, als um einen zeitlichen Verlauf anzugeben. Ein solch „linearer“ Anstieg wird sicher nicht vorkommen.
In "Future Gold and Silver Prices" zeigt Jason Hommel diese linear exponentielle Extrapolation (Bild rechts).
Der Endpreis von etwa 50.000 $/oz ist realistisch, jedoch sicher nicht ein solcher Verlauf. Der Goldpreis-Anstieg wird wie bisher volatil und mit Einbrüchen und Spikes geschehen.
Verhalten für Anleger: Dieser Verlauf wäre der Einfachste, da man eigentlich nur das Ende des Anstiegs im Auge halten muss.
4. Modifiziertes 1970er Szenario (verschiedene Autoren)
In diesem Szenario gibt es einen Commodity- und Goldpreisanstieg wie Ende der 1970er Jahre, mit dem Unterschied, dass das Finanzsystem nicht mehr gerettet werden kann, d.h. der Goldpreis steigt massiv weiter und es kommt zum Zusammenbruch.
Wir sind in der Tat heute in einer ähnlichen Situation wie Ende der 1970er Jahre: massive reale Inflation, die inzwischen über die Energiepreise in alle anderen Preise geht, künstlich negative reale Zinsen. Inzwischen bricht überall in der Welt die Inflation aus den Rohstoffen und Energie in die Konsumgüter durch. Das Resultat ist, dass jetzt die Zinsen überall steigen müssen.
Der massive Goldpreis-Ansteig seit Mitte 2005 ist ein Alarmzeichen. In der Tat konnte man in dieser Zeit mit Gold und anderen Rohstoffen mehr verdienen, als mit jeglicher Art von Schuld-Geldanlage (Sparbücher, Anleihen). Sagen Sie Ihrer Bank, dass Sie jetzt 10% Zinsen haben möchten, um die reale Konsumentenpreis-Inflationsrate von etwa 6% abzudecken. Noch besser, sagen Sie der Bank, dass Sie jetzt 25% Zinsen auf ihre Spareinlagen haben möchten, denn das sichere Gold bringt Ihnen mehr. Heute wird man Sie noch auslachen, aber nicht ewig.
Die Zentralbanken werden versuchen, die Zinsen solange untenzuhalten, bis die derzeitigen Methoden der Goldpreisdrückung endgültig versagen. Dass kann noch 2006 passieren. Die Entladung in den Goldpreis wird dann viel heftiger ausfallen, besonders wenn noch massenhaft Kreditausfälle dazukommen. Angst und Gier werden sich dann zusammen im Goldmarkt entladen, eine besonders starke Kombination.
Verhalten für Anleger: Sollte dieses Szenario zum Tragen kommen, sollte man bereits in physischem Gold und Silber drinnen sein, denn wenn die Krise richtig beginnt, kommt man nur zu einem viel höheren Preis hinein. Es wird wie bisher Korrekturen geben, jedoch sollte man keinesfalls "traden" (laufend hinein- und herausgehen). Am Besten einsteigen und drinnen bleiben. Es gilt dann das alte Sprichwort: "man verdient mehr, wenn man schläft".
1. Deflationisten (Prechter, Hannich)
Die Deflationisten sehen den Goldpreis bei einem Crash des Finanzsystems drastisch sinken, da alle Assets verkauft werden müssen, um Cash zu generieren. Erst später soll der Goldpreis in einer Hyperinflation massiv ansteigen.
Es spricht einiges dafür, dass der Goldpreis in einer Liquditätskrise wie im Mai/Juni 2006 mit allen anderen Assets (Aktien, Commodities) einbricht, da die Fonds und Spekulanten nicht zwischen den Assets unterscheiden. Nach Robert Prechter (Buch: Conquer the Crash) könnte der Goldpreis auf 200 $/oz sinken. Laut Robert Prechter’s Elliot Wave Financial Forecast (EWFF) vom August 2006 soll der Goldpreis auf 450 $/oz sinken. Nach einer längeren Deflationsphase soll der Goldpreis in einer nachfolgenden Hyperinflation (nach mehreren Jahren) dann massiv steigen. Herr Hannich gibt überhaupt keinen Richtwert an, jedoch lehnt er aus idelologischen Gründen Gold generell ab.
Das Problem mit den Deflationisten ist, dass sie die "reine Deflation" aus den Zeiten des Goldstandards vor Augen haben. Im Fiat Money-System dagegen führt ein Abverkauf der Assets (= Deflation der Aktien & Bonds) auch zu einem Abverkauf der betroffenen Währung. Es ist unwahrscheinlich, dass bei einem massiven Abverkauf von US-Bonds und Aktien der Dollar nicht auch verkauft wird. Es ist sichtbar, dass die US-Wirtschaft derzeit in eine Depression geht. Der Immobilienmarkt kollabiert, Einzelhandel und Tourismus brechen ein. Die Frage ist nur, welche Art von Depression es sein wird.
Modifizierte Deflationisten wie Martin Weiss sehen daher, dass in diesem Fall der Goldpreis "durch die Decke" geht, besonders, wenn es den US-Dollar trifft.
Verhalten für Anleger: Bei diesem Szenario empfiehlt es sich, mit Einsetzen der Krise in Bargeld und kurzlaufende Staatsanleihen zu gehen. Mit ansteigendem Goldpreis ist dann ein sofortiger Umstieg in Gold und Silber erforderlich, denn dann geht der Rest der Papierwelt durch Hyperinflation zu Grunde.
2. Gold verschwindet (Laird, Tiggemann)
Diese Autoren sehen, dass im Fall einer Finanzkrise Gold und Silber einfach nicht mehr zu bekommen sind, egal um welchen Preis. Chris Laird meint etwa in "Final Days of US-Dollar?", dass im Fall eines massiven Dollar-Abverkaufs von den USA Devisenkontrollen verhängt werden, was dazu führt, dass Gold zu keinem Preis mehr ausreichend zu bekommen ist. Friedrich Tiggemann meint, dass das derzeitige Finanzsystem so extrem angespannt ist, dass ein Auslöser wie eine Großpleite, Terroranschlag, etc. für den sofortigen Totalzusammenbruch genügt und dann Gold innerhalb weniger Wochen nicht mehr zu bekommen ist. Viel spricht für diese These.
Begründung: Die in der Welt umlaufenden Papier-Finanzwerte sind derartig groß und die Gold & Silbermenge nur ein Bruchteil davon. Studien zeigen, dass erst bei einem Goldpreis von etwa 50.000 $/oz ein annäherndes Gleichgewicht gefunden wird.
Verschwindet durch ein Ereignis das Vertrauen in die Papierwerte und besonders in den US-Dollar wird eine gewaltige Flucht zuerst der Großanleger und Zentralbanken in das Gold stattfinden. Es gilt das alte Prinzip: den Letzten beißen die Hunde.
Verhalten für Anleger: Sollte dieses Szenario zum Tragen kommen, muss man bereits in physischem Gold und Silber drinnen sein, denn wenn die Krise beginnt, hat man kaum mehr eine Chance, hineinzukommen. Besonders dann, wenn Staaten wie die USA Devisenkontrollen verhängen, womit die Dollar-Wertpapiere praktisch wertlos werden. Der Politik ist in einem solchen Fall alles zuzutrauen.
3. Exponentieller, stetiger Anstieg (Hommel)
Jason Hommel hat ein Szenario mit einem einigermaßen exponentiellen, stetigen Anstieg entworfen. Ihm ging es mehr darum den endgültigen Höhepunkt des Goldpreises zu berechnen, als um einen zeitlichen Verlauf anzugeben. Ein solch „linearer“ Anstieg wird sicher nicht vorkommen.
In "Future Gold and Silver Prices" zeigt Jason Hommel diese linear exponentielle Extrapolation (Bild rechts).
Der Endpreis von etwa 50.000 $/oz ist realistisch, jedoch sicher nicht ein solcher Verlauf. Der Goldpreis-Anstieg wird wie bisher volatil und mit Einbrüchen und Spikes geschehen.
Verhalten für Anleger: Dieser Verlauf wäre der Einfachste, da man eigentlich nur das Ende des Anstiegs im Auge halten muss.
4. Modifiziertes 1970er Szenario (verschiedene Autoren)
In diesem Szenario gibt es einen Commodity- und Goldpreisanstieg wie Ende der 1970er Jahre, mit dem Unterschied, dass das Finanzsystem nicht mehr gerettet werden kann, d.h. der Goldpreis steigt massiv weiter und es kommt zum Zusammenbruch.
Wir sind in der Tat heute in einer ähnlichen Situation wie Ende der 1970er Jahre: massive reale Inflation, die inzwischen über die Energiepreise in alle anderen Preise geht, künstlich negative reale Zinsen. Inzwischen bricht überall in der Welt die Inflation aus den Rohstoffen und Energie in die Konsumgüter durch. Das Resultat ist, dass jetzt die Zinsen überall steigen müssen.
Der massive Goldpreis-Ansteig seit Mitte 2005 ist ein Alarmzeichen. In der Tat konnte man in dieser Zeit mit Gold und anderen Rohstoffen mehr verdienen, als mit jeglicher Art von Schuld-Geldanlage (Sparbücher, Anleihen). Sagen Sie Ihrer Bank, dass Sie jetzt 10% Zinsen haben möchten, um die reale Konsumentenpreis-Inflationsrate von etwa 6% abzudecken. Noch besser, sagen Sie der Bank, dass Sie jetzt 25% Zinsen auf ihre Spareinlagen haben möchten, denn das sichere Gold bringt Ihnen mehr. Heute wird man Sie noch auslachen, aber nicht ewig.
Die Zentralbanken werden versuchen, die Zinsen solange untenzuhalten, bis die derzeitigen Methoden der Goldpreisdrückung endgültig versagen. Dass kann noch 2006 passieren. Die Entladung in den Goldpreis wird dann viel heftiger ausfallen, besonders wenn noch massenhaft Kreditausfälle dazukommen. Angst und Gier werden sich dann zusammen im Goldmarkt entladen, eine besonders starke Kombination.
Verhalten für Anleger: Sollte dieses Szenario zum Tragen kommen, sollte man bereits in physischem Gold und Silber drinnen sein, denn wenn die Krise richtig beginnt, kommt man nur zu einem viel höheren Preis hinein. Es wird wie bisher Korrekturen geben, jedoch sollte man keinesfalls "traden" (laufend hinein- und herausgehen). Am Besten einsteigen und drinnen bleiben. Es gilt dann das alte Sprichwort: "man verdient mehr, wenn man schläft".