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Der Beginn der monetären Kernschmelze

21.10.2016  |  Andrew Hoffman
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Das gilt insbesondere, wenn China durch eine dramatische Abwertung des Yuan eine verheerende finanzielle Umwälzung auslösen sollte. Während ich dies schreibe, notiert der Yuan übrigens auf einem neuen 6-Jahres-Tief. Nebenbei bemerkt: Wenn Sie glauben, dass die militärische Situation derzeit auf globaler Ebene angespannt ist, dann warten Sie nur, bis die Begrenzung der Ölfördermenge, auf die die OPEC sich geeinigt hat, im nächsten Monat schon wieder scheitert. Die täglichen Nachrichten aus dem Ölsektor deuten die Möglichkeit einer solchen Entwicklung nicht nur an, sie schreien es förmlich heraus.

Die monetäre Kernschmelze wird sich dagegen fraglos auf die Zentralbanken konzentrieren, die diese selbst zu verantworten haben, wenn sie jede für sich und doch alle gemeinsam "all in" gehen. Die Bank of Japan hat das bereits getan, die EZB steht kurz davor und die Federal Reserve in den USA weiß, dass ihr keine andere Wahl bleibt, wenn sie die unumgängliche Endphase noch etwas hinauszögern will. Dies würde natürlich wie immer auf Kosten der 99% gehen, die am stärksten unter dem Kollaps der wirtschaftlichen Aktivitäten, der steigenden Inflationsrate und der extremen politischen und gesellschaftlichen Instabilität zu leiden hätten.

Die Kontrolle über die Finanzmärkte, einschließlich der Edelmetalle, würde den Eliten diesmal wohl entgleiten und falls Trump gewählt wird - oder in den kommenden Monaten die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien, der Front National in Frankreich, Podemos in Spanien oder die AfD in Deutschland - dann ist so ziemlich alles möglich.

Wie oben und in früheren Artikeln angedeutet, werden die Äußerungen der Notenbanker und früheren Notenbanker mittlerweile so hirnverbrannt, dass man nur hoffen kann, dass die Tage, an denen sie die Erde verwüsteten, bald gezählt sind. Erst recht, wenn man einen Blick auf die katastrophalen, irreversiblen und generationsübergreifenden Schäden wirft, die sie angerichtet haben, obwohl sie eigentlich gerade erst angefangen haben.

Die schlimmsten "nuklearen" Optionen wurden noch gar nicht voll ausgereizt: uneingeschränkte Monetarisierungen, Helikoptergeld, Negativzinsen rund um den Globus und wahrscheinlich eine Handvoll letzter verzweifelter Maßnahmen, die so wahnsinnig sind, dass selbst ich sie nicht begreifen kann. Wahrscheinlich werden diese letzten Versuche mit den jeweiligen Regierungen abgestimmt. Denkbar sind dann beispielsweise Rentenkürzungen, Konfiszierungen, Kapitalkontrollen, die Abschaffung des Bargeldes und explodierende Steuersätze. Wenn sie glauben, dass ich nur Witze mache, dann raten Sie mal, wer Gerüchten zufolge der nächste US-Finanzminister werden könnte, falls Hillary Clinton gewählt wird - niemand anderes als Larry Summers selbst.

Wenn Sie jetzt glauben, dass ich verrückt geworden bin oder Verschwörungstheorien verbreite, dann lesen Sie die folgenden Zitate von einigen der mächtigsten Banker und Ex-Banker der Welt. Beginnen wir mit zwei äußerst einflussreichen deutschen Bankern unserer Zeit. Otmar Issing, der ehemalige Chefökonom der EZB, ließ sich gestern zu einer Reihe von individuellen, ganz sicher nicht mit anderen Notenbankern abgestimmten Aussagen hinreißen:

"Eines Tages wird das Kartenhaus in sich zusammenfallen. Realistischerweise werden wir irgendwie weiterwursteln und von einer Krise in die nächste stolpern. Es ist schwer zu sagen, wie lang das so weitergehen kann, aber sicherlich nicht ohne Ende."

"Die EZB hält Anleihen im Wert von mehr als 1 Billion Euro, die sie zu künstlich niedrigen oder negativen Zinsen gekauft hat. Ein Ausstieg aus der Politik der quantitativen Lockerungen wird daher zunehmend schwerer, denn die möglichen Konsequenzen könnten verheerend sein."

"Die sinkende Qualität der in Frage kommenden Papiere ist ein ernstes Problem. Die EZB kauft mittlerweile Unternehmensanleihen, die nicht viel besser als Ramschanleihen sind. Selbst eine einzige Herabstufung der Schuldtitel wäre daher nur schwer zu verkraften. Die Risiken, die sich aus diesen Maßnahmen für die Reputation einer Zentralbank ergeben, wären in der Vergangenheit undenkbar gewesen."

"Es ist entscheidend und dringend: Irgendwann in der Zukunft wird Europa von einer neuen Wirtschaftskrise getroffen werden. Wir wissen nicht, ob das in sechs Wochen, sechs Monaten oder sechs Jahren sein wird. Aber in der derzeitigen Aufstellung ist es unwahrscheinlich, dass der Euro diese Krise überlebt."


Axel Weber, der zwischen 2004 und 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank war, hat Folgendes zu sagen:

"Die Zentralbanken haben massiv in den Markt eingegriffen. Man könnte fast sagen, dass sie jetzt an vielen Märkten die zentralen Gegenparteien und die letzten Käufer sind."

"Die Investoren verfügen meist nicht über die nötigen Fähigkeiten, um mit den Investments, in die sie getrieben wurden, angemessen umzugehen - eine deutliche Erinnerung an die Situation, in der wir uns 2007 befanden."

"Ich denke nicht, dass auch nur ein einziger Trader Ihnen sagen kann, welcher Preis für eines der von ihm erworbenen Assets angemessen ist, wenn man all die Interventionen der Zentralbanken ausklammern würde."


Natürlich konzentriere ich mich meist auf das, was in den USA geschieht, zum einen weil der Preis meiner eigenen Edelmetallanlagen in Dollar angegeben wird, zum anderen, weil die Worte und Taten der Federal Reserve die globale Geld- und Währungspolitik stärker beeinflussen, als die aller anderen Notenbanken zusammen. Eine Zinserhöhung im November ist jetzt offiziell vom Tisch. Die von den Geldmärkten implizierte Wahrscheinlichkeit dafür liegt trotz aller unablässigen Beteuerungen der Zentralbanker, dass alle Entscheidungen "live" während den Sitzungen getroffen werden, bei gerade einmal 5%.

Noch Anfang September unterstützte der Vize-Vorsitzende der US-Notenbank Stanley Fischer die Attacken des Kartells auf den Goldpreis mit dem Kommentar, die Aussagen von Janet Yellen auf dem Symposium von Jackson Hole seien "mit der Möglichkeit von zwei Zinserhöhungen in diesem Jahr vereinbar". Ist es angesichts dessen nicht interessant, dass er in seiner gestrigen Rede behauptete, es wäre "für die Fed nicht so leicht, die Zinsen in einer Situation anzuheben, in der eine alternde Bevölkerung, eine schwache Nachfrage und geringe Investitionen das ökonomische Potential des Landes - und tatsächlich der ganzen Welt - womöglich untergraben haben."

Diese "subtilen" Bemerkungen von Fischer waren jedoch nichts gegen den unterschwelligen Wahnsinn von Janet Yellen, die die neuen hyperinflationären Schlagwörter prägte: Da war von einer "Hochdruckwirtschaft" die Rede, die die Federal Reserve "betreiben" müsse, um die zuvor erwähnten "deflationären" Wirkungen auszugleichen - und das, obwohl just an diesem Morgen eine Kerninflation von mehr als 2,0% im Verhältnis zum Vorjahr gemeldet wurde. Damit lag die Inflationsrate bereits den elften Monat in Folge über dem Schwellenwert, bei dem die Fed den Leitzins erhöhen wollte.

Anders gesagt war das ein wenig subtiler Hinweis darauf, dass die angesprochenen "nuklearen" Optionen nicht mehr weit entfernt sein dürften. Falls die Machthabenden die Kontrolle über ihre Marktmanipulationen verlieren, könnte es sich sogar nur noch um Wochen handeln. Sollte Trump gewählt werden, ist mit einem solchen Szenario auf jeden Fall zu rechnen, ebenso wie mit zahllosen anderen potentiellen schwarzen und "grauen" Schwänen.

Meine Freunde, das sind historische Zeiten - in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und monetärer Hinsicht. Ich fürchte allerdings, dass in keinem dieser Bereich etwas Gutes zu erwarten steht, daher ist es an der Zeit die Schotten dicht zu machen, insbesondere in Anbetracht der kommenden Wahl und ihrer inflationären Implikationen. Die Notenbanker selbst deuten bereits an, was geschehen wird, vor allem falls die sich überstürzenden politischen Ereignisse sie kollektiv zum Handeln zwingen.

Die Währungsmärkte sind in unterdessen in Aufruhr, während der physische Edelmetallmarkt global gesehen noch nie zuvor so eng war. Die Commercials an der New Yorker COMEX decken ihre Short-Positionen ein und mit jedem Tag steigt die Wahrscheinlichkeit, dass "etwas" passiert, das die breite Bevölkerung verängstigt und sie dazu bringt in Massen den Schutz von sicheren, beständigen Vermögenswerten zu suchen.


© Andrew Hoffman
http://blog.milesfranklin.com


Der Artikel wurde am 18. Oktober 2016 auf www.milesfranklin.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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