St. Angelo: Schuldenkrise, Energiekrise und Peak-Silber 2015 - eine Wende steht bevor
06.01.2017 | Mike Gleason
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Trump plant ein enormes Infrastrukturprogramm. Wo wird er das Geld dafür hernehmen? Wir haben eigentlich auch gar nicht genügend Energie dafür. Die USA importieren heute mehr Energie, mehr Öl als noch vor einem Jahr. Langfristig werden die Edelmetallkurse während Trumps Präsidentschaft meiner Meinung nach steigen, aber der Grund dafür ist in meinen Augen vor allem die Lage im Energiesektor. Einige seiner Pläne wird er sicher verwirklichen können. Manche davon werden sich wahrscheinlich positiv auf die Edelmetalle auswirken, aber die Energiekrise und die Verschuldung werden ihm bei vielen Dingen einen Strich durch die Rechnung machen. Trump könnte als der Präsident in die Geschichte eingehen, der gerade ins Amt kam und hilflos zusehen musste, als das System kollabierte.Mike Gleason: In den Mainstream-Finanzmedien wird oft die Auffassung vertreten, dass das Konzept von Gold und Silber als dringend benötigter sicherer Hafen unter den Vermögenswerten heute überholt und irrelevant ist. Sind die Edelmetalle zum barbarischen Relikt herabgestuft worden? Wenn man sich die Kursentwicklung ansieht, entsteht durchaus der Eindruck, dass viele Menschen heutzutage glauben, wir bräuchten sie nicht mehr, bzw. dass Gold und Silber keine bedeutenden Assets mehr darstellen. Ist diese Sichtweise Ihrer Meinung nach falsch?
Steve St. Angelo: Ja, diese Haltung geht Hand in Hand mit 45 Jahren "Fiatwährungsamnesie", wie ich es nenne. Nachdem Präsident Nixon im Jahr 1971 die Bindung des US-Dollars an Gold aufhob, vergaßen die Amerikaner das Edelmetall. Es gibt auch sehr interessante Videos zu diesem Phänomen. In einem davon geht ein Gentleman namens Dave durch die Stadt und bietet den Leuten einen Silberbarren oder einen Schokoriegel an. 99% der Menschen entscheiden sich für den Schokoriegel. Die Gehirnwäsche hat in den USA wirklich hervorragend funktioniert. Die Anleger glauben jetzt, ihre Vermögenswerte bestünden in Aktien, Anleihen oder Immobilien. Das ging gut, solange der Preis, der Wert und die Fördermenge von Rohöl noch stiegen. Doch jetzt haben wir das Maximum überschritten, die Produktion und die Kurse sinken und die gerade genannten Assets werden ihren Wert nicht behalten.
In Zukunft werden wir erleben, dass Gold und Silber wieder Mittel zum Schutz des eigenen Vermögens werden. Natürlich waren die Edelmetalle das schon immer, daran hat sich nichts geändert, aber wir haben sie vergessen. Wir hatten fantastisch viel Netto-Energie, die es uns praktisch ermöglicht hat, das Fiatwährungssystem am Laufen zu halten. In den Vereinigten Staaten ist die Verschuldung jedoch seit 1970 exponentiell gestiegen. Jeder Wissenschaftler wird Ihnen bestätigen, dass sich exponentielles Wachstum nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen kann. 1970 beliefen sich die US-Schulden noch auf 300 Milliarden Dollar, glaube ich. Das war alles. Jetzt sind es 19,5 Billionen Dollar. Wenn man das in ein Diagramm einzeichnet, erhält man eine exponentiell ansteigende Funktion. Solche Kurven brechen in der realen Welt eines Tages ein. Das System wird also kollabieren. Und wenn sich das Wachstum noch weiter beschleunigt, wenn die Kurve steil nach oben steigt, so wie das heute der Fall ist, dann wird die Situation wirklich volatil.
Der Ölpreis ist 3 $ nach oben geklettert, weil die OPEC-Staaten ihre Fördermengen reduzieren werden oder das zumindest behaupten. Ich schätze, die Volatilität wird in nächster Zeit zunehmen, aber an den Fundamentaldaten von Gold und Silber hat sich nichts geändert. Das Gelddrucken sorgt einfach nur dafür, dass der Wahnsinn noch ein Stück länger weitergehen kann.
Mike Gleason: Steve, bevor wir zum Ende dieses Interviews kommen, welchen Ratschlag haben Sie für Anleger und auf was werden Sie sich künftig am stärksten konzentrieren? Wir haben hier viele verschiedene Themen angesprochen. Welches davon ist das Hauptthema, auf das Sie Ihnen Fokus in den nächsten ein oder zwei Jahren richten werden?
Steve St. Angelo: Das wird Sie nicht überraschen: der Energiesektor. Energie ist das, was die Wirtschaft am Laufen hält, sei es in Form von Öl, Erdgas, Kohle, Wasserkraft, Kernenergie usw. Die erneuerbaren Energien werden keine so große Rolle spielen, genauso wie menschliche oder tierische Arbeitskraft.
Gold und Silber bewahren Vermögen schon seit 2.000 Jahren. Wir werden tagtäglich mit sehr hohen, aufgeblähten Zahlen konfrontiert: dem Bruttoinlandsprodukt, den Aktienmärkten, den Rentenmärkten, den weltweiten Assets... All diese Zahlen sind künstlich aufgebläht, sie basieren auf nichts anderem als dem enormen Anstieg der Schulden in den letzten Jahrzehnten. Der Dow Jones ist seit 1980 auf das 22fache angestiegen, während sich die Staatsschulden der USA auf den 21fachen Wert erhöht haben. Man muss kein Genie sein, um herauszufinden, dass die Schulden fast im gleichen Maße gestiegen sind wie die Kurse an den Aktienmärkten. Wenn Sie sich die Zahlen ansehen, ist es offenkundig. Alles basiert auf den Schulden.
Ich werde mich also wie gesagt hauptsächlich auf den Energiesektor konzentrieren und auf die Auswirkungen, die er auf alle anderen Bereiche hat. Ich denke, wir werden miterleben wie die Ölindustrie in den USA und weltweit zusammenbricht. Selbst wenn die Preise vorerst noch ein wenig nach oben klettern, werden sie nicht dort bleiben, denn der enthaltene Energiewert rechtfertigt ein hohes Preisniveau einfach nicht mehr. Das muss den Menschen bewusst werden. Mit Angebot und Nachfrage hat das nichts zu tun, sondern vielmehr mit dem Produktionskosten. Auch damit werde ich mich künftig noch intensiver beschäftigen.
In diesem Zusammenhang möchte ich noch auf eine Sache hinweisen. Ich habe mir die Top-Goldunternehmen angesehen, Barrick und Newmont. Zwischen 2000 und 2012 sind deren Produktionskosten um 470% gestiegen. Der Goldpreis hat in der gleichen Zeit 498% zugelegt. Vergessen wir einmal Angebot und Nachfrage. Letztlich basierte der Anstieg des Goldpreises auf dem Anstieg der Produktionskosten um 470%. So einfach ist das. Wenn wir beginnen, den Markt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, stellen wir fest, dass es gar nicht so große Mengen an Edelmetallen gibt, die wir als Wertanlage verwenden können. Den meisten Menschen ist das noch nicht klar. Die Preisbildung basiert in Wirklichkeit auf Wissenschaft, auf Thermodynamik, nicht so sehr auf Angebot und Nachfrage. Zu diesem Thema werde ich in Zukunft weitere Artikel schreiben und auf meiner Webseite veröffentlichen.
Mike Gleason: Wunderbar, Steve. Sagen Sie unseren Leser und Zuhörern, die Ihre Webseite noch nicht kennen, doch bitte noch, was sie dort finden werden.
Steve St. Angelo: Die Webseite ist SRSroccoReport.com. Ich veröffentliche etwa zwei oder drei Artikel pro Woche. Dabei gehe ich auf Angebots- und Nachfragetrends ein, weil diese ein Indikator für die Entwicklungen an den Edelmetallmärkten sind. Ich diskutiere auch die Energiemärkte und die Wirtschaft. Alles davon ist wichtig. Ich bin gespannt, wie es im Energiesektor in Zukunft weitergeht. Ich denke, wir werden den sogenannten Seneca-Effekt erleben. Der römische Philosoph Lucius Seneca sagte: "Das Wachstum schreitet langsam voran, während der Weg zum Ruin schnell verläuft."
So wie ich das sehe, wird er recht behalten. Es wird kein langsamer Abstieg sein, sondern ein Absturz. Viele Dinge werden sich sehr schnell ändern. Ist es schon nächstes Jahr soweit, oder in fünf Jahren? In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird es geschehen. Möglicherweise auch schon früher. Die Menschen müssen sich darauf vorbereiten, und das versuche ich mit den Artikeln auf meiner Webseite deutlich zu machen.
Mike Gleason: Sie haben fantastische Inhalte, das kann ich bestätigen, und eine einzigartige Perspektive. Sie berichten aus einem Blickwinkel, der sich von den üblichen Kommentaren in unserer Branche abhebt. Wir wissen es wirklich zu schätzen, dass Sie uns heute für ein Interview zur Verfügung standen. Ich wünsche Ihnen ein wundervolles Wochenende, ein frohes Fest und bis zum nächsten Mal. Vielen Dank, Steve.
Steve St. Angelo: Danke, Ihnen auch. Mal sehen, wie es nächstes Jahr weitergeht. Es wird spannend.
© Mike Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 2. Dezember 2016 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.