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Leerverkäufe am Gold-Terminmarkt: Ein Ende ist in Sicht

14.12.2016  |  Adam Hamilton
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Zum Glück scheinen diese extremen Verkäufe nicht gerechtfertigt und übertrieben zu sein. Die Marktteilnehmer besitzen nur eine bestimmte Anzahl an Gold-Futures und das Angebot an Papiergold ist begrenzt. Sobald die unsicheren Trader, die sich aus Angst auch bei niedrigen Kursen zu Verkäufen hinreißen lassen, vom Markt verschwunden sind, wird der Sell-off ein Ende haben. Der nächste Chart, der die Entwicklungen des letzten Jahres im Detail zeigt, legt die Vermutung nahe, dass sich die Verkäufe schon bald erschöpfen.
 
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Nachdem die Long-Positionen der Futures-Spekulanten Anfang Juli einen neuen Rekord erreicht hatten, blieben sie entgegen allen Erwartungen mehrere Monate auf diesem hohen Niveau. In der Vergangenheit war es immer von recht kurzer Dauer, wenn die Käufe an den Terminmärkten sprunghaft anstiegen - das Niveau der Long-Positionen brach kurz darauf wieder ein. Doch diesmal waren viele davon überzeugt, dass es für den jungen Bullenmarkt im Goldsektor noch weiter aufwärts gehen würde, deshalb waren die Spekulanten nicht geneigt zu verkaufen - zumindest bis Anfang Oktober, als der Goldkurs unter die wichtige Unterstützungslinie bei 1.300 $ fiel und zahlreiche automatische Stop-Loss-Orders auslöste.
 
Da die Gold-Futures so stark gehebelt sind, müssen die Spekulanten ihre Stopps relativ eng setzen. Andernfalls riskieren sie die Vernichtung ihres gesamten Kapitals, wenn sich der Kurs entgegen ihrer Positionierung entwickelt. Kurz unterhalb von 1.300 $ befand sich daher eine riesige Ansammlung an Stopps. Als diese Stopps ausgelöst wurden, führten die daraus resultierenden Verkäufe dazu, dass der Kurs noch schneller fiel, wodurch wiederum weitere Stoppmarken erreicht wurden, die neue Verkäufe an den Terminmärkten mit sich brachten. Das Ergebnis dessen war schließlich der heftige Kurseinbruch Anfang Oktober.
 
Das allein war schon ein außergewöhnliches und seltenes Ereignis und hätte einen bedeutenden Boden im Rahmen des anhaltenden Bullenmarktes markieren sollen. Mehr als einen Monat lang sah es auch danach aus, als Gold zunächst entlang seines 200-tägigen gleitenden Durchschnitts wieder Stück für Stück nach oben kletterte. Kurz vor der Wahl verzeichnete der Kurs noch einmal deutliche Gewinne, als sich Trumps Aussichten auf den Einzug ins Weiße Haus verbesserten. Vor der Wahl fürchteten schließlich alle, dass ein Wahlsieg des Republikaners katastrophale Folgen für die Aktienmärkte haben würde.
 
Doch schon am frühen Morgen nach der Wahl kletterten die Aktienindices nach oben. Ein Milliardär und bekannter Investor hatte Trumps Party verlassen, um mitten in der Nacht 1 Milliarde Dollar in Aktienindex-Futures zu investieren, nachdem er gesehen hatte, dass diese mit einem Verlust von 5% Limit Down waren. Trumps anschließende Rede war nicht nur großherzig, er sagte auch, dass Hillary Clinton angerufen und seinen Sieg anerkannt hätte. Daraufhin schossen die Aktienfutures förmlich in die Höhe.
 
Zu diesem Zeitpunkt begannen auch die umfangreichen Verkäufe am Goldmarkt. Nachdem der Kurs in der Wahlnacht fast 5% zulegt hatte, weil die Marktteilnehmer angesichts der Verluste an den Aktienmärkten einen sicheren Hafen suchten, stießen die Spekulanten ihre Long-Positionen an den Terminmärkten nun schnell wieder ab. Der erste COT-Bericht nach der Wahl zeigt, dass sie ganze 45.900 Long-Kontrakte oder ein Siebtel ihrer gesamten Positionen auf den Markt geworfen haben! Es handelte sich damit um die sechstgrößte Liquidation von Long-Kontrakten seit 933 Wochen bzw. dem Beginn der Berichterstattung Anfang 1999.
 
In der Woche danach ebbte der Massenexodus zwar ab (es wurden nur noch 600 Kontrakte abgestoßen), doch in der letzten Woche haben die Verkäufe wieder Fahrt aufgenommen. Der letzte Bericht, der vor Veröffentlichung dieses Essays erschien, war der für die zum 29. November geendete Woche. In dieser Woche hatten die Spekulanten erneut 19.000 Long-Kontrakte auf den Markt geworfen und blieben damit nur kurz unterhalb der Grenze von 20.000 Kontrakten pro Woche, ab der man von wirklich enormen Veränderungen an den Futures-Märkten sprechen kann.
 
Diese Wiederaufnahme der Verkäufe war wahrscheinlich eine Folge der schlechten Stimmung, die sich nach der ersten Verkaufswelle im Goldsektor breitgemacht hatte. Der Sell-off in der Woche direkt nach der Präsidentschaftswahl wurde leider als Zeichen dafür gewertet, dass sich die Fundamentaldaten des gelben Metalls verschlechtert hätten. Das ängstigte die institutionellen Investoren, die Anteile am GLD hielten. Diese begannen daraufhin ebenfalls den Markt en masse zu verlassen. Grund dafür war letztlich die Marktstimmung, die infolge der Entwicklungen an den Futures-Märkten sehr bearish geworden war.
 
Der starke Abverkauf der GLD-Anteile in der zweiten Woche nach den US-Wahlen war also das Ergebnis des Sell-offs am Terminmarkt, drückte den Goldkurs jedoch weit genug nach unten, um nun seinerseits die Futures-Spekulanten in die Flucht zu schlagen! Das ist ein perfektes Beispiel dafür, wie Verkäufe weitere Verkäufe auslösen und den Teufelskreis in Gang setzen, der manchmal im Goldsektor entsteht. In den drei Wochen seit dem Wahltag haben die Trader 65.600 Long-Kontrakte bzw. fast ein Fünftel ihrer Positionen liquidiert.
 
Es ist allerdings wahrscheinlich, dass sich die Verkäufe der Gold-Futures bald erschöpfen. Von allen Gold-Terminkontrakten, die die Trader während der gesamten Hausse von Dezember 2015 bis zum Juli 2016 zugekauft hatten, wurden 66,3% wieder verkauft. Anders gesagt heißt das, dass fast zwei Drittel der Käufe an den Terminmärkten, die den diesjährigen Bullenmarkt vorangetrieben hatten, wieder umgekehrt wurden! Die kollektive Wette der Futures-Spekulanten auf steigende Goldpreise umfasst per letzten verfügbaren COT-Report nur noch 275.300 Kontrakte.
 
Das ist aus verschiedenen Gründen ein ziemlich geringer Wert. Die kumulierte Long-Position der Spekulanten wird nie bis auf Null sinken, weil immer eine gewisse Grundnachfrage nach gehebelten Finanzprodukten besteht, mit denen man von einer positiven Entwicklung des Goldkurses profitieren kann. 2015, mitten in einem langen Bärenmarkt, in dem der Pessimismus epische Ausmaße angenommen hatte, beliefen sich die Long-Positionen am Futures-Markt beispielsweise auf 223.200 Kontrakte und lagen damit nur 52.000 Kontrakte unter dem aktuellen Niveau. Das garantiert, dass der Großteil der Verkäufe bereits hinter uns liegt.
 

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