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David Morgan über aktuelle Trends und Ereignisse an den Edelmetallmärkten

16.12.2016  |  Mike Gleason
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Die steigenden Zinsen werden angesichts unserer Abhängigkeit von den Schulden für Gegenwind in Bezug auf das Wirtschaftswachstum sorgen. Die Frage ist, wie stark dieser Gegenwind wehen wird. Was erwarten Sie im Laufe des nächsten Jahres hinsichtlich der Anleihemärkte und der Zinssätze?

David Morgan: Ich denke, auf die Zinssätze wirkt ein Aufwärtsdruck. Die Federal Reserve ist nicht so allmächtig, wie die meisten glauben. Ich bin mir fast sicher, dass sie den US-Zins in diesem Monat anhebt. Das muss sie praktisch auch, weil der Markt schon gesprochen hat. Der Markt hat die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen ziemlich deutlich erhöht und der Druck wird nicht nachlassen, denn alle wissen, dass niedrigere Steuern und höhere Ausgaben ein größeres Haushaltsdefizit bedeuten. Das ist unvermeidlich.

Für die Edelmetalle ist das meiner Meinung nach sehr bullisch. Ich denke, die Stimmung in den USA wird sich ändern, vor allem auf dem Land. Die Leute werden sich sagen "uns geht es jetzt besser, es gibt mehr Arbeit, wir haben eine sinnvolle Aufgabe" usw. Aber den strukturellen Problemen, die insbesondere aufgrund der Federal Reserve und des europäischen Bankensystems das gesamte globale Wirtschaftssystem durchdringen, ist nicht so leicht beizukommen. Sie sind miteinander vernetzt, über alle Ländergrenzen hinweg. Die BRICS-Staaten haben natürlich ihr Bestes gegeben und sich vielleicht ein wenig abgegrenzt, sodass sie jetzt das ein oder andere Finanz-Desaster umgehen können, aber sicherlich nicht alle.

Vergessen Sie nicht, dass keines der strukturellen Probleme gelöst wurde. Das ist in etwa so, als würde man eine neue Verkleidung über ein verrottendes Fundament legen. Es sieht erst einmal schön aus und die Nachbarn freuen sich. Von außen sieht es dann zwar besser aus, aber wenn sie das Fundament nicht instand setzen, haben Sie das Problem nicht wirklich gelöst.


Mike Gleason: Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich fand es doch recht ermutigend, dass sich der Silberkurs in der letzten Woche, nach dem letzten Preisrückgang direkt vor Thanksgiving, ganz gut gehalten hat. Der Goldpreis hat zwar nachgegeben, aber Silber hat sich besser entwickelt, was bei sinkenden Goldkursen üblicherweise nicht der Fall ist. Was halten Sie davon? Liegt es daran, dass dem weißen Metall seine Rolle als wichtiges Industriemetall zu Gute kommt, jetzt da viele glauben, dass es in diesem Sektor wieder aufwärts gehen wird? Ist das vielleicht auch ein Hinweis auf eine baldige Bodenbildung der Edelmetallkurse? Was glauben Sie?

David Morgan: Ich sehe das etwas anders als die Mainstream-Bankenanalysten, die Ihnen sagen werden, dass die Investitionen in die Infrastruktur den industriellen Silberverbrauch erhöhen werden und der Silberkurs deswegen stark ist. Nach mehreren Jahrzehnten an diesem Markt bin ich der Ansicht, dass Silber gegenüber Gold in einem Bullenmarkt die Führung übernimmt. Ich denke, dass wir immer noch in einem Bullenmarkt sind.

Wir haben eine unangenehme Korrektur erlebt, und ich schätze, dass diese noch nicht ganz vorüber ist. Aber wenn Silber schneller steigt als Gold oder sich seitwärts entwickelt, wenn der Goldkurs sinkt - anders gesagt, wenn das Gold/Silber-Verhältnis abnimmt - dann ist das für mich nur ein weiteres Anzeichen, dass wir uns in einem Bullenmarkt befinden. Ich habe mit dieser Entwicklung gerechnet, genauso wie mit der Stärke des US-Dollars. Es fällt vielen Leuten schwer, das zu verstehen, aber in einer ungewissen Marktlage suchen die Anleger nach Sicherheit und zuverlässigen Assets. Für die meisten bedeutet das Cash.


Mike Gleason: Das bringt mich direkt zu meiner nächsten Frage. Die Edelmetallmärkte scheinen einen Katalysator zu brauchen, damit die Preise wieder steigen. Außerdem kämpfen sie derzeit gegen den stärkeren Dollar, steigende Zinssätze und die Tatsache, dass viele Investoren wieder risikofreudiger sind. Investments, die wie die Edelmetalle einen sicheren Hafen darstellen, sind derzeit weniger gefragt. Die Gründe für den Besitz von Edelmetallen haben sich unterdessen aber nichts einfach in Luft aufgelöst. Wie lange wird die risikofreudige Stimmung Ihrer Meinung nach noch anhalten und sehen Sie ein bestimmtes Ereignis voraus, das die Stärke des Dollars zu Fall bringen oder die Nachfrage nach Safe-Haven-Assets erhöhen wird?

David Morgan: Wunderbare Frage. Wenn man solche Fragen gestellt bekommt, ist es am besten, sie gar nicht zu beantworten. Ich weiß, dass es besser wäre. Die Märkte wissen mehr als jeder einzelne und ich suche natürlich immer nach Hinweisen und Marktsignalen. Auf dieser Grundlage leiste ich ganz gute Arbeit, bei kurz- und mittelfristigen Prognosen vielleicht sogar bessere als die meisten anderen. Ich denke, dass der Markt sich neutral entwickeln wird, bis Donald Trump tatsächlich eingeschworen wird.

Ich weiß, dass es viele neue Webseiten gibt - und ich meine damit richtige Nachrichtenseiten, keine Fake News - die besorgt sind angesichts der Neuauszählung der Stimmen in manchen Bundesstaaten usw. Ich habe diese Angelegenheit mitverfolgt, aber ich glaube nicht, dass Trumps Amtsantritt verhindert wird. Wenn er ins Weiße Haus eingezogen gibt, wird er neue Programme umsetzen, sich mit einem neuen Kabinett umgeben und all das wird sich auch auf den Goldmarkt auswirken.

Wie wir schon gesagt hatten, wird es niedrigere Steuern und höhere Staatsausgaben geben. Dadurch wird die Inflation steigen, und zwar nicht nur für die US-Bürger, sondern auf globaler Ebene. Viele Europäer und Asiaten werden sich ebenfalls Sorgen über die Anleihemärkte machen, denn die Lage an den Schuldenmärkten verbessert sich durch die steigenden Zinsen nicht, sondern wird kritischer.

Die meisten Leute denken, dass höhere Zinssätze für Gold negativ wären, aber in Wirklichkeit hat sich der Goldpreis in Zeiten steigender Zinsen großartig entwickelt, zumindest bis die Zinsen deutlich über die nominelle Inflationsrate kletterten. Lassen Sie mich das kurz erklären. 1980 lag die tatsächliche Inflationsrate den Regierungsstatistiken zufolge bei 13%. In der Endphase, den letzten Wochen der Gold- und Silberhausse, stiegen die Zinsen ziemlich schnell, aber der Goldkurs legte im gleichen Tempo zu, bis Paul Volker (der damalige Vorsitzende der US-Notenbank) die Fassung verlor und den Leitzins auf 18-20% erhöhte.


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