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Der silberne Royal Flush

19.12.2016  |  Theodore Butler
Um eine sehr häufig gestellte Frage zu diskutieren und meine Argumente vorzutragen, werde ich zunächst mit der Antwort beginnen und erst dann die Frage nennen. Die Antwort erfordert von Ihnen ein wenig Fantasie. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen an einem Pokerspiel mit den höchsten nur denkbaren Einsätzen teil. Es stehen buchstäblich Milliarden von Dollar auf dem Spiel und Sie haben soeben das unbestreitbar beste Blatt erhalten - einen Royal Flush. Es steht daher definitiv fest, dass Sie gewinnen werden.

Es ist die letzte Runde des Spiels und der Gewinner bekommt alles. Im Pot liegt eine enorme Summe und alle anderen Teilnehmer haben gute Karten erhalten, mit denen sie normalerweise gewinnen könnten. Sie sind extrem zahlungskräftig und jeder der Spieler ist entschlossen, den Einsatz im Laufe der Runde weiter und weiter zu erhöhen. Sie selbst haben noch mehr als genug Geld übrig und wissen, dass Sie am Ende gewinnen werden, also lehnen Sie sich zurück und genießen die Show. Sie hoffen, dass der Einsatz so oft wie möglich erhöht wird und sich im Pot ein einmaliger Gewinn ansammelt, Dutzende und Hunderte Milliarden Dollar.

Die Frage, die mir am häufigsten gestellt wird und die ich mir selbst jeden Tag stelle, ist: Wann wird der Bankenkoloss JP Morgan endlich beschließen, dass er genug Silber besitzt und zulassen, dass die Preise steigen? Die Antwort ist: Erst wenn es notwendig wird. Dank ihrer enormen (und weiter anwachsenden) physischen Silberbestände von mehr als 550 Millionen Unzen hat die Bank genauso viel Interesse daran, das Spiel zu beenden, wie Sie am Ende des Pokerturniers.

JP Morgan hat die Garantie, das unvergleichliche, echte Silberspiel zu gewinnen, seitdem die physischen Silberreserven der Bank größer sind als ihre Short-Position auf Papiersilber an der COMEX - eine Schwelle, die Ende 2011 oder Anfang 2012 überschritten wurde. Seitdem lehnt man sich bei JP Morgan zurück und stockt die Silberbestände bei fallenden Preisen weiter auf. Man weiß ja, dass der Gewinn am Ende gesichert ist.

Wie ein Royal Flush im Poker garantiert Silber JP Morgan einen fantastischen Profit aus dem einfachen Grund, dass die Bank den Markt kontrolliert. Sie glauben mir nicht? Dann erklären Sie mir, wie es möglich ist, dass JP Morgan seit der Übernahme von Bear Stearns im Jahr 2008 bei keinem Leerverkauf jemals einen Verlust erlitten hat, obwohl die Bank die umfangreichste Short-Position am ganzen Markt hält. JP Morgan hat allerdings nicht nur seit fast neun Jahren eine tadellose Erfolgsbilanz was die Leerverkäufe von Silber-Futures an der COMEX angeht.

In den letzten sechs Jahren war das Erzielen von monetären Profiten in Milliardenhöhe durch das Shorten von Terminkontrakten noch nicht einmal die größte Leistung der Bank. Diese Ehre gebührt der Tatsache, dass JP Morgan mehr als eine halbe Milliarde Unzen echtes Silber erworben hat - und das alles zu sinkenden, von der Bank selbst manipulierten Preisen. Ist es angesichts dieser Umstände vorstellbar, dass ein Marktteilnehmer jemals eine größere Kontrolle über einen bestimmten Markt erlangen kann, als JP Morgan über den Silbermarkt?

Besonders bemerkenswert ist dabei, dass JP Morgan dies vor aller Augen erreicht hat. Eine Prüfung der finanziellen Performance von JP Morgan beim Shorten von Silber-Futures an der COMEX, basierend auf den Daten des Commitments of Traders (COT) Report, zeigt zweifelsfrei, dass die Bank niemals einen Verlust machte oder ihre Short-Positionen zu höheren Kursen eindecken musste. Normalerweise werden Leerverkäufe bei einem so volatilen Rohstoff wie Silber als äußerst riskante Angelegenheit betrachtet und führen eines Tages zu Verlusten, zumindest von Zeit zu Zeit. Es sei denn, dass Spiel ist manipuliert. Als größter und erfolgreichster Short-Seller am Silber-Terminmarkt übte JP Morgan in den letzten neun Jahren fraglos den größten manipulativen Einfluss auf die Preise aus.

Die Bank ist allerdings so schlau und mächtig (und korrupt), dass sie abgesehen von den Milliardengewinnen, die sie seit März 2008 mit dem Shorten von Silber-Futures insgesamt gemacht hat, noch eine andere, bessere Möglichkeit entdeckt hat, um sich zu bereichern. Die erfolgreiche und profitable Leerverkaufskampagne, die JP Morgan an der New Yorker Terminbörse initiiert hat, basiert auf sinkenden Preisen.

Selbst wann man den Kurs wie JP Morgan jahrelang mit Erfolg nach unten manipuliert, fällt er früher oder später auf ein so absurd niedriges Niveau, dass er anschließend steigen muss - und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in der gleichen lachhaften Art, in der er zuvor abgestürzt ist. Irgendwann ist das Spiel für die Abwärtsmanipulationen aus. Das ist eine solche Binsenweisheit, dass es mehr als naiv wäre anzunehmen, dass man sich dessen bei JP Morgan, dem gerissensten Marktteilnehmer des Silbersektors, nicht bewusst ist.

Als die Bank im April 2011 begann, physisches Silber zu kaufen, war man sich darüber im Klaren, dass die langfristigen und äußerst einträglichen Leerverkäufe an der COMEX nur auf diese Weise erfolgreich zum Abschluss gebracht werden können. Das Einzige, was die Verantwortlichen nicht wissen konnten, war, wie viel physisches Silber sie ansammeln können, bevor der Betrug ein Ende hat. Keineswegs würde die Bank jedoch ihre Kontrolle über die Preisbildung an der COMEX aufgeben, solange es noch physisches Silber gibt, das aufgekauft werden kann. Nicht, solange sie den besten Royal Flush überhaupt in der Hand hält. Niemand würde das Spiel unter diesen Umständen vorzeitig beenden und es wäre unvernünftig anzunehmen, dass JP Morgan sich anders verhält.

Silberinvestoren sollten sich also lieber auf das "was" konzentrieren, statt auf das "wann", wobei ich zugeben muss, dass mir das selbst auch nicht leicht fällt. Außerdem: Seit wann ist es möglich, jemals den genauen Zeitpunkt eines Marktereignisses vorherzusagen? Das "was" ist dagegen einfach: Silber ist spottbillig, weil der Kurs durch das Short-Selling an den Papiermärkten in den Keller gedrückt wurde. Zudem gibt es schlüssige Beweise dafür, dass eine der weltgrößten Finanzinstitutionen die umfangreichsten physischen Silberreserven der Geschichte angelegt hat.

Im Laufe der letzten Jahre habe ich versucht dazulegen, wie JP Morgan seinen beispiellosen Silbervorrat zusammengetragen hat. Die Umwandlung von Anteilen am führenden Silber-ETF SLV (der vom JP Morgan selbst verwaltet wird) in echtes Edelmetall machte den Anfang, doch es gab noch weitere bedeutende Quellen, von den Silberzuflüssen und -abflüssen in den Lagerhäusern der COMEX bis hin zum direkten Kauf von Silver-Eagle-Münzen bei der U.S. Mint. Interessanterweise begannen die physischen Silberlieferungen an JP Morgan alle etwa zur gleichen Zeit - im April 2011.

Nicht die größte, aber ganz eindeutig die transparenteste Quelle für den Erwerb von Silber durch die Großbank sind die physischen Auslieferungen von an der COMEX gehandelten Kontrakten. Während JP Morgan im April 2011 noch keinerlei physische Silberreserven im System der New Yorker Terminbörse eingelagert hatte, waren es im April 2012 schon 5 Millionen Unzen. Heute besitzt die Bank mit einem Bestand von mehr als 80 Millionen Unzen das größte Silber-Lagerhaus im System der COMEX.


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