Das meistgehasste Asset der Welt
22.12.2016 | Andrew Hoffman
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Und jetzt sollen wir glauben, dass allein die Erwartung, Donald Trump würde ein ungleich kleineres Infrastrukturprogramm auf den Weg bringen, in der realen Welt zu einem ebenso heftigen Preisanstieg der Industriemetalle führen wird wie an den für Spekulationsblasen so anfälligen Terminmärkten? Obwohl (im Gegensatz zu den Edelmetallmärkten) keine Angebotsverknappung zu befürchten ist, der US-Dollar auf den höchsten Kursstand seit Jahrzehnten schießt und China selbst zugibt, dass es unter einer längeren Konjunkturabschwächung leidet?
Wenn Sie, wie die Mainstreammedien, argumentieren, dass die "Trumpflation" zum sprunghaften Anstieg der Metallpreise und der Zinsen führen wird, weil höhere Inflationsraten erwartet werden, dann lassen Sie mich eines anmerken: Soweit ich weiß, werden Gold und Silber die größten Gewinner steigender Inflation sein! Abgesehen davon hat sich der Rohstoffindex CRB noch kaum von den langfristigen Tiefstständen erholt, die zu Beginn dieses Jahres verzeichnet wurden - trotz der Hilfe der Industriemetallkurse und der empörenden Lügen der OPEC bezüglich der "Produktionskürzungen", die gemeinsam mit dem Plunge Protection Team des Ölmarktes eine Verdopplung der Rohölpreise bewirkten.
Es ist offensichtlich, dass die erwartete Zunahme der Inflation der Katalysator für die aktuellen Einbrüche an den Währungs- und Anleihemärkten ist. Für die Edelmetallnachfrage ist das ein äußerst günstiges Szenario, welches offenbar überall - außer in den USA - bereits Realität wird. Die sprunghaften Kursgewinne des US-Dollars, die sich nicht auf wirtschaftliche Stärke, sondern auf Angst vor den aktuellen ökonomischen, politischen und monetären Entwicklungen gründen, haben in zahlreichen Währungen eine wilde Goldhausse ausgelöst, ungeachtet aller Attacken, die das Kartells jüngst durchgeführt hat.
Meiner Meinung nach lassen sich selbst die Höhepunkte der Dotcom-Blase von 1999 und der Immobilienblase von 2007 nicht mit dem vergleichen, was wir heute erleben, denn damals lebte die Welt in einer Zeit politischer Stabilität und wirtschaftlichen Wohlergehens. Die Schuldenstände waren ungleich niedriger und die Kaufkraft der Fiatwährungen ungleich höher. Heute sind die Trends auf all diesen Gebieten dagegen äußerst beunruhigend. In manchen Fällen, wie beispielsweise bei den Schulden, war die Lage noch so ernst wie zur Zeit.
Die Edelmetallkurse wurden gestern erneut gedeckelt, durch den prototypischen "Kartellboten"-Algorithmus, der zur üblichen Angriffszeit aktiviert wurde, während es an den Aktienmärkten dank des prototypischen "Dead-Ringer"-Algorithmus wieder einmal aufwärts ging. Doch sehen Sie nur, welche Schlagzeilen allein gestern zu lesen waren:
- CALPERS (der größte amerikanische Rentenfonds) plant den Verkauf von Aktien im Wert von 15 Milliarden $ innerhalb der nächsten zwei Jahre
- General Motors und Fiat Chrysler verkünden geplante Stilllegung von sieben Betrieben, 10.000 Angestellte betroffen
- Lkw rast in Berliner Weihnachtsmarkt, mehrere Tote und Verletzte
- IWF-Vorstand sichert Christine Lagarde trotz Schuldspruch wegen Fahrlässigkeit volle Unterstützung zu
- Kreditkartenschulden der US-Bürgern nähern sich dem Allzeithoch von 2008
- Italienisches Kabinett ersucht Genehmigung zur Erhöhung der Staatsschulden und Finanzierung der Bankenrettung
- Monte dei Paschi: Rettung durch Privatinvestoren droht zu scheitern, weil potentielle Ankerinvestoren zögern
- Russischer Botschafter in der Türkei ermordet
- Amt für Energiestatistik räumt starken Rückgang der nachgewiesenen US-Öl- und Gasreserven ein
- "Alle sind nervös" - Abverkauf chinesischer Anleihen setzt sich fort, Aktienmarkt in Hongkong fällt ins Jahresminus
- US-Einkaufsmanagerindex für Dienstleistungen sinkt unerwartet auf 3-Monatstief
- Deutsche-Bank-Aktie sinkt vor Vergleich mit US-Justizministerium
- Australische Regierung erwägt Abschaffung der 100-$-Note
Das Kartell ist fest entschlossen, den Status Quo so lange wie möglich zu erhalten und nebenbei alles Vermögen aus der Welt herauszupressen, das noch nicht gestohlen wurde. All die hier aufgelisteten Ereignisse geschahen daher, während der Dollar und die Rendite heute morgen weiter nach oben kletterten, und Gold, das "meistgehasste Asset" der Welt (wie Kevin Muir es in diesem Artikel beschreibt) gleichzeitig nach unten gedrückt wurde. Die weiter oben erwähnten Aufgelder auf physische Edelmetalle bleiben in der östlichen Hemisphäre dagegen auf einem Niveau, welches zuletzt während der Finanzkrise von 2008 erreicht wurde. All das bereitet den Weg für wahrhaft historische, schicksalshafte Wendungen im Jahr 2017.
Rufen Sie sich ins Gedächtnis, was in der Vergangenheit geschah, als die Edelmetalle dunkle Zeiten zu durchleiden hatten, beispielsweise auf dem Höhepunkt der Krise von 2008 oder im Dezember letzten Jahres - auch wenn das sehr unschöne Erinnerungen sind. Sie können sich sicher sein, dass die Nachfrage heute viel größer, das Angebot viel knapper ist als damals. Zudem beschleunigt sich das Wachstum der Schulden und der Geldmenge zunehmend - für beide Größen gibt es nur den Weg nach oben. Die geldpolitischen Entwicklungen, die uns 2017 bevorstehen, werden in die Geschichte eingehen. Daher bin ich so froh wie nie zuvor, dass ich statt den blasenbildenden Finanzwerten physisches Gold und Silber besitze.
© Andrew Hoffman
http://blog.milesfranklin.com
Der Artikel wurde am 20. Dezember 2016 auf www.milesfranklin.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.