Interview mit Ted Butler
06.09.2006 | Theodore Butler
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Cook: Welche Verspätungen beim ETF?Butler: Ich verfolge das ziemlich genau und bin überzeugt, dass es in London nur sehr wenig verfügbares Silber gibt und jemand die Anteile des ETF leer verkaufen könnte, anstatt reales Silber einzulagern. Aufgrund dieser Leerverkäufe von Anteilen, die in den Short Interest Berichten nicht aufscheinen, hält der ETF 10 Millionen Unzen weniger, als er halten sollte. Ich denke nicht, dass dies notwendigerweise illegal ist, aber es ist definitiv nicht im Prospekt angegeben und hinterlässt daher einen bitteren Beigeschmack. Das ist natürlich nur meine Vermutung. Wenn ich aber richtig liegen sollte, würde ich vermuten, dass man die ETF-Anteile leer verkauft, weil das Silber nicht verfügbar ist.
Cook: Was passiert, wenn nicht genug Silber verfügbar ist?
Butler: Ich denke, man sollte besser fragen, wie man eine extrem große und konzentrierte Shortposition rechtfertigt, wenn sogar die Frage gestellt wird, ob nicht genug Silber verfügbar sein könnte.
Cook: Sie haben die Frage nicht beantwortet, was wird passieren?
Butler: Der Sturm wird nach oben ausbrechen. Es gibt die weit verbreitete Erkenntnis, dass es nicht genug Silber gibt, um den ETF zu versorgen.
Cook: Die Leute haben sich in Bezug auf Silber beruhigt. Sie kaufen nicht mehr so viel wie zuvor. Was sagen Sie dazu?
Butler: Ich verstehe es, wenn jemand keine anderen Fonds oder Anlagen hatte, von denen er zu Silber wechseln konnte. Wenn aber jemand Fonds oder andere Anlagen hatte, die er verkaufen konnte, dann verstehe ich nicht, warum er nicht Silber gekauft hat.
Cook: Viele wurden von den Margins umgebracht und lecken jetzt ihre Wunden. Sie haben den klaren Rat gegeben, physisches Silber zu kaufen und zu vermeiden, was so vielen passiert ist. Warum lernen die Leute nie daraus?
Butler: Ich habe beim Trading genug Fehler gemacht um zu wissen, wie leicht man durch den Hebeleffekt und die Emotionen verlieren kann, deshalb würde ich niemanden belehren oder schlecht machen, dem das passiert. Aber lassen Sie mich versuchen, konstruktiv zu sein und all jenen etwas mitzugeben, die durch Margins bei den kürzlichen Ausverkäufen verloren haben. Viele mussten ihr gehebeltes silber verkaufen, aber niemand war gezwungen, sein zur Gänze bezahltes Silber zu verkaufen. Bitte lernen Sie daraus.
Cook: Stimmt das heutzutage mehr als je zuvor?
Butler: Die zukünftigen Bewegungen werden viel brutaler und profitabler sein als alles, was wir bis heute erlebt haben. Es ist unmöglich, dass wir Preise von 50 $, 100 $ oder noch höher ohne schmerzvolle Ausverkäufe erreichen werden. Ich spreche mich deshalb öffentlich für reales, zur Gänze bezahltes Silber aus, weil dies die einzige Form ist, bei der ich todsicher bin, dass sie sich unter allen Umständen durchsetzen wird.
Cook: Lassen Sie uns das Thema wechseln. Wenn ich richtig verstehe, beträgt die industrielle Nachfrage nach Silber etwa eine Milliarde Unzen pro Jahr. Stimmt diese Zahl?
Butler: Die gesamte Silbernachfrage, inklusive Schmuck und Münzen, kommt nahe an diese Zahl heran.
Cook: Was würden Sie sagen, wie groß das jährliche Defizit zwischen Silberproduktion und industrieller Nachfrage ist?
Butler: Wenn sie die Wiederverwertung von Schrott und die Minenproduktion zusammenzählen, und diese Zahl mit der gesamten Nachfrage vergleichen, würde ich sagen, es gibt ein Defizit von 50 Millionen Unzen.
Cook: Das Defizit sinkt also?
Butler: Ja, das Defizit muss sinken, um letztendlich zu verschwinden. Ein unendlich anhaltendes strukturelles Defizit von Silber zu erwarten, wäre unrealistisch.
Cook: Drückt das den Preis?
Butler: Diese Entwicklung hat absolut nichts mit sinkenden Preisen zu tun.
Cook: Warum? Sie haben doch behauptet, dass es nun seit 60 Jahren ein strukturelles Defizit bei Silber gibt, und dass dieses sich bullish auf den Preis auswirkt. Nun steigt die Nachfrage, und Sie sagen, das Defizit wird verschwinden.
Butler: Ein Rohstoff-Defizit kann nur bestehen, so lange es verfügbare Bestände gibt, die verwendet werden können, um das Gleichgewicht von Produktion und Verbrauch zu erhalten. Da die weltweiten Silberbestände über das letzte halbe Jahrhundert um mehr als 95% zurückgegangen sind, sind nur sehr wenige Lagerbestände übrig, um ein Defizit zu erhalten. Wir sind am Ende der Silberbestände, die auch nur in der Nähe der aktuellen Preise verfügbar sind.
Cook: Ist es so bullish wie es klingt?
Butler: Wenn ein Rohstoff-Defizit endet, weil das Angebot gestiegen oder die Nachfrage gesunken ist, dann wäre das bearish. Wenn aber ein Rohstoff-Defizit endet, weil es auf der ganzen Welt keine Lagerbestände mehr gibt, um das Defizit auszugleichen, dann ist das unglaublich bullish. Und genau das ist es, was wir bei Silber haben.
Cook: Was passiert in diesem Fall?
Butler: Dann tritt das Gesetz von Angebot und Nachfrage mit aller Macht ein. Der einzige Weg, um Angebot und Nachfrage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ist dann höhere Produktion, radikale Senkung der Nachfrage, oder die Entdeckung von mehr Silber. Und das kann nur durch eine scharfe Neubewertung nach oben im Preis geschehen. Der ganze Unsinn mit Papier-Leerverkäufen ist dann zu Ende und wir bekommen den freien Silbermarkt.