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Erst kommt die Krise und danach...?

07.09.2006  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
- Seite 3 -
Was können wir selbst für einen neuen Aufschwung tun?

So wichtig die Korrekturen im internationalen und nationalen Bereich sind: Sie werden wirkungslos bleiben, wenn die Menschen sich weiter weigern, Leistungsträger zu sein, Familienverantwortung zu tragen und wenn sie sich nur egozentrisch selbst verwirklichen, nur ihre Lust befriedigen und ohne Zukunftsverantwortung nur in den Tag hineinleben wollen. Ohne Änderung der Mentalität wird in den dekadenten westlichen Gesellschaften ein neuer Aufschwung unmöglich sein. Wir brauchen also auch für jeden einzelnen drastische Korrekturen bei sich selbst, bei seinem Verhalten, bei seiner Mentalität und auch bei seinen Lebensregeln:

1. Wofür leben?
Nachdem das Bodenpersonal unseres lieben Gottes statt Glauben den Sozialismus verkündet und letzterer sich als große Irrlehre erwiesen hat, haben die Kirchen ihre Glaubwürdigkeit verloren, ist Europa mehrheitlich nicht mehr christlich.

Aber auch der Sozialismus hat sich als Unheilslehre zur Knechtung der Menschen erwiesen, ist gescheitert und hat diejenigen, die an ihn glaubten, enttäuscht.

Längst wird auch Nationalismus nicht mehr als Solidaritätsanspruch akzeptiert. Der Nationalstaat, der seinen Leistungsträgern immer höhere Belastungen zumutet, wird nicht mehr als ausgleichende Gerechtigkeit, sondern als Räuber ohne Moral empfunden. Der Nationalstaat ist so lange diffamiert worden, daß er heute seine Bindungskraft verloren hat.

Wo keine moralische Solidaritätsbasis mehr akzeptiert wird, ist auch jede Umverteilung unmoralisch, wird das Zusammenleben nicht mehr als Gemeinschaft, sondern als „Raubtierkäfig“ empfunden. Wir brauchen also eine neue moralische Grundlage für eine neue Gemeinschaft, um miteinander wieder mit neuen Ideen, neuen ethischen Grundsätzen und neuen Aufgaben eine neue wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunft zu gewinnen.

Wo diese neuen Leitideen für den künftigen Aufschwung liegen, ist noch unentschieden. Sicher gehört aber die Familie als wesentliche Kernzelle jeder Gemeinschaft dazu. Erst aus ihr können sich Verwandtschaft, Region, Volk und Zusammenarbeit unter den Völkern entwickeln.

Wirtschaftlich dürfte die von der Mittelstandsökonomie entwickelte "personale Wirtschaft" der Personalunternehmen einen Ausweg aus den von Funktionären beherrschten sozialistischen Staatsunternehmen oder den menschenverachtenden Kapitalgesellschaften der Kapitalisten bieten. Der Mensch muß auch in der Wirtschaft wieder nicht nur als Konsument, sondern auch mit seiner Leistung ins Zentrum gerückt werden. Die Wirtschaft muß dem Menschen statt dem Kapital oder den Funktionären dienen. Hier hat die Mittelstandsökonomie bereits tragfähige Grundsätze entwickelt (vgl. vom Verf. "Was ist ein Unternehmer?", Mittelstandsinstitut Niedersachsen, oder ders. "Das mittelständische Unternehmen").


2. Nach welchen Regeln leben?
Ein neuer Aufschwung wird sich erst einstellen, wenn die Lebensregeln nicht nur von uns selbst, sondern auch für uns selbst wieder so geändert werden, daß man nicht tatenlos auf die Fürsorge der Sozialfunktionäre und anderer Fleißiger warten darf, sondern selbst für sein Schicksal verantwortlich ist. Wer eben nicht arbeiten will, muß hungern, kann nicht mit dem Hinweis auf seinen Hunger auf dem Rücken anderer leben wollen. Und wer zu uns ins Sozialsystem einreisen will, muß von Wohltaten ausgeschlossen bleiben, kann nicht eine Solidargemeinschaft anzapfen, zu der er nie selbst etwas geleistet hat. Und wer nur weniger oder schlechter arbeiten kann oder will, kann auch nur so viel verlangen, wie seine Arbeit wert ist, nicht aber Mindestlöhne oder Zuschüsse auf Kosten der anderen. Und wer nicht selbst für sein Alter anspart und durch eigene Kinder vorsorgt, kann nicht sein eigenes Alter auf den Schultern fremder Kinder ablasten dürfen. Das Unheil der sozialistischen Umverteilung mit Armeen von feudalistischen Umverteilungsfunktionären muß ersatzlos gestrichen werden. Der Mensch muß zunächst und zuerst und zumeist für sich selbst verantwortlich sein, auch wenn dies in Einzelfällen Härte bedeutet.

In früheren Zeiten waren Familie und Verwandtschaft immer die großen Sicherungsanker gegen die Wechselfälle des Lebens. Wer nicht allein stand, hatte Hilfe. Egoistische Singles haben dagegen keinen Anspruch auf Hilfe, weil sie bisher Familiengemeinschaft abgelehnt haben. Umgekehrt wird für viele Menschen die Familie wieder einen neuen Lebenssinn bekommen, wenn durch die Krise die Not wächst, der Familienverband sich auch als Hilfsgemeinschaft bewährt und wenn auch in der Gesellschaft die Familie wieder ihren zentralen Anerkennungsplatz gewinnt.

Das zeigt sich am Beispiel der Mütter. Solange nach sozialistischem Vorbild nur die Arbeiterin am Band Rente bekam und als "Selbstverwirklichung" anerkannt wurde, waren die Mütter diskriminiert. Dabei sind sie es, die viel größere Opfer bringen, eine viel größere gesellschaftliche Leistung zeigen und letztlich durch gute Kindererziehung die Zukunft der Gesellschaft bestimmen. Emanzen sind Drohnen der Gesellschaft, die Mütter dagegen ihre eigentlichen Träger.

Auch wirtschaftlich brauchen wir andere Lebensregeln. Oben wurde schon gesagt, daß die Produktion nicht dem Staat und seinen Funktionären und auch nicht den Kapitalisten und den Kapitalgesellschaften zugute kommen darf, sondern den Menschen, wie dies in der personalen Wirtschaft des Mittelstandes millionenfach immer noch vorexerziert wird. Die einseitige Bevorzugung von kollektiven sozialistischen Institutionen und Kapitalgesellschaften war eine Fehlentwicklung, für die wir gebüßt haben. Beide kollektiven Unternehmensformen haben nur Randbedeutung. Sie dürfen nicht mehr zur Richtschnur unserer wirtschaftlichen Regeln werden.

Solche Änderung muß sich politisch fortsetzen. Es darf nicht mehr die Politik zugunsten der Funktionäre oder der Kapitalisten geben, wie sie zur Zeit international und national vorherrscht. Die Politiker müssen wieder vom Volk statt von den Gaben der Gewerkschaften und Konzerne abhängig werden. Es muß wieder Souveränität von unten nach oben delegiert werden statt der zentralen Herrschaft der Hochfinanz oder der internationalen Organisationen über die EU in die Staaten hinein. Wenn über 80% der Regulierungen durch das EU-Politbüro zentral auf die deutsche Regulierung niederprasseln, kann von Demokratie keine Rede mehr sein, brauchen wir ein totales Umschwenken, um die Freiheit der Bürger gegen die Machtansprüche der nationalen und internationalen Zentralisierer zu verteidigen. Auch im politischen Bereich muß also von den Funktionären wieder auf die Menschen zurückbezogen und die Demokratie zurückgewonnen werden.

Die vorstehenden Grundsätze sind nur Anfangsideen eines Projekts des Mittelstandsinstituts Niedersachsen, welches sich im Anschluss an das Crash-Buch mit den Fragen auseinandersetzen will, "Was kommt danach?", welches also die Voraussetzungen, Bedingungen und Möglichkeiten eines gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Wiederaufstiegs nach der Krise bearbeiten will. Das Thema ist spannend, aber auch notwendig. Das Wirtschaftswunder wäre z.B. nicht möglich gewesen, wenn nicht eine kleine Gruppe von Professoren schon während des Krieges und vor dem Zusammenbruch ein neues Konzept der Marktwirtschaft entworfen hätte. Es erscheint deshalb auch jetzt höchste Zeit, ein neues Konzept einer Wiedergesundung nicht nur Deutschlands, sondern auch Europas zu entwerfen. Sie werden in einem Jahr davon lesen.


© Prof. Dr. Eberhard Harrer und Dipl. Kfm. Eike Hamer

aus "Vertrauliche Mitteilungen", Extrablatt 1/2006, Juli 2006



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