Lochmann: "Noch nie waren so viele Fälschungen am Markt!"
23.01.2017 | Presse
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DEG: Wie stellen Sie fest, ob sich in einer Münze oder einem Barren Wolfram befindet?Lochmann: Es gibt drei Möglichkeiten, die es relativ leicht machen, das festzustellen: Die Leitfähigkeitsmessung, also, wie gut leitet zum Beispiel eine Münze einen Strom hindurch, Magnetwaagen oder auch Ultraschall. Bei Münzen hilft außerdem auch oft schon ein klassischer Klangtest. Echte Goldmünzen haben beim Anschnipsen einen charakteristischen Klang, welcher eine Wolframfälschung sofort entlarven würde. Die Redewendung "Mit klingender Münze bezahlen" kommt nicht von ungefähr.
Mit einem solchen Testgerät wird die Leitfähigkeit einer Münze überprüft
DEG: Wann haben Sie in Ihrer Firma zum ersten Mal eine große "Welle" von gefälschten Produkten erlebt, die Ihnen angeboten wurden?
Lochmann: Vor circa 5 Jahren ging es los mit gefälschten Argor / Heraeus Goldbarren. Auch die vermeintlich fälschungssicheren Kinebar Barren waren dabei. Bei diesen wurde einfach eine Hologrammfolie auf die Rückseite der Barrenfälschungen geklebt. Danach kam eine Welle von gefälschten PAMP Barren; und momentan wird der Markt, vor allem via E-Bay mit gefälschten Umicore, Degussa und Perth Mint Barren überflutet. Bei letzteren ist es so, dass die Barren zwar optisch gut aussehen, aber da sie nur aus Messing bestehen, müssten sie eigentlich aufgrund des unterschiedlichen spezifischen Gewichtes sofort auffallen.
DEG: Warum fallen Sie dann vielen Internet-Schnäppchenjägern doch nicht auf?
Lochmann: Weil die Fälscher die Blisterverpackungen fälschen - und zwar so perfekt, dass kein Laie auf die Idee kommen würde, diese zu öffnen und sich den Barren separat anzusehen.
Das Phänomen Wolframfälschungen gibt es bei Barren schon länger, bei Münzen tauchen diese in Wellen vermehrt seit dem Jahre 2014 auf.
Viele Schnäppchenjäger, die meinen, bei E-Bay einen Barren oder eine Münze günstig erworben zu haben, merken erst nach Jahren, dass sie letztendlich dann für ihr gutes Geld doch kein Gold bekommen haben. Übers Internet ordern Ganoven aus China ganze Paletten von optisch perfekten Fälschungen und über E-Bay werden diese dann unters Volk gebracht.
Beide Barren sind falsch - an den Blisterverpackungen ist dies aber so git, wie nicht zu bemerken.
DEG: Wenn Sie von "Wellen" von Fälschungen sprechen: Wie kann man sich das in der Praxis vorstellen? Kommt da mindestens einmal die Woche ein Verkäufer mit unechter Ware zu Ihnen in die Firma, beziehungsweise ab wann bekommen Sie persönlich das Gefühl, dass da mal wieder eine regelrechte Fälschungs-"Welle" von einer bestimmten Münz- oder Barrenart auf dem Markt ist?
Lochmann: Meist bekommen wir gefälschte Barren oder Münzen über unseren Postankaufservice eingesendet. Fälschungen gibt es schon immer, aber auffällig ist immer, wenn mehrmals hintereinander aus verschiedenen Ecken Deutschlands identische Fälschungen eingesendet werden. Gibt man den Produktnamen dann bei E-Bay ins Suchfeld ein, erkennt man schnell, warum das so ist. Momentan ist dies zum einen bei geblisterten Perth Mint Barren und bei in Folie eingeschweißten Umicore Barren der Fall.
DEG: Manche sagen ja, dass Münzen fälschungssicherer seien als Barren. Was meinen Sie dazu?
Lochmann: Das ist Blödsinn. Wenn man sieht, mit welcher Liebe zum Detail in China Rolex Uhren, welche aus Hunderten von Teilen bestehen, gefälscht werden, dann ist es für die dortigen "Manufakturen" ein Leichtes, ein einzelnes Metallstück, egal ob eine runde Münze oder einen eckigen Barren, optisch so aussehen zu lassen wie die Originalvorlage.