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Lochmann: "Noch nie waren so viele Fälschungen am Markt!"

23.01.2017  |  Presse
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Die gefälschte Krügerrand-Münze ist an der äußeren Riffelung zu erkennen.


DEG: Sehen Sie bei Silbermünzen und -barren ähnlich viele Fälschungen, wie beim Gold? Theoretisch müsste ja beim Silber deutlich weniger gefälscht werden, weil einfach das Risiko im Verhältnis zum Ertrag für Kriminelle beim Silber viel höher ist?

Lochmann: Stückzahlenmäßig kommen deutlich mehr Silberfälschungen als Goldfälschungen auf den Markt. Vermutlich aus denselben Gründen wie bei Falschgeld. Die Fälscher hoffen, dass die kleinen Scheine, beziehungsweise in dem Fall Silbermünzen und kleine 1 Unzen Silberbarren, weniger aufwändig überprüft werden als große Scheine beziehungsweise Goldbarren.


DEG: Welche Produkte bereiten Ihnen zurzeit am meisten Bauchschmerzen?

Lochmann: Bauchschmerzen bereitet uns nichts, sorgfältige Prüfung gehört zum Geschäft. Wir bedauern nur immer die Menschen, welche auf Betrüger reingefallen sind.


DEG: Wie sieht es nach Ihrem Eindruck bei den Topsellern unter den Münzen aus, zum Beispiel beim Krügerrand? Sind bei denen auch, proportional zum Umsatz, besonders viele Fälschungen auf dem Markt?

Lochmann: Es gibt Krügerrand Fälschungen, auch optisch gut gemachte, aber im Verhältnis zu den Gesamtstückzahlen tauchen hier Fälschungen zum Glück doch eher selten auf. Häufiger sind gefälschte Silber Pandas und Silber Maple Leaf Münzen.


DEG: Nun waren ja die Prägeanstalten in den letzten Jahren durchaus innovativ. Es gab immer wieder neue Erfindungen, um die Fälschungssicherheit zu erhöhen, so zum Beispiel die Hologramme auf den Kinebars. Welches dieser neuen Sicherheitsmerkmale hat Sie als Aufkäufer in der Praxis am meisten überzeugt?

Lochmann: Ehrlich gesagt ist dies jeweils nur ein Hase-Igel Spiel. Jedes Fälschungssicherheitsmerkmal lässt sich nachahmen, und wer sich dann nur noch darauf verlässt, macht es den Fälschern sogar noch einfacher. Das Metall an sich lässt sich ja bekanntlich nicht fälschen, und so schauen wir bei uns im Hause irgendwelche speziellen Sicherheitsmerkmale oder Zertifikate gar nicht erst an, sondern überprüfen Barren und Münzen mit metallurgischen Testmethoden und gesundem Menschenverstand.

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DEG: Wie sieht es Ihrer Erfahrung nach bei Schmuck aus? Wie genau kann man sich als Schmuckkäufer auf die eingravierten Stempel verlassen?

Lochmann: Bei Schmuck sieht es ähnlich aus wie bei Barren und Münzen. Der hohe Wert lockt Betrüger auf den Plan, und so gibt es ganze Banden, welche mit gut gefälschten Schmuckstücken, meist Ketten oder Ringen aus Messing oder Wolfram, welche eine Goldpunzierung haben und teilweise auch mit echtem Gold beschichtet wurden, über die Lande ziehen und diese als "Notverkäufe" versuchen, an den Mann zu bringen. Wer den Begriff 'Autobahngold' googelt, wird hier schnell fündig.


DEG: Wie kann der normale Privatmensch sich davor schützen, gefälschte Ware einzukaufen?

Lochmann: Zunächst sollte jedem klar sein, dass kein Mensch Gold oder Silber unter Wert verkaufen muss. Entsprechend kann man bei E-Bay auch keine Schnäppchen bei Barren oder Münzen machen und Edelmetalle unter dem Börsenwert kaufen, also unter dem Wert, für den professionelle Händler die Produkte ankaufen würden - zumal die Verkäufer ja an E-Bay vom Erlös ja auch noch Gebühren bezahlen müssen. Wer sich nicht auskennt, der sollte somit lieber zu einem seriösen Händler, einer Bank oder Sparkasse gehen, um seine Edelmetallinvestments zu tätigen.


DEG: Gibt es auch günstige Prüfgeräte, die sich ein Privatmensch kaufen kann, um damit Ware auf Echtheit hin zu prüfen?

Lochmann: Es gibt verschiedene Prüfgeräte, welche auch schon für dreistellige Beträge erhältlich sind; eines alleine nutzt einem aber meist wenig. Eine Eigenschaft lässt sich immer leicht fälschen, man sollte somit immer mindestens zwei Testmethoden anwenden, um auf Nummer sicher gehen zu können. Auch gilt es teilweise unterschiedliche Geräte einzusetzen bei kleineren oder größeren Barren und Münzen. Eine Übersicht von verschiedenen Testmethoden findet man am Beispiel der Krügerrand Goldmünze in folgendem YouTube Video:

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DEG: Vielen Dank für das Interview.


© Waldemar Meyer


Das Interview führte Waldemar Meyer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V. (DEG). Die DEG verfügt über einen breiten Kreis unterschiedlichster Mitglieder, sowohl Privatpersonen wie auch Firmen, die teilweise über jahrzehntelange Erfahrung an den Edelmetallmärkten verfügen. In unregelmäßigen Abständen bittet die DEG ausgewählte Mitglieder zum Interview und möchte so interessierte Anleger am großen Erfahrungsschatz ihrer Mitglieder teilhaben lassen.

Die Äußerungen in diesem Interview stellen ausschließlich die Meinung des Interviewpartners dar. Sie geben nicht notwendigerweise die Meinung der DEG wieder. Alle Angaben ohne Gewähr. Die Bilderrechte mit Copyright liegen bei Herrn Dominik Lochmann.




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