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Gerald Celente: "Es gibt keinen sichereren Hafen als Gold"

17.02.2017  |  Mike Gleason
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Der US-Dollar ist unserer Ansicht nach nur deshalb so stark, weil viele der anderen Währungen so schwach sind. Wohin wir auch blicken, nach Mexiko, in die Türkei - wir sehen eine Währung nach der anderen fallen. Manche erholen sich wieder ein bisschen, aber im Allgemeinen herrscht Schwäche vor. Diese Entwicklung spielt sich vor unser aller Augen ab. Wir beobachten, dass China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, darum kämpft, die Kapitalabflüsse zu stoppen. Allein im letzten Jahr hat das Land internationale Transaktionen im Wert von mehr als 75 Milliarden Dollar storniert, um die Abflüsse einzudämmen.

Wie Sie gesagt haben, sitzen die USA in der Falle. Wenn sie das Zinsniveau anheben, an wen werden die Unternehmen dann ihre Produkte verkaufen? Wenn die Zinsen nicht erhöht werden, wird dieses Ponzi-System einfach immer weiter fortgesetzt. Der einzige Grund dafür, dass es an der Börse überhaupt aufwärts ging, waren ja die Aktienrückkäufe und die vielen Fusionen und Übernahmen.


Mike Gleason: Einer der Hauptfaktoren für höhere Goldpreise sind negative Realzinsen. Diese könnte es weltweit geben, nicht nur hier in den USA. Wie Sie erwähnt haben, kämpfen derzeit viele Staaten mit Währungsproblemen. Wird das gelbe Metall attraktiver, wenn weiterhin mit zunehmender Inflation zu rechnen ist? Wie schätzen Sie die Entwicklung der Edelmetalle mittel- und langfristig ein?

Gerald Celente: Ich möchte vorsichtshalber noch einmal darauf hinweisen, dass wir keine Finanzberatung geben. Wir sind Trendanalysten. Hier ist also unsere Vorhersage: Wenn der Leitzins in den USA angehoben wird, besteht für den Goldkurs noch immer Abwärtsrisiko. Je stärker der Dollar wird, desto tiefer sinken die Goldpreise. Allerdings müssen wir die gesamte Weltwirtschaft betrachten.

Währungsprobleme gibt es derzeit in allen Ecken der Welt. Wenn Sie in China leben würden, was würden Sie dann bevorzugen - Gold oder den Yuan? Hätten Sie in der Türkei lieber Lira oder Gold? Und in Mexiko? Auch in Europa spitzt sich die Währungskrise zu. Wir werden den Staatsbankrott von Griechenland erleben. Es wird sogar schon über den völligen Austritt Griechenlands aus der EU gesprochen.

Außerdem stehen in Italien, in den Niederlanden, in Deutschland und Frankreich bald Wahlen an, und in all diesen Ländern sind populistische Parteien auf dem Vormarsch, die aus der Eurozone austreten und den Euro abschaffen wollen. Falls das geschieht, schießt der Goldpreis in die Höhe.

Das Abwärtsrisiko für Gold liegt unserer Einschätzung nach bei 100-150 $, d. h. es ist sehr gering. Das Aufwärtspotential liegt dagegen bei einem Anstieg auf deutlich über 2.000 $. Um dieses Preisniveau zu erreichen, muss es jedoch erst eine stabile, starke Basis bei mehr als 1.400 $ ausbilden, etwa im Bereich von 1.440-1.480 $. Wenn der Goldkurs eine Zeitlang auf diesem Niveau verweilt, kann er in Richtung 2.000 $ starten. Doch wie gesagt, es gibt auch Faktoren, die den Goldpreis negativ beeinflussen könnten, insbesondere der US-Dollar.

Doch werfen wir noch einmal einen Blick auf die globale geopolitische Situation. In der Ukraine spitzt sich die Krise weiter zu. Das Land ist ein Pulverfass kurz vor der Explosion. In Israel wurde gerade ein Gesetz verabschiedet, das die Enteignung von palästinischem Land erlaubt. Außerdem werden dort rund 4.000 weitere Siedlerwohnungen auf besetztem Gebiet gebaut. Das verstößt gegen internationales Recht, und das hat, wie gesagt, nichts damit zu tun, auf welcher Seite man steht. Sie werden sehen, dass das noch ernste Nachwirkungen haben wird.

In Afghanistan ist ebenfalls kein Ende des Krieges abzusehen. Tatsächlich ist das Gebiet, dass die von den USA unterstützte Regierung kontrolliert, von 72% des Landes auf 56% zurückgegangen. Im Irak ist die Lage außer Kontrolle. Wir dürfen also nicht nur die wirtschaftlichen Fundamentaldaten betrachten, sondern müssen auch die gesamte geo-ökonomische und geopolitische Situation berücksichtigen. Wenn wir das tun, erkennen wir, dass es keinen sichereren Hafen gibt als Gold.


Mike Gleason: Kommen wir noch einmal auf Europa zu sprechen. 2017 scheint ein weiteres Jahr zu werden, in dem Europa die Schlagzeilen beherrschen wird. Im letzten Jahr hatten wir den Brexit. Dieses Jahr wird in mehreren Staaten gewählt. Für die Zukunft der EU ist das von großer Bedeutung. Auch in Deutschland und Frankreich stehen 2017 wichtige Wahlen an. Sollte in einem dieser Staaten eine anti-europäische Regierung gewählt werden, wäre das höchstwahrscheinlich des Ende dieses politischen Experiments und der gemeinsamen Währung. Und es sieht so aus, als hätten die EU-Kritiker derzeit Aufwind.

Ich weiß, dass Sie die Entwicklungen in Europa schon seit Langem genau beobachten, Gerald. Was könnte Ihrer Meinung nach geschehen?


Gerald Celente: In Frankreich ist das Wahlergebnis noch immer ungewiss. Marine Le Pens Partei, der anti-europäische und Euro-kritische Front National, wird die erste Runde gewinnen. Aber werden sie auch die zweite für sich entscheiden? Das ist noch völlig unklar. Es wird sehr knapp. François Fillon, der Kandidat des Establishments, wurde eigentlich als klarer Gewinner angesehen. Aber nun wurde berichtet, dass er seiner Frau und seinen Kinder fast eine Million Dollar für Scheinbeschäftigungen gezahlt hat.


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