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Gold: Turbo-Start der Rally steht kurz bevor

28.02.2017  |  Adam Hamilton
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Der Goldkurs bildete Anfang Juli ein Top, weil die Spekulanten ihre Long-Positionen so stark ausgebaut hatten, dass die Käufe sich erschöpfen mussten. Sie waren voll investiert in Gold und hatten kein Kapital mehr, welches sie noch einsetzen konnten. Die Folge dessen war ein Rekord-Verkaufsüberhang am Goldmarkt, denn eines Tages mussten die Trader ihre exzessiven Long-Positionen zwangsläufig wieder reduzieren. Diese Verkäufe und der damit einhergehende Abwärtsdruck auf den Goldpreis waren zunächst verhalten, bis der Druck von einer Reihe bedeutender Ereignisse verstärkt wurde.

Der Handel mit Gold-Futures ist extrem riskant und verzeiht aufgrund der enormen Leverage keine Fehler. Bei einem Hebel von 20 reicht schon eine Kursbewegung von 5% in die falsche Richtung, und der betreffende Trader verliert 100% seines eingesetzten Kapitals. Automatische Stopp-Loss-Orders sind also unerlässlich für das Überleben an den Terminmärkten. Im letzten Sommer hatten viele Trader ihre automatischen Verkaufsorders in der Nähe des psychologisch wichtigen Preisniveaus von 1.300 $ platziert. Der Kurs blieb monatelang über dieser Marke.

Anfang Oktober begann er allerdings in Richtung der 1.300-$-Linie zu sinken und die ersten Stopp-Loss-Orders auszulösen. Die daraus resultierenden, automatischen Verkäufe entwickelten sich rasch zu einem wasserfallartigen Sell-off, der wiederum weitere Stopps auslöste. Die massiven Verkäufe drückten nun auch ihrerseits den Goldkurs weiter nach unten, so wie wir das bereits im Mai beobachten konnten. Die damals veröffentlichten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank deuteten weit stärker auf eine Straffung der Geldpolitik hin, als die Märkte das erwartet hatten. Das erste "Überrennen" der Stopps im vierten Quartal hatte allerdings eine entscheidende Verschlechterung der Marktstimmung zur Folge.

Das zweite Ereignis dieser Art folgte im November, nach dem überraschenden Wahlsieg von Donald Trump. Monatelang war der Goldpreis immer dann gestiegen, wenn Trump in den Umfragen zulegte, und gefallen, wenn er gegenüber Hillary Clinton an Boden verlor. Am Wahltag selbst schossen die Gold-Futures um 4,8% nach oben, als bekannt wurde, dass Trump seinen Vorsprung in Florida, dem größten der hart umkämpften Bundesstaaten, ausbauen konnte. Alles deutete darauf hin, dass ein Wahlsieg Trumps bullisch für Gold und bearish für die Aktienmärkte sein würde.

Als sich diese allgemeine Annahme in den folgenden Tagen als falsch herausstellte, begannen sowohl die Spekulanten als auch die Investoren, den Goldsektor zu verlassen. Die Folge dessen war ein erneuter wasserfallartiger Sell-off an den Goldterminmärkten, während weitere Stopp-Loss-Orders ausgelöst wurden. Verkäufe ziehen weitere Verkäufe nach sich. Je schneller die Trader ihre Gold-Futures abstießen, desto stärker fiel der Kurs und desto mehr automatisierte Verkäufe wurden ausgelöst - ein Teufelskreis.

Direkt nach dem Treffen der Federal Reserve Mitte Dezember kam es zur dritten Massenauslösung von Stopp-Loss-Orders. Mit der Zinsanhebung hatten die Märkte zwar bereits gerechnet, doch nach der Sitzung kündigte der Offenmarktausschuss der Notenbank für 2017 drei statt der erwarteten zwei Erhöhungen an. Die Spekulanten an den Futures-Märkten fürchten, dass höhere Zinsen sich negativ auf den Goldkurs auswirken, auch wenn diese Sorgen unbegründet sind. Historisch gesehen hat sich der Goldpreis in Zeiten mit steigenden Zinsen in den USA gut entwickelt! Im Anschluss an die Sitzung der Fed ebbten die Verkäufe am Goldmarkt dann endlich nach und nach ab.

Als der Goldkurs am Tag danach einen Boden bildete, hatten die Spekulanten seit Anfang Juli insgesamt 174.000 Goldkontrakte liquidiert und ihre Short-Positionen um 32.200 Kontrakte erhöht. Das entsprach Goldverkäufen im Umfang von 641,3 Tonnen bzw. 116,1 Tonnen im Monat. Die Märkte konnten solche Mengen unmöglich absorbieren, ohne dass der Kurs einbrach. Nach dieser großen Liquidation an den Terminmärkten erschöpften sich Verkäufe jedoch. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Spekulanten wieder beginnen würden zu kaufen.

Nach dem heftigen Absturz um 12,7% im vierten Quartal 2016 - einem der schlechtesten Quartale in der Geschichte des Goldpreises - hätten die neuen Käufe seitens der Spekulanten die nächste große Rally am Goldmarkt auslösen sollen. Doch wie der Chart zeigt, waren die Trader noch nicht bereit dafür. Die Aussicht auf drei Zinserhöhungen im Jahr 2017, der US-Dollar, der infolge dieses geldpolitischen Kurses in der Nähe eines 14-Jahreshochs notierte, und die Aktienmärkte, die im Zuge der Trump-Rally von einem Rekord zum nächsten eilten, sorgten dafür, dass die Spekulanten kein Interesse an dem gelben Metall hatten.

Die äußerst bearishe Stimmung der Trader in Bezug auf Gold war Ende Dezember angesichts all des Gegenwindes durchaus verständlich. Die Spekulanten waren folglich nicht am Eindecken ihrer Short-Positionen interessiert, was normalerweise die erste Rally entfacht, welche wiederum einen längeren Preisanstieg nach sich zieht. Zudem ist der Kauf neuer Long-Kontrakte im Gegensatz zum Schließen der Shorts völlig freiwillig. Die Spekulanten wollten ganz einfach nicht auf Kursgewinne bei Gold setzen.

Dennoch begann das Edelmetall relativ stark zu steigen! Ich hatte Ende 2016 nach dem Sell-off zwar mit einer neuen Aufwärtsbewegung im Goldsektor gerechnet, doch ich hätte nie geglaubt, dass diese auch praktisch ohne Beteiligung der Futures-Spekulanten entstehen kann. Ich kann mich an keine größere Aufwärtsbewegung erinnern, weder an eine Bärenmarkt-Rally noch an einen Kursanstieg während eines Bullenmarktes, die sich entwickelt hat, ohne dass die Spekulanten Gold-Futures kauften. Die Spekulanten sind eigentlich die Könige der kurzfristigen Preisentwicklung.

Unglaublicherweise hat der Goldpreis dennoch die Kurve gekriegt und ist wieder gestiegen, obwohl die Trader den Kauf von Goldterminkontrakten verweigerten. Die neu erwachte Nachfrage nach Gold stammte auch nicht von den Aktieninvestoren in den USA, denn der GLD hatte noch im Dezember und im Januar starke Kapitalabflüsse zu verzeichnen. Es gibt allerdings einen entscheidenden Hinweis auf den Ursprung der mysteriösen Goldkäufe: das Timing der Intraday-Rallys am Goldmarkt.


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