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Öl- und XOI-Korrekturen

22.09.2006  |  Adam Hamilton
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Bei einigen dieser großen Zwischenhochs erreichte Öl zwei knapp aufeinander folgende Hochs. Um diese Korrekturen zu berechnen, begann ich jeweils beim zweiten dieser beiden aufeinander folgenden Zwischenhochs, auch wenn dieses knapp unter dem ersten lag. Diese Vorgehensweise macht die Maße der Korrekturen besser vergleichbar, da es die Zeit zwischen den doppelten Zwischenhochs nicht einrechnet, in der Öl eigentlich nur konsolidierte und nicht korrigierte.
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In unserer letzten großen Öl-Korrektur, die uns heute so zerstörerisch erscheint, ist der König der Rohstoffe bisher in nur 25 Handelstagen um 17,2% gefallen, was einem durchschnittlichen täglichen Rückgang um 0,7% über diesen Zeitraum entspricht. Wenn Ihre einzige Informationsquelle über Öl CNBC-Interviews sind, dann werden Sie sicher denken, dass Öl auf $40 zusteuert und unser Bullenmarkt zu Ende ist. Faszinierenderweise liegt diese kürzliche Korrektur aber vollkommen im Durchschnitt!

Es gab vor dieser bereits fünf große Korrekturen während den letzen paar Jahren, die im obigen Chart mit 1 bis 5 nummeriert sind. Sie führten zu absoluten Rückgängen von durchschnittlich 18,5% über einen Zeitraum von durchschnittlich 33 Handelstagen und erreichten damit einen durchschnittlichen Rückgang pro Tag von 0,64%. Diese Durchschnittsdaten sind unserer letzten Korrektur mit 17,2% über 25 Handelstage mit einem durchschnittlichen Rückgang um 0,69% pro Tag sehr ähnlich und eigentlich sogar etwas schlechter. Beachten Sie diese Tatsache genau.

Die Stimmung bei Öl und Ölaktien ist ungeheuerlich schlecht, ich habe noch nie so viel Gerede über das Ende des Öl-Bullenmarktes gehört wie in dieser vergangenen Woche. Dabei war die große Korrektur, die diese furchtbare Marktstimmung auslöste, bestenfalls durchschnittlich, tatsächlich war sie bezüglich absolutem Rückgang und Laufzeit sogar weniger stark als die durchschnittliche bisherige Korrektur! Was isoliert betrachtet oft entsetzlich aussieht, scheint im Kontext gesehen oft viel weniger schlimm.

Wenn Sie sich vor Augen führen, dass es in diesem Öl-Bullenmarkt bereits Korrekturen gab, die viel tiefer gingen, länger dauerten oder steiler abfielen als unsere Letzte, wird Sie der relativ milde Einbruch von Öl seit Anfang August nur noch schwer erschrecken können. Rein technisch gesehen war unsere letzte Korrektur, relativ zu ihren Vorgängern im bisherigen Bullenmarkt, absolut unbeachtlich und keineswegs extrem.

Warum hat diese Korrektur dann aber so viel negative Stimmung erzeugt? Ich vermute, dass ein paar Faktoren zu der Auffassung geführt haben, dass diese Korrektur in irgendeiner Weise anders und daher bedrohlicher ist.

Erstens sind die meisten Analysten wie die meisten Mainstream-Investoren und betrachten aktuelle Entwicklungen nicht im Kontext des bisherigen Bullenmarktes. Da wir seit Februar keinen starken Rückgang des Ölpreises mehr erlebt haben, vermute ich, dass viele Analysten ganz einfach vergessen haben, wie volatil Öl auch nach unten sein kann. Ohne Wissen über die Geschichte der Märkte, das nur sorgfältige Beobachter dieser Märkte bekommen, kann es leicht passieren, dass man auf aktuelle Ereignisse falsch reagiert.

Zweitens stellt sich dieser letzte Rückgang des Ölpreises gegen saisonale Trends, die zu dieser Jahreszeit normalerweise ziemlich stark sind. Ein starker Rückgang kann in einem Monat, in dem er statistisch unwahrscheinlich ist, mehr Angst verbreiten als in einem statistisch weniger starken Monat. Ich vermute, dass die übliche saisonale Stärke von Öl aufgrund eines fehlenden Auslösers nicht aufgetreten ist. Ohne aufkommende geopolitische Krisen und ohne Hurrikans, die den Golf von Mexiko treffen, hatten Spekulanten wenig nahe liegende Gründe, den Ölpreis weiter hoch zu bieten. Ohne Kaufinteresse tendieren Preise zu Fallen.

Aber es hat sich eine interessante Situation ergeben. Die Wall Street vertritt die Theorie, dass es im Öl-Terminmarkt einen massive Spekulationsprämie gibt, sodass der Ölpreis aufgrund von Spekulanten, die vom Chaos im Mittleren Osten profitieren wollen, zig Dollar über seinem wahren Wert handelt. Ich denke jedoch nicht, dass diese Theorie viel Sinn ergibt. Der Mittlere Osten ist seit Jahrhunderten ein Krisenkessel und Kriege sind in dieser Region nichts Neues. Weiters steigt Öl seit 1998. Verglichen mit den letzten 60 Jahren geopolitischer Unruhen im Mittleren Osten, waren die letzten 8 Jahre während dieses Öl-Bullenmarktes wirklich ziemlich ruhig.

Rein spekulative Märkte tendieren dazu, wie die NASDAQ im Jahr 1999 und Anfang 2000, parabolisch in die Höhe zu schießen. Wie der obige Chart klar zeigt, ist der Öl-Bullenmarkt aber in langsamer und konservativer Manier und ohne parabolische Spitzen mit einem mäßigen Tempo gestiegen. Wenn ein Markt jahrelang parallel zu seiner 200-Tages-Linie mäßig ansteigt, ist dies ein Zeichen fundamentaler Veränderungen, und nicht spekulativer Leidenschaft.

Diese Öl-Hausse besteht, weil die weltweite Nachfrage nach Öl schneller wächst als das Angebot, und der moderate und langfristige säkulare Aufwärtstrend von Öl reflektiert diese Veränderung. Dadurch, dass Asien und der Rest der Welt westliche Lebensstandards anstreben, steigt der weltweite Pro-Kopf-Ölverbrauch unaufhaltsam. Das führt wiederum zu einer extremen Belastung der bestehenden Kapazitäten bei Öl. Da es so lange dauert, Öl zu finden und zu produzieren, wird es wahrscheinlich noch ein weiteres Jahrzehnt oder länger dauern, dieses entscheidende fundamentale Ungleichgewicht wieder auszugleichen.

Fundamentaldaten ändern sich bestenfalls im Verlauf von einigen Jahren. Es ist unvorstellbar, dass sich der weltweite Ölmarkt seit dem letzen Einbruch des Ölpreises um 17%, der vor etwas mehr als einem Monat begann, fundamental verändert hätte. Wenn sich Fundamentaldaten nicht so schnell ändern können, dann bleiben sie weiterhin sehr bullish. Die kürzliche Korrektur, hervorgerufen durch geringes Interesse der Spekulanten mangels geopolitischer Krisen und Hurrikans, ist also ein psychologisch gesteuertes Ereignis. Solche Gegenbewegungen halten meist nicht sehr lange an, da sich die Marktstimmung so schnell ändert.

Öl hat, wie der obige Chart zeigt, schon viele scharfe Korrekturen erlebt. Aber keine dieser Korrekturen änderte die grundsätzlich bullishen Fundamentaldaten der weltweiten Angebots- und Nachfrage-Struktur. Rund um Zwischenhochs konzentrieren sich Trader zu sehr auf die kurzfristige Entwicklung, werden dadurch abgeschreckt, und beginnen zu verkaufen. Ein oder zwei Monate später, im Bereich des nächsten Zwischentiefs, kehrt aber die Rationalität zurück und die langfristigen Fundamentaldaten rücken einmal mehr ins Rampenlicht und verdrängen potentielle kurzfristige Bedenken.

Wenn sich die Fundamentaldaten von Öl während der letzten scharfen Korrektur nicht verändert haben, dann ist es wahrscheinlich, dass sich die heutigen niedrigen Preise als großartige Kaufgelegenheit herausstellen werden. Öl wurde vorübergehend sowohl unter seine Support-Linie als auch unter seine entscheidende 200-Tages-Linie gedrückt. Wenn Sie den obigen Chart sorgfältig betrachten, stellen Sie fest, dass Öl in den letzten paar Jahren nach solchen Entwicklungen kurz darauf immer rasch angestiegen ist. Solche, durch die Marktstimmung gesteuerte, technische Einbrüche können in fundamental begründeten säkularen Bullenmärkten nur selten länger bestehen.

Der relativen Handelstheorie zufolge ist die beste Zeit, um innerhalb eines säkularen Bullenmarktes neue Longpositionen einzugehen, wenn ein Preis oder Kurs nach einer größeren Korrektur vorübergehend unter seine 200-Tages-Linie zurückfällt. Interessanterweise war die Angst im Ölmarkt in der letzten Woche so groß, dass sie den Rohölpreis auf das niedrigste Niveau relativ zu seiner 200-Tages-Linie seit Jahren gedrückt hat. Der relative Ölpreis fiel zum schlechtesten Schlusskurs dieser Woche auf das 0,944-fache seines 200-Tages-Durchschnitts. Derart trostlose Tiefs werden sich wahrscheinlich als außergewöhnlich gute Kaufgelegenheit im Bullenmarkt herausstellen.

Mit technischen Öl-Trends, die im Kontext ihres bisherigen Bullenmarktes nicht ganz so schlimm erscheinen, und der letzten scharfen Korrektur, die hauptsächlich von der Marktstimmung getrieben war und in einem starken fundamental begründeten Bullenmarkt nicht lange anhalten sollte, sollten die heutigen Tiefs von Öl wichtige Implikationen für Ölaktien haben. Die meisten Investoren und Spekulanten sind nicht direkt in die Futuresmärkte involviert und erreichen ihr Engagement in Öl stellvertretend über den Besitz von Aktien elitärer Ölproduzenten.

Wir von Zeal kaufen und empfehlen herausragende Ölaktien und Call-Optionen auf Ölaktien wann immer der Ölpreis gedrückt wird, und so haben wir es auch diese Woche wieder in unserem Zeal Speculator-Service gemacht. Wir hielten aber auch bestehende Positionen, in die wir letzten Sommer investiert hatten, als der XOI zum letzten Mal sehr schwach war. Wie jeder andere mit Longpositionen in Energieaktien wurden auch wir in den letzten paar Wochen stark getroffen. Mit meinem weitgehenden Engagement in Longpositionen bei Energieaktien war ich gespannt, wie der XOI auf diese großen Korrekturen reagieren würde. Im nächsten Chart werfen wir einen Blick darauf.

Die exakten, großen Korrekturen von Öl aus dem obigen Chart sind hier über dem führenden XOI-Ölaktien-Index eingetragen. Manchmal, und speziell in letzter Zeit, korrigiert der XOI direkt in Folge der Korrektur von Öl. Da die Daten für die Kennzeichnung dieser Korrekturen jene von Öl sind und nicht die des XOI, reflektieren die prozentuellen Veränderungen nicht direkt die Zwischenhochs und -Tiefs des XOI. Es ist aber interessant zu sehen, wie sich der XOI entwickelte, wenn Öl in den letzten Jahren korrigierte.




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