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Hat sich das Blatt am Silbermarkt gewendet?

09.03.2017  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Das führt zu einer weiteren Frage: Könnte es sein, dass die Hedgefonds-Trader kollektiv beschlossen haben, Silber nach einem Kurseinbruch nicht zu shorten, ohne dass ihnen die allgemeinen Umstände dabei bewusst waren, d. h. ohne dass ihnen klar wurde, dass sie seit Jahren von den Banken manipuliert werden? Meiner Meinung nach können sie das eine nicht ohne das andere erkannt haben.

In diesem Zusammenhang sind auch die Umstände schwer zu übersehen, die im Laufe des letzten Jahres wohl ebenfalls zur möglichen Erleuchtung des Managed Money geführt haben. Wie ich damals berichtete, wurde die Gold- und Silberrally 2016 größtenteils durch die Käufe der Fonds angetrieben. Aus den Short-Positionen in Rekordhöhe, die sie noch Anfang letzten Jahres auf Gold- und Silber-Futures an der COMEX hielten, machten die Trader bis zum Sommer die umfangreichsten Long-Positionen, die je an diesen Märkten verzeichnet wurden.

Zur Zeit der Kurshochs im Sommer hielten die Trader des Managed Money am Gold- und Silberterminmarkt nicht realisierte Gewinne von insgesamt fast 4 Milliarden Dollar. Sie waren damit stärker im Plus als je zuvor in der Geschichte der COMEX, während die Gegenparteien, d. h. die Geschäftsbanken, um den gleichen Betrag im Minus lagen. In den folgenden Monaten gelang es den Banken, den Spieß wieder umzudrehen und gegen Jahresende lösten sich nicht nur die Gewinne der Hedgefonds in Luft auf, sondern auch die Verluste der Großbanken. So hoch waren die Kapitaleinsätze an der COMEX noch nie zuvor gewesen.

Es war die teuerste Lektion, die den Tradern der Fonds je erteilt wurde. Wie meistens in solchen Fällen war es jedoch so, dass das Managed Money nicht geradewegs einen Verlust von 4 Milliarden Dollar hinnehmen musste. Vielmehr handelte es sich um eine Situation, in der die zuvor gemachten, aber noch nicht realisierten Gewinne wieder dahinschmolzen und die Trader letzten Endes, als sich der Staub gelegt hatte, nur relativ geringe Verluste zu verbuchen hatten.

Ist es unvernünftig zu glauben, dass eine solch dramatische Vernichtung der vorherigen Gewinne dazu geführt haben könnte, dass die Hedgefonds-Trader endlich aufgewacht sind und ihr Versagen erkannt haben? Insbesondere, da diesem Misserfolg eine schier endlose Kette ähnlicher Erfahrungen vorausgegangen war? Könnte es nicht sein, dass ihnen schließlich bewusst geworden ist, dass sie am Pokertisch der COMEX immer übervorteilt wurden? Wer weiß. Vielleicht haben sie Wind von dem bekommen, worüber ich schon seit Jahren schreibe. Es hat sich ja schon immer die Frage gestellt, wann diese Narren endlich ihre Augen öffnen und die Realität erkennen. Vielleicht habe wir die Antwort darauf jetzt bekommen.

Was würden oder könnten die Trader nun tun, sollte ihnen tatsächlich ein Licht aufgegangen sein? Würden sie sich einfach aus dem falschen Spiel zurückziehen? Da ihnen jedes Jahr Einnahmen in Millionenhöhe in Form von Gebühren entgehen würden, wenn sie diesen Geschäftsbereich völlig aufgeben, erscheint diese Option absurd.

Wären die Fonds bereit, die Banken zu verklagen, um ihre früheren Verluste auszugleichen? Sie oder ich würden das vielleicht tun, aber für die Trader käme das dem Eingeständnis gleich, dass sie schon die ganze Zeit übers Ohr gehauen wurden - keine gute Strategie, wenn man den Investoren versichern will, dass sie ihre Milliarden weiterhin bedenkenlos den Hedgefonds usw. anvertrauen können.

Die logische (und vielleicht einzig sinnvolle) Vorgehensweise besteht für die technischen Fonds darin, den Spieß umzudrehen und ihre Trading-Strategien so anzupassen, dass sie künftig Gewinne erzielen, statt weiter an den Methoden festzuhalten, die ihnen nur Verluste eingebracht haben. Anders gesagt müssten die Trader des Managed Money nun ihrerseits diejenigen manipulieren, die die Fonds schon seit Jahrzehnten über den Tisch ziehen - die Großbanken. Wie könnte das gelingen? Zunächst einmal, indem sie anders handeln als früher, und anders als die Banken das erwarten.

Dass sie Silber im letzten Herbst nicht mehr geshortet haben, war vielleicht nur der Anfang. Es gibt im Verhalten der Hedgefonds in der letzten Zeit durchaus weitere Hinweise auf ein Umdenken. Eine mögliche Strategieänderung deutet sich auch in der starken Erhöhung der Long-Positionen des Managed Money am Silbermarkt (aber nicht am Goldmarkt) bei der Rally Ende Dezember an. Wenn wir diesen Trend bis zum gestrigen Tag hochrechnen, scheinen die Fonds 35.000 neue Silber-Long-Kontrakte hinzugefügt zu haben, wodurch sie die Long-Position des Managed Money insgesamt auf mehr als 90.000 Kontrakte erhöht haben.

Traditionell würde man diese Marktstruktur als äußerst bearish interpretieren, da die Fonds üblicherweise einen großen Teil ihrer Long-Kontrakte verkaufen, wenn die Banken den Silberpreis erneut nach unten drücken. Doch was, wenn die neuen Long-Positionen diesmal nicht von ausreichend vielen Hedgefonds liquidiert werden? Möglicherweise wurden die neuen Long-Kontrakte von den gleichen Tradern zugekauft, die vor wenigen Monaten keine Leerverkäufe am Silbermarkt tätigen wollten.

Es ist jedenfalls sehr ungewöhnlich, dass das Managed Money seine Long-Positionen am Silbermarkt in den letzten beiden Monaten viel aggressiver aufgestockt hat als am Goldmarkt. Im Moment ist die Long-Position der Fonds angesichts des aktuellen Silberpreises erstaunlich hoch. Meinen Schätzungen zufolge haben die technischen Fonds innerhalb der letzten zwei Monate unterm Strich 35.000 neue Kontrakte zu einem durchschnittlichen Silberpreis von 17,30 $ zugekauft. Ich kann mich an keine größere bullische Position der Fonds bei einem so niedrigen Preisniveau erinnern.


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