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Russland, China und der Goldstandard: Die "nukleare Option"

22.04.2017  |  Prof. Antal E. Fekete
Nachfolgend möchte ich meine Überlegungen zu einem gut durchdachten Artikel darlegen, den Sr. Hugo Salinas Price am 7. März 2017 unter dem Titel "Where are we today?" auf der Webseite 321gold.com veröffentlicht hat.

Der Ausdruck "nukleare Option" wird mittlerweile von zahlreichen Online-Autoren verwendet, um eine hypothetische Verschwörung zwischen Russland und China zu bezeichnen, in deren Rahmen die beiden Staaten den Verkauf ihrer riesigen Bestände an US-Staatsanleihen am Markt synchronisieren, zum Nachteil und Unbehagen der Vereinigten Staaten. Ziel dieser Absprache wäre es demnach, den US-Dollar von seiner Stellung als globale Reservewährung zu verdrängen.

In diesem Zusammenhang müssen wir uns natürlich bewusst machen, dass die sogenannte nukleare Option ein zweischneidiges Schwert ist: Es kann auch diejenigen verletzen, die es schwingen. Russland und China könnten von einem plötzlichen, heftigen Absturz der Preise für US-Schuldverschreibungen schwer getroffen werden.

Mit der gleichen Argumentation haben sicherlich auch die dümmlichen Führungskräfte der US-Politik ihre Handlungen begründet, als sie zuließen, dass die Feinde der Vereinigten Staaten US-Schulden ansammeln, und das Land auf diese Weise in den ohnehin schon äußerst gefährlichen Zeiten und unsicheren Gewässern Erpressungen und beispiellosen Bedrohungen aussetzten. Dieses Verhalten kann nur als Ausdruck der ausweglosen Lage und als letzter verzweifelter Versuch zur Verteidigung des Dollars gewertet werden, auf dessen Rettung man wohl entgegen jeder Vernunft hoffte.

Manche Analysten vermuten, dass die Goldkäufe Chinas und Russlands, bei denen bislang kein Ende absehbar ist, tatsächlich zur Absicherung gegen potentielle Verluste dieser Art dienen sollen, d. h. gegen den Bumerang-Effekt eines Wertverlusts der US-Treasuries im eigenen Portfolio. Es stellt sich also zwangsläufig die Frage, wie glaubhaft eine Androhung der "nuklearen Option" wäre. Um zu einer realistischen Einschätzung zu gelangen, müssen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass die Regierungen dieser beiden Länder von einer kommunistischen Ideologie inspiriert sind, der der Goldstandard ein Gräuel ist.

Es stimmt zwar, dass China seine Bevölkerung vordergründig zum Horten von Gold ermutigt. Ein Goldstandard, bei dem sich die Regierung verpflichten würde, ihre Schulden auf Anfrage in Goldmünzen umzutauschen, ist allerdings etwas völlig anderes. Die Regierungen von Russland und China mögen vielleicht ganz bewusst den Eindruck erwecken wollen, es gäbe Pläne, ihre Währungen in Gold umtauschbar zu machen. Wir können allerdings davon ausgehen, dass sie, wenn es hart auf hart kommt, keineswegs gewillt wären, diese Pläne auch in die Tat umzusetzen. Das gilt mit Sicherheit sowohl für ihr inländisches als auch für das internationale Währungssystem. Wir dürfen nicht vergessen, dass Russland und China im Ranking der am höchsten verschuldeten Länder der Erde direkt hinter den USA stehen.

Unter Umständen wurde die sogenannte nukleare Option vor allem ins Gespräch gebracht, um die USA einzuschüchtern. In früheren Artikeln legte ich jedoch bereits dar, dass China und Russland noch über eine andere, weit weniger bekannte "nukleare Option" verfügen, die von den US-Politikern völlig übersehen wurde. Dabei bedroht sie die weltweite politische, wirtschaftliche und militärische Hegemonie der Vereinigten Staaten heute stärker als je zuvor.

Hier finden wir auch das Geheimnis des "verfluchten Goldhungers Chinas und Russlands". Den Regierungen der beiden Staaten ist sehr wohl bewusst, dass die nukleare Option darin besteht, ihre Münzprägestätten für das unbegrenzte Prägen von Gold- und Silbermünzen zu öffnen. Wenn ihnen das gelingt, bevor die U.S. Mint die freie, uneingeschränkte Prägung von Gold- und Silbermünzen ohne Seigniorage ermöglicht, dann wird der Wettlauf um die globale Vorherrschaft zu Gunsten Chinas und Russlands entschieden werden. Die USA hätten dann praktisch keine Möglichkeit mehr, das Gleichgewicht wieder zu ihrem Vorteil zu beeinflussen.

"Wer das Gold hat, schreibt die Regeln." Dieses alte Sprichwort ist heute ebenso wahr wie früher. Die Regierung, die ihre Münzprägestätte zuerst öffnet und das freie, ungehinderte Prägen von Gold- und Silbermünzen ermöglicht, wird das Gold und Silber aus den weltweiten Edelmetallminen ins eigene Land locken. Die hirntoten US-Politiker sind allerdings zu begriffsstutzig, um die Bedeutung dieser Tatsache zu erfassen.

Wir müssen uns bewusst machen, dass es nur eine Sache gibt, die die Regierungen der USA, Russlands und Chinas in ihrem Streben nach globaler Hegemonie gemeinsam haben: ihr vermeintliches Monopol auf die Regulierung der Geldmenge. Grund dafür ist die fehlgeleitete keynesianische Lehre, dass es den Regierungen im Rahmen eines reinen Fiatwährungssystems frei stünde, die Posten ihrer Bilanz nach Belieben von der Spalte der Verbindlichkeiten in die Spalte der Vermögenswerte zu verschieben.

Diese Monopol wäre durch einen auf Edelmetallen basierenden Währungsstandard bedroht, der es der Bevölkerung ermöglichen würde, ihr Gold und Silber kostenfrei und ohne Beschränkungen zu Münzgeld prägen zu lassen.

Wer wird den Dritten Weltkrieg beginnen, falls es je dazu kommt? Russland und China jedenfalls verstehen besser als die Vereinigten Staaten, welche Bedeutung das Freigeben der Gold- und Silbermünzprägung hätte. In dieser Hinsicht sind sie den USA im Wettlauf um die weltweite Vorherrschaft also einen Schritt voraus.

Im Vergleich zu ihren amerikanischen Kollegen wirken die russischen und chinesischen Kriegstreiber dilettantisch und infantil. Die Kriegsdrohungen der beiden Länder klingen eher wie ein kindliches "ich auch, ich auch" - ein schwaches Echo des US-amerikanischen Anspruchs, überall und zu jeder Zeit einen Krieg beginnen zu können, wenn das gewünscht wird. In Russland und China ist man sich dieses Mankos sehr wohl bewusst. Trotz ihrer demografischen Überlegenheit sind militärische Auseinandersetzungen für die beiden Großmächte nicht das passende Gebiet für ein Kräftemessen mit den USA. Es versteht sich von selbst, dass sie die Vereinigten Staaten stattdessen dort angreifen werden, wo sie am verwundbarsten sind - auf dem Feld der Währung. Gold und Silber sind die Waffen, mit denen Russland und China ihre hegemonialen Absichten verfolgen werden.

Auch mit Hilfe der Drohung, in ihren Prägestätten die freie und unbegrenzte Herstellung von Gold- und Silbermünzen zu ermöglichen, werden Russland und China den Druck auf die USA erhöhen. Ja, womöglich wird es sich dabei nur um einen Trick oder einen Bluff handeln. Doch wenn die US-Regierung nicht erkennt, dass dies das Gebiet ist, auf dem es die wahre Herausforderung zu bewältigen gilt, dann wird Trumps Slogan "Make America Great Again" gehaltlos bleiben und als leeres Versprechen bloßgestellt werden.

Der einzige Trumpf, den die USA noch haben - und der einzige, den Russland und China respektieren und fürchten werden - wäre die Freigabe der U.S. Mint für alle Edelmetallbesitzer, damit diese ohne Beschränkungen Gold- und Silbermünzen prägen lassen können, so wie es die Verfassung der Vereinigten Staaten vorsieht. In den ersten zwei Jahrhunderten der amerikanischen Geschichte war diese Praxis ein absolutes Erfolgsrezept.

Wenn Donald Trump diese Wahrheit nicht rechtzeitig erkennt, wird seine Amtszeit als letzte einer Reihe miserabler Präsidentschaften in die Geschichte eingehen, die die einst großartige Republik zerstört haben. Das Staatssystem hat sich von einer kleinen Regierung mit exakt festgelegten Befugnissen in ein "böses Imperium" verwandelt, indem es versuchte, den Schuldenturm zu Babel zu errichten, und dabei die biblische Warnung in den Wind schlug, dass Gott eine solche Respektlosigkeit und Eitelkeit nicht dulden wird. Die Verantwortlichen werden ihre wohlverdiente Belohnung erhalten und eines Tages die Verachtung der ganzen Welt auf sich ziehen.


© Antal E. Fekete
Professor am Intermountain Institute of Science and Applied Mathematics Missoula, US-Bundesstaat Montana
www.professorfekete.com


Dieser Artikel wurde am 13. März 2017 auf www.professorfekete.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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