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Craig Hemke über die nächste Rezession und das Ende des Papiergoldes

29.03.2017  |  Mike Gleason
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Nichts wird sich über Nacht ändern, aber das war trotzdem ein Wendepunkt. Sämtliche Sammelklagen, die Manipulationsvorwürfe erhoben und Schadensersatz forderten, waren zuvor abgelehnt worden, bevor der Prozess der Rechtsfindung überhaupt beginnen konnte. Wir machen hier nicht nur in rechtlicher Hinsicht erstmals einen Fortschritt, Mike. Wenn weitere Informationen bekannt werden, werden zahllose zusätzliche Klagen hinzukommen. Die E-Mails und Nachrichten, die Sie angesprochen haben, sind erst im Laufe des Verfahrens ans Licht gekommen. Zudem ist einer der Hauptakteure der Manipulationen, die Deutsche Bank, nun praktisch zum Kronzeugen geworden und gibt wichtige Informationen preis.

Wir müssen also abwarten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt. Gerichtsprozesse ziehen sich ja immer recht lang hin, aber das ist schon ein enormer Fortschritt. Wenn die physische Nachfrage nicht ausreicht, um die Papiermärkte zu Fall zu bringen, dann werden all die Verfahren das eines Tages tun. Da bin ich zuversichtlich.


Mike Gleason: Apropos Manipulationen: Der Offenmarktausschuss der US-Notenbank hat gerade eben seine Zinsentscheidung bekanntgegeben. In den ersten Monaten nach der Wahl von Donald Trump hatten wir eine gewisse Ruhepause, in der die Märkte nicht mehr ganz so besessen von der Geldpolitik der Fed waren, aber heute sind Janet Yellen und der Offenmarktausschuss in den Nachrichten wieder allgegenwärtig. Womöglich werden sich die Marktbeobachter künftig wieder stärker auf das konzentrieren, was von unserer Notenbank zu erwarten ist.

Trump und einige seiner Stellvertreter hatten sich bekanntlich kritisch zum starken Kurs des US-Dollars geäußert. Die Federal Reserve erhöht indes die Zinsen und treibt den Dollar dadurch noch weiter nach oben, obwohl die Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft immer wieder nach unten korrigiert werden. Braut sich da ein Konflikt zwischen dem Präsidenten und der Notenbank zusammen?

Könnte es sogar sein, dass Janet Yellen und andere Notenbanker Trumps Pläne untergraben, indem sie die finanziellen Wirtschaftsimpulse beenden, oder geht es ihnen vielmehr darum, die Reste ihrer Glaubwürdigkeit zu retten, indem sie die Zinsen tatsächlich anheben, statt immer nur darüber zu reden? Was denken Sie und wo sehen Sie den US-Leitzins in sagen wir einem Jahr?


Craig Hemke: Das gibt einem schon zu denken, nicht wahr? Die aktuellste Schätzung zum ersten Quartal wurde von der Federal Reserve in Atlanta veröffentlicht, die meist die besten Prognosen zum Bruttoinlandsprodukt abgibt. Die neuste Vorhersage wurde heute gemeldet und geht von einem Zuwachs von nicht einmal 1% aus. Genauer gesagt erwartet die Fed von Atlanta ein Wachstum von nur 0,9%, wenn man das überhaupt noch als Wachstum bezeichnen will.

Noch vor sechs Wochen hatte das Modell der Notenbanker 3,4% prognostiziert. Man kann hier also einen eindeutigen Trend erkennen. Nachdem das Wirtschaftswachstum im letzten Jahr bei nur 1,6% lag, werden wir das neue Jahr nun mit 0,9% beginnen. In diesem Umfeld hat Janet Yellen den Leitzins zweimal innerhalb von 90 Tagen angehoben. Überhaupt waren die letzten drei Zinserhöhungen die ersten Anpassungen seit fast zehn Jahren. Sie ergeben nicht allzu viel Sinn.

Die Leute denken, die Fed wäre Teil der Regierung, aber das ist sie nicht. Sie halten die Notenbank für eine wohlmeinende, altruistische Organisation, die versucht, dem amerikanischen Volk zu helfen, aber das tut sie nicht. Sie hilft in erster Linie den Banken. Zinsanhebungen in einer stagnierenden Wirtschaft sind keine Hilfe für den durchschnittlichen US-Bürger, aber sie nützen den Banken.

Mit Blick auf die Zukunft sagten Yellen und die anderen Mitglieder des Offenmarktausschusses heute, dass sie 2017 insgesamt ein Wirtschaftswachstum von 3% erwarten. Es gibt dabei nur ein Problem, Mike. Wenn das Wachstum schon im ersten Quartal nur 1% beträgt, dann muss es in den nächsten drei Quartalen im Durchschnitt bei 3,7% liegen, um das 3-%-Ziel der Fed zu erreichen. Ich meine, glauben Sie, dass das passieren wird? Nein.

Es gibt außerdem noch ein weiteres Problem. Wir haben schon immer die Ansicht vertreten, dass die Fed die Zinsen aufgrund der Finanzlage Amerikas, der Schulden und des Haushaltsdefizits nicht anheben kann. Jetzt erhöht sie zwar die kurzfristigen Zinssätze, aber - und darauf hatten wir immer hingewiesen - die langfristigen Zinsen können nicht steigen, weil das Defizit und die Schulden sonst förmlich explodieren.

Genau das beobachten wir jetzt, die Zinsstrukturkurve flacht sich ab. Der Spread zwischen den 2-jährigen und den 10-jährigen Staatsanleihen beträgt weniger als 120 Basispunkte. Das ist ein schreckliches Zeichen für die US-Wirtschaft. Wo führt uns das hin? 2018, wenn nicht schon Ende dieses Jahres, wird die Fed die Zinsen wieder senken, statt sie weiter anzuheben, und zwar aus dem einfachen Grunde, dass die Notenbank mit ihrer aktuellen Zinspolitik eine Rezession auslöst, die womöglich bereits begonnen hat.

Uns steht dieses Jahr also eine ziemlich wilde Achterbahnfahrt bevor, nicht der gleichmäßige, vorhersagbare Anstieg des Zinsniveaus und des Dollarkurses, den viele vor drei Monaten erwartet hatten.


Mike Gleason: Wenn es hinsichtlich der Zinspolitik zu einer Kursänderung kommt, wäre das wahrscheinlich sehr bullisch für den Goldkurs und negative Realzinsen wären natürlich fantastisch für das gelbe Metall, oder?

Craig Hemke: So war das bisher immer, ja. Das ist immerhin etwas. Noch wichtiger ist in meinen Augen allerdings der Devisenhandel zwischen Dollar und Yen. Ich beobachte die Wertentwicklung des US-Dollars in Yen (und umgekehrt) täglich, denn das scheint der Schlüsselfaktor für die Algorithmen zu sein, die das Hochfrequenz-Trading am Papiermarkt der COMEX bestimmen.


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