10 Billionen $ Papiergold: 233 fiktive Unzen für jede Unze echtes Gold
17.04.2017 | Steve St. Angelo
Wie drückt man den physischen Goldpreis? Das ist ziemlich leicht: Man bewirft ihn einfach mit 10 Billionen Papierdollar. Der weltweite Handel mit Papiergold hat im Jahr 2016 nicht nur einen neuen Rekord erreicht, er übertraf das Vorjahr sogar um fast 50%.
Es ist schon verblüffend, welches schier unglaubliche Ausmaß der Irrsinn angenommen hat, den wir derzeit an den Finanzmärkten beobachten können. Angesichts der kurz vor dem Absturz stehenden Wirtschafts- und Finanzmärkte wäre es für Anleger ratsam, ihre hohen, mit Hilfe von Krediten finanzierten Einsätze im "Papiergoldcasino" zu reduzieren und reales physisches Metall zu kaufen. Doch leider haben die Mainstream-Medien und die Finanznetzwerke die Investoren einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen und dabei die folgenden Worte aus der wabbeligen Substanz zwischen ihren Ohren entfernt: Weisheit, umsichtig, langfristig, Sicherer Hafen, Gold und Silber.
Mit dem Anbruch des Twitter-Zeitalters besteht Weisheit heute darin, nicht mehr als einen Satz zu lesen. Alles, was länger dauert, ist absolute Zeitverschwendung; diese Zeit verbringt man besser damit, vor einem Computer mit sechs Bildschirmen zu sitzen und mit Ziffern zu handeln. Denken Sie gar nicht erst daran, ihr Geld zu investieren, um ein reales Unternehmen aufzubauen, wenn es doch viel aufregender ist, zu versuchen, ständig winzige Gewinne zu machen, indem man den ganzen Tag Aktien handelt, aufgeputscht durch ein halbes Dutzend Energydrinks.
Das nennt man Fortschritt - ein riesiger Schritt für die Menschheit und die Technik.
Neuer Rekord an den Goldbörsen: Fiktive Handelssumme erreicht 2016 weltweit 10 Billionen USD
Laut der von GFMS neu veröffentlichten "Gold Survey 2017" entsprach der gesamte fiktive Handel an den Goldbörsen 2016 weltweit einem Wert von 9,8 Billionen USD. Das bedeutet einen Anstieg um 46% im Vergleich zum Handelsvolumen von 6,7 Billionen USD im Jahr 2015. Diese Zahlen basieren auf dem Gesamtvolumen des an neun verschiedenen Börsen gehandelten Papiergoldes in "nominalem Tonnenäquivalent". Als Beispiel folgen hier die vier größten Börsen und ihr Goldhandel des letzten Jahres nach Angaben von GFMS:
Die Gesamtmenge des an den neun Börsen gehandelten Papiergoldes erreichte im Jahr 2016 243.000 Tonnen, verglichen mit 180.000 Tonnen im vorangegangenen Jahr. Ich habe diese Zahlen mit dem durchschnittlichen jährlichen Goldpreis multipliziert und erhielt so die Werte, mit deren Hilfe ich den untenstehenden Chart erstellen konnte. Außerdem habe ich diese Zahlen mit der Gesamthöhe der physischen Goldinvestitionen des jeweiligen Jahres verglichen (Quelle: Gold Survey 2017 von GFMS).
Wie wir sehen haben die Börsen im vergangenen Jahr weltweit Papiergold im unglaublichen Wert von 9,8 Billionen USD gehandelt. Demgegenüber standen physische Goldinvestments in Höhe von 42 Milliarden USD. Damit wurde pro physisch gekaufter Unze Gold 233-mal so viel Papiergold gehandelt.
Angesichts dieses Handelsvolumens macht die Aktie des Monster Energy Drinks (Kürzel MNST) den Eindruck einer ausgezeichneten Investmentmöglichkeit. Und warum auch nicht? Der Aktienkurs von Monster ist von 5 USD im Jahr 2009 fast um das Zehnfache gestiegen und notiert heute bei 46 USD. Zwar sieht das nach einer guten Aktie für ein Investment aus, doch ich warte lieber noch, bis sie Monster Energy auch intravenös anbieten. Dann kann man sich die gewünschte Menge einfach in den Arm jagen und direkt weiter handeln, ohne dass man seine Zeit damit vergeuden muss, nebenbei fünf bis sechs Dosen runterzukippen.
Wir dürfen nicht vergessen: Zeit ist Geld.
Die Frage ist also, was am physischen Goldmarkt passieren würde, wenn ein kleiner Prozentsatz der aufgeputschten Trader anstelle von den Millionen an den Börsen gehandelten Kontrakten physisches Gold kaufen würde. Laut GFMS belief sich das gesamte Goldhandelsvolumen allein an der Comex im letzten Jahr auf gigantische 58 Millionen Kontrakte.
Noch ein Rekord am Goldmarkt: Globales Handelsvolumen steigt auf 7,8 Milliarden Unzen Papiergold
Wenn wir die Gesamtmenge des Papiergoldes betrachten, das 2016 an den neun Börsen weltweit gehandelt wurde, sehen wir ebenfalls einen neuen Rekord:
Das Handelsvolumen war mit 7,8 Milliarden Unzen Papiergold im letzten Jahr nicht nur 34% höher als im Jahr 2015, es war auch 76-mal so hoch wie die weltweite Minenproduktion, die sich auf 103 Millionen Unzen Gold belief. Im Chart habe ich zusätzlich das Handelsvolumen der Goldkontrakte in den 1970er Jahren dargestellt, als die Gold-Futuresmärkte gerade erst entstanden waren. 1975, im ersten Jahr, in dem ein Handel mit Goldfutures stattfand, wurden 84 Millionen Unzen gehandelt. Gegen Ende des Jahrzehnts, genauer gesagt 1979, als der Goldpreis Richtung 850 USD nach oben schnellte, überstieg der Papiergoldhandel erstmals die Gesamtmenge von 1 Milliarde Unzen.
Es stellt sich wie gesagt die Frage, wie der physische Goldmarkt reagiert hätte, wenn die Anleger im Jahr 1979 physisches Gold gekauft hätten, statt 1 Milliarde Unzen in Form von Papierkontrakten? Nun, ich denke Jim Rickards hat dazu ein paar geistreiche Bemerkungen gemacht. Ich habe mir das aktuelle Interview angehört, das Greg Hunter mit ihm geführt hat, und er hatte einige interessante Dinge zu sagen. Rickards stellte zum Beispiel fest, dass jeder Amerikaner circa eine Unze Gold besitzt - im Vergleich zu einem typischen armen indischen Bauern, der mehrere Kilo Gold angehäuft hat.
Wenn es also schließlich hart auf hart kommt, wird sich der Wohlstand der Welt von West nach Ost verlagern, denn dann werden die Amerikaner gezwungen sein, den Rest ihres Goldschmucks für dringend benötigte Energydrinks zu verpfänden.
Das nenne ich Ironie des Schicksals.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 2. April 2017 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Es ist schon verblüffend, welches schier unglaubliche Ausmaß der Irrsinn angenommen hat, den wir derzeit an den Finanzmärkten beobachten können. Angesichts der kurz vor dem Absturz stehenden Wirtschafts- und Finanzmärkte wäre es für Anleger ratsam, ihre hohen, mit Hilfe von Krediten finanzierten Einsätze im "Papiergoldcasino" zu reduzieren und reales physisches Metall zu kaufen. Doch leider haben die Mainstream-Medien und die Finanznetzwerke die Investoren einer gründlichen Gehirnwäsche unterzogen und dabei die folgenden Worte aus der wabbeligen Substanz zwischen ihren Ohren entfernt: Weisheit, umsichtig, langfristig, Sicherer Hafen, Gold und Silber.
Mit dem Anbruch des Twitter-Zeitalters besteht Weisheit heute darin, nicht mehr als einen Satz zu lesen. Alles, was länger dauert, ist absolute Zeitverschwendung; diese Zeit verbringt man besser damit, vor einem Computer mit sechs Bildschirmen zu sitzen und mit Ziffern zu handeln. Denken Sie gar nicht erst daran, ihr Geld zu investieren, um ein reales Unternehmen aufzubauen, wenn es doch viel aufregender ist, zu versuchen, ständig winzige Gewinne zu machen, indem man den ganzen Tag Aktien handelt, aufgeputscht durch ein halbes Dutzend Energydrinks.
Das nennt man Fortschritt - ein riesiger Schritt für die Menschheit und die Technik.
Neuer Rekord an den Goldbörsen: Fiktive Handelssumme erreicht 2016 weltweit 10 Billionen USD
Laut der von GFMS neu veröffentlichten "Gold Survey 2017" entsprach der gesamte fiktive Handel an den Goldbörsen 2016 weltweit einem Wert von 9,8 Billionen USD. Das bedeutet einen Anstieg um 46% im Vergleich zum Handelsvolumen von 6,7 Billionen USD im Jahr 2015. Diese Zahlen basieren auf dem Gesamtvolumen des an neun verschiedenen Börsen gehandelten Papiergoldes in "nominalem Tonnenäquivalent". Als Beispiel folgen hier die vier größten Börsen und ihr Goldhandel des letzten Jahres nach Angaben von GFMS:
- 1. COMEX: 179.047 Tonnen
- 2. Shanghai Futures Exchange: 34.760 Tonnen
- 3. Shanghai Gold Exchange: 11.793 Tonnen
- 4. Tokyo Commodity Exchange: 8.541 Tonnen
Die Gesamtmenge des an den neun Börsen gehandelten Papiergoldes erreichte im Jahr 2016 243.000 Tonnen, verglichen mit 180.000 Tonnen im vorangegangenen Jahr. Ich habe diese Zahlen mit dem durchschnittlichen jährlichen Goldpreis multipliziert und erhielt so die Werte, mit deren Hilfe ich den untenstehenden Chart erstellen konnte. Außerdem habe ich diese Zahlen mit der Gesamthöhe der physischen Goldinvestitionen des jeweiligen Jahres verglichen (Quelle: Gold Survey 2017 von GFMS).
Wie wir sehen haben die Börsen im vergangenen Jahr weltweit Papiergold im unglaublichen Wert von 9,8 Billionen USD gehandelt. Demgegenüber standen physische Goldinvestments in Höhe von 42 Milliarden USD. Damit wurde pro physisch gekaufter Unze Gold 233-mal so viel Papiergold gehandelt.
Angesichts dieses Handelsvolumens macht die Aktie des Monster Energy Drinks (Kürzel MNST) den Eindruck einer ausgezeichneten Investmentmöglichkeit. Und warum auch nicht? Der Aktienkurs von Monster ist von 5 USD im Jahr 2009 fast um das Zehnfache gestiegen und notiert heute bei 46 USD. Zwar sieht das nach einer guten Aktie für ein Investment aus, doch ich warte lieber noch, bis sie Monster Energy auch intravenös anbieten. Dann kann man sich die gewünschte Menge einfach in den Arm jagen und direkt weiter handeln, ohne dass man seine Zeit damit vergeuden muss, nebenbei fünf bis sechs Dosen runterzukippen.
Wir dürfen nicht vergessen: Zeit ist Geld.
Die Frage ist also, was am physischen Goldmarkt passieren würde, wenn ein kleiner Prozentsatz der aufgeputschten Trader anstelle von den Millionen an den Börsen gehandelten Kontrakten physisches Gold kaufen würde. Laut GFMS belief sich das gesamte Goldhandelsvolumen allein an der Comex im letzten Jahr auf gigantische 58 Millionen Kontrakte.
Noch ein Rekord am Goldmarkt: Globales Handelsvolumen steigt auf 7,8 Milliarden Unzen Papiergold
Wenn wir die Gesamtmenge des Papiergoldes betrachten, das 2016 an den neun Börsen weltweit gehandelt wurde, sehen wir ebenfalls einen neuen Rekord:
Das Handelsvolumen war mit 7,8 Milliarden Unzen Papiergold im letzten Jahr nicht nur 34% höher als im Jahr 2015, es war auch 76-mal so hoch wie die weltweite Minenproduktion, die sich auf 103 Millionen Unzen Gold belief. Im Chart habe ich zusätzlich das Handelsvolumen der Goldkontrakte in den 1970er Jahren dargestellt, als die Gold-Futuresmärkte gerade erst entstanden waren. 1975, im ersten Jahr, in dem ein Handel mit Goldfutures stattfand, wurden 84 Millionen Unzen gehandelt. Gegen Ende des Jahrzehnts, genauer gesagt 1979, als der Goldpreis Richtung 850 USD nach oben schnellte, überstieg der Papiergoldhandel erstmals die Gesamtmenge von 1 Milliarde Unzen.
Es stellt sich wie gesagt die Frage, wie der physische Goldmarkt reagiert hätte, wenn die Anleger im Jahr 1979 physisches Gold gekauft hätten, statt 1 Milliarde Unzen in Form von Papierkontrakten? Nun, ich denke Jim Rickards hat dazu ein paar geistreiche Bemerkungen gemacht. Ich habe mir das aktuelle Interview angehört, das Greg Hunter mit ihm geführt hat, und er hatte einige interessante Dinge zu sagen. Rickards stellte zum Beispiel fest, dass jeder Amerikaner circa eine Unze Gold besitzt - im Vergleich zu einem typischen armen indischen Bauern, der mehrere Kilo Gold angehäuft hat.
Wenn es also schließlich hart auf hart kommt, wird sich der Wohlstand der Welt von West nach Ost verlagern, denn dann werden die Amerikaner gezwungen sein, den Rest ihres Goldschmucks für dringend benötigte Energydrinks zu verpfänden.
Das nenne ich Ironie des Schicksals.
© Steve St. Angelo
(SRSrocco)
Dieser Artikel wurde am 2. April 2017 auf srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.