Marc Faber: "Gold kann leicht bis zu 100% steigen"
12.04.2017 | Mike Gleason
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Ich glaube schon, dass die Anleger auch weiterhin noch Aktien kaufen werden, aber die meisten von ihnen werden dadurch Geld verlieren. Die Ausnahme sind meiner Einschätzung nach die Bergbauaktien, die sich halbwegs vernünftig entwickeln sollten.Mike Gleason: Reden wir auch darüber, was anderswo auf der Welt geschieht, wie Sie es in Ihren Antworten schon angedeutet haben. Sie stammen ja ursprünglich aus Europa und leben heute in Asien. Für uns Amerikaner ist es leicht, sich auf inländische Angelegenheiten wie den neuen Präsidenten zu konzentrieren und dabei wichtige Entwicklungen in anderen Teilen der Welt zu verpassen. Können Sie unseren Lesern und Zuhörern ein kurzes Update zu den Trends geben, die Sie in Asien und insbesondere in China beobachten?
Marc Faber: Tatsache ist, dass sich die chinesische Wirtschaft in letzter Zeit etwas erholt hat. Ob das nachhaltig ist oder nicht, sei dahingestellt. Schon möglich, dass alles nur auf Krediten basiert, aber vorerst ist es ihnen zumindest gelungen, die Wirtschaft zu stabilisieren und das hatte einen starken Einfluss auf die Rohstoffpreise, einschließlich Kupfer, Zink, Nickel usw., und es hat sich auch positiv auf andere asiatische Märkte ausgewirkt.
Vorhin haben Sie mich zur Marktlage in den USA gefragt. Trotz all der Euphorie an den US-Aktienmärkten war die Performance praktisch jedes asiatischen Marktes besser. Auch in Europa haben sich fast alle Märkte gemessen in US-Dollar besser entwickelt als die US-Aktien. Ich schätze, der Einfluss der besseren Wirtschaftslage in China ist in den Schwellenländern stärker zu spüren als in den Vereinigten Staaten.
Mike Gleason: Was ist mit Europa? Die Zukunft der Europäischen Union ist unklar, es steht eine Reihe wichtiger Wahlen an, die Banken sind nach wie vor gefährdet und mehrere, wenn nicht gar alle Länder haben mit niedrigen Wachstumsraten und überwältigenden Schulden zu kämpfen. Was denken Sie über Europa und wie könnte es dort im Rest des Jahres weitergehen?
Marc Faber: Nun, ich habe erst kürzlich zwei Berichte geschrieben, in denen ich hervorhob, dass es in Europa einige Unternehmen gibt, hauptsächlich im Bereich Infrastruktur und Versorgungswirtschaft, die angesichts ihrer Bewertungen recht attraktiv sind. Sie haben Dividendenerträge zwischen 4% und 6%, der Euro ist schwach und notiert auf einem niedrigen Niveau und angesichts der Anleiherendite in Europa sind diese Dividende sehr attraktiv.
Ich denke, dass die europäischen Aktien, und insbesondere die erwähnten Sektoren - Infrastruktur, Versorgungswirtschaft und auch die Lebensmittelbranche - in diesem Jahr eine viel bessere Performance liefern werden als die US-Aktien. Ich glaube auch, dass mehr und mehr amerikanische und ausländische Unternehmen Interesse an der Übernahme europäischer Firmen bekunden werden.
Mike Gleason: Wie ist die Lage in geopolitischer Hinsicht? Ich weiß, dass viele Europäer den Brexit und auch das, was hier in den USA passiert, genau mitverfolgen. In Frankreich und in anderen Staaten stehen in diesem Jahr wichtige Wahlen an. Wie schätzen Sie die jüngsten Entwicklungen in Europa ein und welche Veränderungen könnten die kommenden Wahlen im Laufe des Jahres bringen?
Marc Faber: Tja, das ist die große Frage und niemand von uns kennt die genaue Antwort darauf. Ich habe das Gefühl, dass der Euro Bestand haben wird, und wenn einige wirtschaftsschwache Länder die Eurozone verlassen, werden ihre Währungen selbstverständlich abwerten. Der Euro würde dadurch gestärkt, denke ich. Wenn z. B. Italien beschließen sollte, aus der Eurozone auszutreten, würde der Euro an Stärke gewinnen, doch die neue italienische Währung wäre natürlich schwächer. Ich mache mir deswegen keine großen Sorgen darum.
Außerdem ist der Euro gegenüber dem US-Dollar bereits sehr stark gesunken. Wenn er sich weiter schwach entwickelt, werden die europäischen Aktien aufwärts korrigieren und ausländische Unternehmen aus Asien, vor allem aus China und Japan, aber auch aus den USA werden zunehmend europäische Unternehmen übernehmen und europäische Assets aufkaufen.
Mike Gleason: Gold wird ja oft als Anti-Dollar bezeichnet. Wenn wir eine Stärkung des Euros erleben und die Gemeinschaftswährung bestehen bleibt, wird das den Dollar dann deutlich nach unten drücken? Könnte es infolgedessen sogar zu einem sprunghaften Anstieg des Goldpreises kommen? Immerhin zeigt der US-Dollar nun endlich gewisse Anzeichen für eine schwächere Kursentwicklung.
Marc Faber: Ja. Zu Jahresbeginn herrschte der Konsens, dass die US-Aktien und der Dollar die einzig lohnenden Investments wären. Ich glaube allerdings nicht, dass der US-Dollar eine strukturell starke Währung ist. Er kann weiterhin auf einem hohem Niveau notieren, denn gegenüber dem Euro ist er wirklich stark gestiegen, aber meiner Ansicht nach sind die USA nicht besonders wettbewerbsfähig. Ich denke, dass der US-Dollar und die Kurse an den US-Finanzmärkten durchaus gefährdet sind.