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Marc Faber: "Gold kann leicht bis zu 100% steigen"

12.04.2017  |  Mike Gleason
- Seite 3 -
Mike Gleason: Dr. Faber, haben Sie das Gefühl, dass es weltweit zu einer Trendwende kommt, was die Bedeutung von Goldbesitz angeht? Wir wissen, dass die asiatischen Anleger und die Europäer ohne Unterlass kaufen. Vielleicht ist diese Denkweise einfach noch nicht in den USA angekommen, aber denken Sie, dass das noch passieren wird? Und rechnen Sie damit, dass der Kauf von physischem Gold schwierig werden könnte, wenn die Mehrheit der Menschen in der westlichen Hemisphäre begreift, dass sie gewisse Edelmetallrücklagen besitzen sollten?

Marc Faber: Der Goldmarkt ist sehr interessant, weil er aus einer äußerst begrenzten Anzahl an Leuten besteht, die wir "Goldbugs" nennen. Diese Anleger stocken ihre Goldinvestitionen immerzu auf, sie horten physisches Gold, kaufen die Aktien der Goldunternehmen usw., aber sie sind in der Minderheit. Auf der anderen Seite stehen die Gegner der gelben Metalls, vor allen Fondsmanager und die sogenannten Zentralbanker. Letztere sind nicht besonders schlau.

Dann gibt es noch die Menschen, die einfach noch nicht von Goldinvestments gehört haben. Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass allein in den USA 50% der Bürger gar kein Interesse an Kapitalanlagen haben, weil sie ganz einfach kein Geld haben. Denen können Sie jedes noch so tolle Investitionsangebot unterbreiten und es wird sie nicht interessieren, weil sie kein Geld übrig haben, das sie anlegen können.

Aber ja, ich denke dass die Menschen Schritt für Schritt aufwachen und feststellen werden, dass eine Diversifizierung der eigenen Kapitalanlagen nötig ist, weil niemand weiß, wie die Welt in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. In diesem Umfeld werden manche Leute sagen, "okay, kaufen wir ein bisschen Gold." Die meisten werden nur 5% oder 10% in Gold investieren, aber manche werden auch 20% ihres Vermögens für Goldkäufe aufwenden.

Wenn die ganze Welt beschließen würde, nur 3% oder 5% in Gold zu investieren und die Fondsmanager, die dem Edelmetall gegenüber sehr kritisch eingestellt sind, sehen, dass der Goldpreis wieder stark steigt... Wissen Sie, das ganze Investmentbusiness ist eine Jagd nach Momentum geworden. Wenn die institutionellen Investoren also sehen, dass am Goldmarkt ein überzeugender Aufwärtstrend begonnen hat, werden sie ebenfalls Gold kaufen.

Ich denke, dass die Preisentwicklung zuerst eine gewisse Stärke an den Tag legen muss. Dann werden mehr und mehr Anleger einfach deswegen Gold kaufen, weil der Kurs steigt. Ich kaufe übrigens ständig Gold, natürlich im Rahmen meiner Kapitalallokation. Ich bin auch in Aktien, Anleihen und Immobilien investiert, aber ich kaufe immer auch Gold zu, um eine angemessene Gewichtung zu wahren.


Mike Gleason: Bevor wir zum Ende unseres Gesprächs kommen, möchte ich Sie gern noch fragen, was Sie im Rest des Jahres 2017 erwarten. Was wird die zweite Jahreshälfte Ihrer Einschätzung nach bringen, insbesondere für echte Vermögenswerte wie Gold und Silber?

Marc Faber: Zu Jahresbeginn wurden sehr viele Berichte über die Überraschungen des Jahres 2017 und über verschiedene Vorhersagen geschrieben. Jeder hat eine Meinung, aber niemand weiß, was genau was passieren wird. Das hängt zum großen Teil von der Geldpolitik der Notenbanken ab. Ich glaube nicht, dass die Zentralbanken eine bedeutende Straffung der Geldpolitik umsetzen können. Sie können vielleicht ein paar kosmetische Anpassungen vornehmen, aber im Allgemeinen werden sie auf absehbare Zeit weiterhin Geld drucken, d. h. zumindest für die nächsten paar Jahre.

Für die Edelmetalle und andere Hard Assets wird das letztlich positiv sein. Außerdem sind reale Vermögenswerte wie die Edelmetalle gegenüber den finanziellen Anlageprodukten an einem historischen Tiefpunkt angelangt. Ich denke, dass es in Zukunft einen großen Unterschied geben wird zwischen der Performance der Finanzassets, die seit 2009 sehr gut war, und der Performance von Gold, die eher durchwachsen war. Auch der Goldkurs ist zwar insgesamt gestiegen, aber die Entwicklung nach 2011 ließ doch ziemlich zu wünschen übrig. Meiner Meinung nach werden sich diese realen Vermögenswerte wieder zunehmender Beliebtheit erfreuen.

Sie haben mich gefragt, was ich für den Rest von 2017 erwarte. Ich denke, dass die Aktien der Goldunternehmen eine attraktive Anlageoption sind und ich denke auch, dass die Edelmetallkurse leicht um weitere 20%, 30% oder vielleicht sogar 100% steigen könnten. Amerikanischen Investoren würde ich im Allgemeinen raten, den starken Dollar und die hohen Assetpreise, d. h. die gute Entwicklung der Aktien und Anleihen in den USA, zu nutzen, um ihre Positionen an den US-Aktienmärkten zu reduzieren.


Mike Gleason: Ja, auf jeden Fall. Sie haben vorhin mit Ihrer Bemerkung zum Momentum Investing den Nagel auf den Kopf getroffen und es wird interessant sein zu sehen, was passiert, wenn im Edelmetallsektor eine positive Aufwärtsdynamik entsteht. Nun, Dr. Faber, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und die Einblicke, die Sie mit uns geteilt haben. Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie in Thailand noch bis spät in die Nacht hinein aufgeblieben sind, um mit uns zu sprechen. Bevor wir uns verabschieden, sagen Sie unseren Lesern und Zuhörern doch bitte noch, wo sie den "Gloom, Boom and Doom Report" abonnieren können, um Ihre Kommentare und Analysen regelmäßig zu erhalten.

Marc Faber: Am leichtesten ist es, einfach die Webseite www.GloomBoomDoom.com zu besuchen. Dort finden Sie alle nötigen Informationen.


Mike Gleason: Danke, wunderbar. Es war mir Ehre, dieses Interview mit Ihnen zu führen und ich hoffe, wir hören bald wieder von Ihnen. Vielen Dank, dass Sie heute bei uns waren.

Marc Faber: Danke, es war mit ein Vergnügen.


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 07. April 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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