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Gold: US-Luftschlag als Verkaufsgrund?

11.04.2017  |  Clive Maund
In Großbritannien gab es früher den Spruch "Buy on a strike" ("Kaufe bei einem Streik"), der nicht auf Wirtschaftslehre, sondern vielmehr auf Psychologie basierte. Wenn die Arbeiter einen Generalstreik ausriefen, fielen die Aktienkurse bis zum Beginn des Streiks, als die Aussichten am düstersten waren. Doch noch deutlich vor Ende des Streiks begannen die Kurse normalerweise wieder zu steigen, wenn die Investoren der Ansicht waren, dass sich allmählich eines Lösung der Probleme abzeichnete. Schlaue Anleger, die die entsprechenden Aktien genau dann kauften, wenn die Lage am schlechtesten schien, konnten so das Beste aus der Situation machen.

Das Gleiche gilt in umgekehrter Form, wenn die Gold- und Silberpreise aufgrund zunehmender geopolitischer Spannungen den Eindruck eines bevorstehenden Anstiegs erwecken. Zu Beginn des gestrigen Handelstages erklärte eine ganze Reihe von Kommentatoren und Investoren, dass Gold und Silber angesichts der offenbar erhöhten Konfliktgefahr zwischen Russland und den USA nach oben ausbrechen würden, nachdem Trump rund 50 Raketen auf eine syrische Luftwaffenbasis abfeuern ließ.

Trump hatte drei Hauptgründe für die Anordnung des Luftschlags. Erstens scheinen ihn der Giftgasangriff und Videoaufnahmen von den Opfern ernsthaft erschüttert zu haben und er wollte einen Gegenschlag gegen die ausführen, die er als Verantwortliche betrachtet. Zweitens konnte ein solcher Angriff seinen sinkenden Umfragewerten kaum schaden und würde sie im Gegenteil wahrscheinlich sogar verbessern. Drittens war das Abfeuern von 50 Tomahawks im Wert von 1-2 Millionen Dollar pro Stück eine gute Möglichkeit, die Auftragsbücher wieder ein bisschen zu füllen. Beim Rüstungskonzern Raytheon hat er so mit Sicherheit ein paar mächtige Freunde gewonnen.

Da der Luftschlag auf den syrischen Stützpunkt womöglich eine einmalige Aktion war und die Spannungen in der nächsten Zeit wahrscheinlich wieder nachlassen werden, wird wohl auch der positive Einfluss auf die Gold- und Silberkurse schnell schwinden. Das zeichnete sich bereits vor dem Ende des gestrigen Handelstages ab, wie wir jetzt auch im Chart sehen werden. Man könnte also argumentieren, dass in der aktuellen Situation im Edelmetallsektor eher der Spruch "Sell on a strike" ("Verkaufe bei einem Angriff") gerechtfertigt wäre.

Der 6-Monatschart von Gold zeigt den Ausbruch des Kurses über eine Widerstandslinie und den 200-tägigen gleitenden Durchschnitt gestern im frühen Handel. Dieses Niveau konnte allerdings nicht gehalten werden und der gescheiterte Ausbruch ließ im Kerzenchart vor dem Hintergrund des zweitgrößten Handelsvolumens in diesem Jahr eine bearishe "Shooting-Star"-Formation zurück.

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Im Jahreschart sieht es aus, als würde der Goldkurs im Rahmen eines kuppelförmigen Rounding Tops aktuell ein Zwischenhoch bilden. Gold notiert dabei innerhalb eines Widerstandsbereichs und in der Nähe seines seitwärts verlaufenden bzw. leicht fallenden 200-tägigen gleitenden Durchschnitts. Die Durchschnitte sind noch immer bearish angeordnet und die Aufwärtsdynamik ist schwach.

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Den Daten des Commitments of Traders (COT) Report zufolge hat sich die Lage am Goldmarkt in den letzten Wochen ebenfalls verschlechtert. Die Short-Positionen der Commercials und die Long-Positionen der großen Spekulanten wurden ausgebaut, auch wenn sich die Positionen insgesamt noch im Mittelfeld bewegen und daher kaum einen Hinweis auf die Richtung der Kursentwicklung liefern - ganz im Gegensatz zum Silbermarkt, wo die Positionierung der Trader eindeutig bearish ist. Das birgt auch negative Implikationen für den Goldmarkt.


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