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Die französische Präsidentenwahl, das Risiko eines Frexits und die Folgen für Deutschland

25.04.2017  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Lassen Sie mich einen Aspekt, den ich schon vor einigen Jahren angesprochen habe und den Prof. Sinn auch in seinem Vortrag anspricht, besonders betonen, bei uns das TARGET-II noch viel größere Probleme bringen wird.

Nehmen wir als Beispiel an, Italien oder ein anderes Land macht seine Drohungen zum Ausstieg aus dem Euro wahr oder kündigt diesen auch nur an. Wie würde sich ein Bürger dieses Landes verhalten, um sein Vermögen zu sichern? Ich würde z.B. als vermögender Bürger der Stadt Mailand folgendes machen:
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  • 1. Ich würde von Mailand nach München fahren und dort ein Bankkonto bei einer deutschen Bank eröffnen und danach Geld auf mein neues Bankkonto transferieren. Die Folgen aus dieser Transaktion wären: Die Banca d´ Italia erhöht durch den Transfer nach Deutschland ihre Verbindlichkeiten bei der EZB – die Forderungen der Bundesbank steigen um diesen Transferbetrag.

  • 2. Würde ich dann deutsche Werte kaufen und das Geld in Deutschland anlegen, weil mir ja sonst für meine Bankguthaben auch das Risiko der Bankenmithaftung auch in Deutschland über die Bail-In-Gesetze drohen kann.

  • 3. Nein, ich bin cleverer. Ich würde mein Geld z.B. in Kanada, Australien, Norwegen oder wo auch immer in Standardaktien, Land, Edelmetall oder in Immobilien anlegen.

  • 4. Geht dann meine italienische Hausbank pleite (es sind ja nur 114 von ca. 500 größeren Banken von dieser Zwangslage bedroht), dann hat der italienische Staat ein Problem oder die anderen Bankkunden meiner Bank. Ich habe mein Geld im sicheren Hafen und die Bundesbank einen höheren Forderungssaldo, den sie dann abschreiben kann. Ein Zugriff auf mein Geld bei der deutschen Bank besteht ja nicht mehr und Kanada, Australien oder andere werden keinen Rechtsgrund finden, meine Vermögensteile in meinem neuen Anlageland für Deutschland oder Italien zu konfiszieren.

Sagen Sie bitte nicht, das wäre Theorie. Ich habe lange Zeit freundschaftliche Beziehungen zu Zyprioten gepflegt, sogar daran gedacht, meinen Ruhestand dort zu erleben. Als der Vorstand der dortigen Notenbank einen heiligen Eid leistete, dass es keinen Zugriff auf die privaten Bankkonten gäbe, haben einige Bekannte ihr Geld nach Mitteleuropa transferiert und umgingen so dem "Haarschnitt" in Zypern. Deren Geld ist immer noch in Deutschland und der negative Saldo der Notenbank von Zypern besteht noch immer.

Nur ist eines zu sagen: Griechenland und Zypern sind ein Nichts gegen Italien und Frankreich. Dank dem TARGET-II-System werden wir im Falle des Falles oder des Risikos, dass es einen solchen Fall geben wird, unendlich viel Geld von anderen EU-Ländern erhalten, nur ist dies keine reale Liquidität, mit der wir uns etwas kaufen können, sondern ein Verrechnungsguthaben.

Kurzum: Der Sicherungsstift der Handgranate ist gezogen worden und man hat ihn - absichtlich oder nicht - weggeworfen. Nun hoffen wir, dass der, der die Handgranate hält, die Sicherungshalterung nicht loslässt.

Nun zu dem Vortrag von Professor Sinn auf der DEHOGA. Die Ansprache selbst können Sie unter folgender YOUTUBE-Adresse zur Kenntnis nehmen. Über GOOGLE die Begriffe "Professor Sinn", "Aufschrei" und "Wahnsinn EU". Dann kommen Sie direkt zum YOUTUBE-Video.


Hier die wichtigsten Aussagen von Prof. Sinn:

  • 01. Mit dem Brexit geht nicht nur Großbritannien, sondern auch ein Verbündeter Deutschland gegen die Club-Med-Länder verloren

  • 02. Dann geht auch Deutschlands Sperrminorität in der EU verloren.

  • 03. Mit dem Ausstieg von Großbritannien geht eine Wirtschaftskraft in Höhe der kleinsten 20 EU-Länder zusammengefasst verloren. Deutschland darf dann höhere Beiträge leisten

  • 04. Dann kommen die Reformisten Italien und Frankreich mit ihrem neuen Konzept für die EU zum Zuge. Eine Reform des Target-II-Systems wäre dann unmöglich.

  • 05. Der Freihandelblock um Deutschland hätte dann nur noch 25% der Stimmrechte in der EU, die eine Haftungsunion fordernden Club-Med-Länder hätten dann 45%.

  • 06. Durch die ungleichen Voraussetzungen war die Bundesrepublik gemäß Bruttosozialprodukt pro Kopf vom Rang 2 auf Rang 8 abgesackt, in harter Arbeit und viele Lohnverzichte hat sie jetzt wieder Rang 7 erreicht.

  • 07. Wenn Griechenland und Portugal wegen ihre linkspolitischen Kräfte ein noch lösbares Probleme darstellen, wäre ein Ausstieg von Frankreich und Italien eine Katastrophe für Deutschland.


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