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USA: Überbewertete Aktien und wenig Wachstum

30.04.2017  |  Klaus Singer
Das US-BIP ist in der ersten Schätzung um annualisiert real 0,7% gewachsen, erwartet wurden +1,2%. Im Vorquartal lag der Zuwachs bei 2,1%. Die Konsumausgaben sind kaum angestiegen - das reale verfügbare Haushaltseinkommen hat gegenüber dem Vorquartal kaum zugenommen, die Sparquote stieg leicht an.

Der Lagerabbau belastete das Wachstum mit -0,9%. Die Geschäftsinvestitionen leisteten hingegen mit +1,6% einen positiven Beitrag, übrigens der höchste seit Q1/2012. Der Außenhandel verbesserte sich merklich, sein Beitrag ist jetzt neutral nach -1,9% im Vorquartal.

Die die Lagerbestände ausschließenden “Real Final Sales” stiegen in Q1 um +1,6%, fast ein Prozent stärker als der gemeldete BIP-Zuwachs; im Vorquartal wurden hier lediglich +1,1% ausgewiesen.

Der annualisierte PCE-Deflator kommt auf fast 2,3% und liegt damit deutlich höher als die über die ersten drei Monaten gemittelte CPI-U-Inflation (gut 1,5%). Werden die nominalen Zahlen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für das erste Quartal mit dieser niedrigeren Inflationsrate bereinigt, läge das Wachstum bei annualisiert 1,4%.

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Quelle: www.consumerindexes.com/2017-04-28_commentary.html


Damit ist das BIP-Ergebnis im Detail besser als die “Headline”-Wachstumsrate vermuten lässt. Insbesondere die Entwicklung der Investitionen in Betriebs- und Geschäftsausstattung ist positiv zu vermerken, weil sie einen in die Zukunft reichenden Effekt hat. Der Lagerabbau lässt vermuten, dass die Unternehmen offenbar ein stärkeres Wachstum des Konsums erwartet hatten. Diese "Enttäuschung“ könnte sich in den nächsten Stimmungsindices der Industrie niederschlagen.

Dafür, dass die Dynamik der US-Wirtschaft noch nicht auf dem Nullpunkt angekommen ist, spricht auch: Der Baubeginn neuer Häuser (Housing Starts) liegt per März weiter über 1,2 Millionen und damit über dem Niveau von 2008. Gleichzeitig steigt der Hauspreisindex weiter. Und schließlich steigt der "Freight Transportation Services Index" mit zuletzt jährlich 4%, sein Wachstum war in 2016 über weite Strecken neutral bis negativ.

So weit, so gut. Das alles ändert nichts daran, dass das Wachstum seit 2009 alles andere als überschäumend ist. Während bis 1980 das reale BIP-Wachstum grob gemittelt bis 7,5% p.a. ging, wurden bis 2000 nur noch 5% erreicht. Seit 2009 bewegen wir uns um, bzw. unter 3%. Das zurückliegende Quartal hat keine Trendwende gebracht - es bestätigt die strukturelle Wachstumsschwäche.

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Quelle: https://fred.stlouisfed.org/series/GDPC1


Lance Roberts hat ausgerechnet, dass seit 2008 über diverse Bailouts, sonstige Subventionen und Hilfen, sowie durch die verschiedenen QE-Programme 33 Bill. Dollar aufgewendet wurden. Setzt man diese Interventionen von Regierung und Fed in Beziehung zum BIP-Wachstum, so ergibt sich, dass pro 33,56 Dollar lediglich ein Dollar Wirtschaftswachstum erreicht wurde.

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Lance Roberts hat auch gezeigt, dass seit 2009 lediglich 13% der berichteten Gewinne pro Aktie von Umsatzwachstum stammen. Anders herum: 87% kommen durch veränderte Vorschriften bei der Rechnungslegung, durch Aktienrückkäufe, Abschreibungen, Buchhaltungstricks oder schlicht durch Betrug zustande.

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