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Craig Hemke: "Das ganze Kartenhaus wird zusammenbrechen"

18.05.2017  |  Mike Gleason
- Seite 4 -
Vielleicht tun uns die Clowns in der Notenbank also einen Gefallen. Vielleicht sollten wir auf höhere Zinsen hoffen. Vielleicht haben wir uns in den letzten Jahren einfach zu sehr daran gewöhnt, dass quantitative Lockerungen und ein sinkender Dollarkurs nötig sind, um den Goldpreis steigen zu lassen. Dabei umfasst unsere letzte Erfahrung mit steigenden Zinsen einen Zeitraum von fünf Jahren, in dem sich der Goldpreis verdreifachte, während die Fed die Zinsstrukturkurve umkehrte, weil sie die kurzfristigen Zinssätze so stark erhöhte.


Mike Gleason: Bevor wir langsam zum Ende des Interviews kommen, möchte ich Sie noch fragen, welchen Rat Sie den Edelmetallinvestoren nach den harten letzten Wochen - oder eigentlich nach den harten letzten Jahren - geben können, Craig? Was erwarten Sie für den Rest dieses Jahres, sowohl in geopolitischer Hinsicht als auch mit Blick auf die US-Politik? Wird Trump seine Vorhaben durch den Kongress bringen können?

Es hat den Anschein, als würde der Markt noch immer ein Szenario einpreisen, in dem der Präsident all seine Pläne umsetzen kann, und daran darf man berechtigte Zweifel hegen. Sie haben eben angesprochen, dass bislang noch kaum ein Versprechen verwirklicht wurde, doch die Märkte scheinen angesichts der hohen Kurse noch immer mit dem Erfolg seiner Initiativen zu rechnen.


Craig Hemke: Okay, ich werde mit dem zweiten Teil der Frage beginnen. Sie haben völlig recht. Ich glaube, ich habe mich erstmals im Januar in einem Artikel dazu geäußert, das war kurz nachdem Trump gewählt wurde. Erinnern Sie sich noch daran, dass seine Wahl angeblich eine Katastrophe für die Aktienmärkte hätte sein sollen? Dann wurde er tatsächlich gewählt und plötzlich änderte sich das Mantra, das wir überall von den Analysten und in den Finanzmedien hörten. "Ach, das wird großartig. Es wird ganz leicht. Trump wird so viel Geld ausgeben. Er hat einen plan für die Infrastruktur. Das wird die Fed dazu veranlassen, die Zinsen zu erhöhen und der Dollarkurs wird steigen. Ach, das ist einfach fantastisch."

Ich dachte nicht, dass es so leicht sein würde. Wir standen der allgemeinen Auffassung in diesem Jahr immer ablehnend gegenüber und ich habe auch noch nichts gesehen, das meine Meinung ändern könnte. Ich glaube, dass Trump politisch mittlerweile so geschwächt ist, dass es unmöglich für ihn wird, in diesem Jahr überhaupt noch einen seiner großen Pläne umzusetzen, sei es die Steuerreform oder das Infrastrukturprogramm. Ich sehe das einfach nicht kommen.

Unseren Abonnenten habe ich das ganze Jahr lang gesagt, dass dieses Jahr nicht so werden wird wie das letzte, als die Edelmetallkurse im Sommer stark anstiegen und dann gegen Ende des Jahres so weit sanken, dass sich die prozentualen Gewinne im Gesamtjahr letztlich nur noch im einstelligen Bereich bewegten. Im Laufe der Zeit werden die Märkte meiner Ansicht nach feststellen, dass das aktuelle Narrativ versagt.

Das wird nicht über Nacht geschehen. Manchmal sträuben sich die Märkte auch gegen eine solche Erkenntnis und verstärken stattdessen den vorherrschenden Trend. Etwas in dieser Art lässt sich auch momentan beobachten. Doch im Laufe des Sommers und des Herbstes werden die Anleger bemerken, dass all die Versprechen nicht einmal im Ansatz eingelöst wurden, und dass die Konjunktur einbricht, weil die Fed die Zinsen erhöht hat usw.

Meiner Einschätzung nach werden wir die Hochs an den Edelmetallmärkten in diesem Jahr nicht im zweiten, sondern im vierten Quartal verzeichnen. 2018 wird anschließend wahrscheinlich ein ziemlich gutes Jahr für den Sektor. Ich will hier nichts schönreden. Ich habe diesen ganzen Mist genauso satt wie all die anderen Anleger, die physische Edelmetalle kaufen. Immerhin können die ihren Computer ausschalten und das alles ignorieren, wenn sie wollen. Als Betreiber einer Online-Plattform kann ich das nicht. Was soll ich all den enttäuschten Anlegern sagen? Es macht im Moment wirklich keinen Spaß.

Aber ich bin weiterhin von dem überzeugt, was ich immer gesagt habe: Dieses System kann nicht auf ewig Bestand haben. Die Schulden, die sich allein in den USA auf 20 Billionen Dollar belaufen, werden sich auf 40 Billionen verdoppeln, dann auf 80 Billionen... an irgendeinem Punkt wird das ganze Kartenhaus in sich zusammenfallen. Das ist eine mathematische Gewissheit.

Wenn Sie sich in Geschichte ein bisschen auskennen, wissen Sie, dass alle Fiatwährungen seit dem Römischen Reich die gleiche Entwicklung durchlebt haben wie unser heutiges System. Dann sind sie zusammengebrochen und die Welt hat sich wieder zuverlässigem Geld zugewendet, bevor das Ganze von vorne anfing. Wenn Sie all das bedenken, ist es in jedem Fall sinnvoll Gold und Silber zu besitzen. Physisches Gold und Silber wohlgemerkt, nicht die Derivate. Jeder, der glaubt mit einem abgeleiteten Finanzprodukt tatsächlich Gold und Silber zu besitzen, wird am Ende der Dumme sein.

Mein Rat für Edelmetallanleger ist, jeden Monat oder vielleicht alle zwei Wochen ein bisschen zuzukaufen. Verwenden Sie die Durchschnittspreismethode, zu denen die Finanzberater ihren Kunden auch in Bezug auf Investmentfonds oder Altersvorsorgen raten. Monat für Monat wandert ein bisschen Geld von Ihrem Gehaltsscheck auf ihr Rentenkonto. Auf die gleiche Weise können Sie auch Monat für Monat ein paar Silbermünzen kaufen.

Sie wären ein Idiot, wenn Sie all Ihr Geld in einen Aktienfonds investieren würden - aber auch, wenn Sie all Ihr Geld in Edelmetalle investieren. Es wäre dennoch dumm, nicht wenigstens über gewisse Edelmetallrücklagen zu verfügen. Wenn Sie mit den grundlegenden Gesetzen der Wirtschaft vertraut sind und die historischen Beispiele kennen, dann warten Sie einfach ab und versuchen Sie, das Hintergrundrauschen zu ignorieren. Lassen Sie sich von den Intrigen der Banken, vom Versagen der Notenbanken und von all dem Unsinn und den Lügen nicht aus dem Konzept bringen. Bleiben Sie geduldig und machen Sie sich bewusst, dass Sie das Richtige tun und gute Gründe dafür haben.


Mike Gleason: Gut gesagt, Craig. So kann man unsere aktuelle Situation sehr gut zusammenfassen. Ich möchte Sie bitten, unseren Lesern und Zuhörern noch kurz Ihre Webseite TF Metals Report vorzustellen.

Craig Hemke: Nun, wir haben eine sehr lebendige Community, die sich in unserem Forum austauscht, in dem es sowohl kostenlose Bereiche als auch nur für Abonnenten zugängliche Bereiche gibt, in denen ich jeden Morgen und jeden Abend einen Podcast veröffentliche. Eine Mitgliedschaft kostet übrigens ganze 12 $ im Monat. Sie wissen schon, 3 $ pro Woche. Wir wollen niemanden durch unsere Mitgliedschaftsbeiträge ausschließen. Wir sind aber auch kein Trading-Service, der versucht, die Kursbewegungen exakt zu timen.

Ich denke, Sie werden unsere Webseite trotzdem sehr nützlich finden. Vielleicht helfen meine Beträge dem einen oder anderen bei seinen Kaufentscheidungen und ich glaube, viele Mitglieder sind der Ansicht, dass sie den Beitrag auf diese Weise wieder gutmachen. Aber ganz egal, ob Sie ein Trader sind, zu Hause Münzen horten oder sich einfach nur informieren wollen - unsere Community bietet den eigentlichen Wert und auf diese sind wir bei TFMetalsReport.com auch sehr stolz.


Mike Gleason: Wunderbar, Craig, vielen Dank. Ich wünsche Ihnen ein fantastisches Wochenende und hoffe, wir hören bald wieder voneinander!

Craig Hemke: Danke für den Anruf, Mike!


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 12. Mai 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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