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Gold und die militärischen Abenteuer des Bushkriegers

18.10.2006  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
Die Zeitspanne von August 2005 bis Mai 2006 dürfte als Phase der Euphorie für die Freunde des Goldes in die Geschichte eingehen. Dem langsamen und stetigen Anstieg von 252 $ auf 420 $ pro Unze zwischen März 2001 und Juli 2005 folgte eine fulminante und steile Kletterpartie bis auf etwa 720 $ je Unze. Doch hielt das Jahr 2006 ab Mai auch noch andere Überraschungen bereit: Einem Absturz um fast 200 $ folgte nach kurzer Erholung eine erneute Schwächephase im September. Gegenwärtig scheinen die Auftriebskräfte langsam wieder die Oberhand zu gewinnen. Doch die Zweifler sehen die Edelmetalle schon bald wieder unter die Räder kommen.

Öl ist ja plötzlich billig und die Preise könnten weiter purzeln, die politische Weltlage gibt sich viel entspannter, Inflation ist unter Kontrolle, Indien, China und die Weltwirtschaft boomen - Anlegerherz, was willst du mehr. Die Massenmedien verspotten Gold weiterhin als barbarisches, zinloses Relikt, Derivate und "immer optimaler strukturierte Finanzpapiere" sind "in". Selbst die Hedgefonds sind mehrheitlich aus den Edelmetallen ausgestiegen, und "die müssen es ja wissen".

Wer soll da noch Gold und Silber kaufen? Geflissentlich wird vergessen, dass sich der HUI-Index seit 2001 in etwa verzehnfachte und dass Gold sich im Wert mehr als verdoppelte und Silber sich beinahe verdreifachte. Viele Rohstoffe verteuerten sich um ein Vielfaches. Das soll nun plötzlich alles vorbei sein? Wenig wahrscheinlich! Die Gold-Bugs sollten Mut und Tritt fassen. Die nachfolgende Sammlung wenig bekannter Fakten und Argumentation soll ihnen dazu verhelfen.


Marschbushkörper im Einsatz

Vor etwa 2 Wochen setzte der oberste Kriegsherr der (vorläufig) noch immer führenden Wirtschaftsnation der Welt einen Flottenverband erster Größenordnung in Marsch. Flugzeugträger, Kreuzer, Zerstörer, U-Boote, Minenräumer, Tankschiffe, Lazarettschiffe, Wasserdrohnen, Begleitfahrzeuge aller Arten, kurz, alles was nicht Beine sondern drehbare Schiffsschrauben hatte, nahm Kurs Richtung Iran. Einer der Flugzeugträger wurde sogar lange vor Abschluss der nötigen Überholungen und Reparaturen im Dock von Norfolk/Virginia in Bewegung gesetzt. Eile schien geboten. Diese Armada soll, den großen Planern zufolge, bis etwa 22. Oktober 2006 mit bereits im Raume des Mittleren Ostens kreuzenden anderen Flotteneinheiten (5. Flotte und andere) fröhliches Wiedersehen feiern.

Ob diese Aktion nur einer Drohgebärde oder Routineübung gleichkommt, oder ob hier der Bushkrieger mit brennenden Streichhölzern den großen Benzintank des Mittleren Ostens ausleuchtet - mit den entsprechend explosiven Folgen - wird sich noch erweisen. Weiterhin wird sich noch zeigen, ob ein kleiner oder größerer Krieg mit dem Ziel der heroischen Verteidigung Israels und der nicht minder heroischen Besetzung neuer Ölfelder der Bush-Partei in den Kongresswahlen vom 8. November etwas auf die Sprünge hilft. Die Wahl-Chancen für die Kriegspartei, der sog. "Neo-Konservativen", stehen derzeit gar nicht gut und das Image des großen Bush fiel geradezu in ein Loch. Beobachter schätzen, dass zwischen 50 und 70 Abgeordnetensitze verloren gehen könnten. Die Kosten der Kriege in Afghanistan und im Irak, wie auch der weltweit (und besonders in der Nähe großer Ölfelder) unterhaltenen Stützpunkte beliefen sich in den letzten 20 Monaten auf über eine Billion $ - mit steigender Tendenz. Ein Billiönchen hier, ein Billiönchen da, es läppert sich zusammen.

Die USA, die zu fast 70% auf "Fremdöl" angewiesen sind, unterhalten militärische Besatzungen (besser Besetzungen) in fast zwei Dritteln aller Länder der Welt (wovon es seit der Staatengründung Mazedoniens inzwischen 192 gibt). Auch kreuzen in der Strasse von Malakka, durch welche etwa 85% des chinesischen Import-Öls läuft (genauer: 11 Millionen Fass Rohöl je Tag für Fernost), über 20 große US-Kriegsschiffe. In nur wenigen Stunden könnte man Peking den Ölverbrauch ein bisschen abgewöhnen, was diese wenig amüsant finden dürften. Man kreuzt auch an fünf weiteren sog. "Choke Points" mit großem Aufwand an Marinefahrzeugen und modernsten Flugzeugen. Hier wären zu nennen: Die 48 km breite Strasse von Hormuz (14 Millionen Fass Rohöl pro Tag), der Suez Kanal mit 4 Millionen Fass pro Kalendertag, Bab el-Mandab (Rotes Meer zum Golf von Aden und dem Arabischen Meer) mit etwa der gleichen Menge, der Bosporus (2 Millionen Fass) wie auch der Panama Kanal mit 1 Million Fass. Fremde Mächte oder "Terroristen" könnten aber die riesigen und wehrlosen Öltanker gegebenenfalls leicht versenken und somit Ölfluss und diese Flaschenhälse blockieren. Ein einziges versenktes Schiff im Suez würde den dortigen Ölfluss auf Monate hinaus stoppen.

Auch könnten die Muslime irgendwann zur Selbsthilfe schreiten. Schliesslich schreibt doch der Koran dringend vor, die Reserven der Natur zu konservieren, den Export also stark zu dämpfen und die Bodenschätze kommenden Generationen zu erhalten. Die Lieferanten könnten auch Eigenbedarf geltend machen. Auch fördern die Sunniten der Al-Kaida und die Shiiten des Iran den Bürgerkrieg im Irak nach Kräften und beide hassen die US-Besatzer.

Sollten diese fundamentalistischen Strömungen in den moderaten Staaten wie Saudi Arabien, Qatar, Abu Dhabi, die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Bahrain erfassen und dort die Macht übernehmen, würde ein großer Teil der Petrodollars nicht mehr in Luxuslimousinen von 12 m Länge, Schweizer Bankkonten, US-Regierungsbonds, Harems, Ferraris, Battalione hellblondgelockter Damen und Wasserspiele fliessen. Stattdessen kämen dem Gebote des Propheten folgend (der nur die Edelmetalle als einzige "Währung" anerkennt), vor allem Gold- und Silberbarren oder besser noch, die Münzen Gold Dinar und Silber Dirham rasch in Mode (teilweise sind sie es bereits). Dass auch weiterhin goldene Badewannen, Stosstangen, Kühler, Betten oder Teller und silberne Pferdegeschirre bestellt würden, täte der Sache keinen Abbruch. Mit Sicherheit gäbe es jedoch keine Niederlassungen von Wall Street- Banken an jeder Straßenecke mit brav angehalfterten Kundenkamelen davor, keine abenteuerlich Finanzindustrie mit immer neuen "Produkten", die sich längst von der Realwirtschaft löste, keine Derivate (Welt-Volumen derzeit über 400 Billionen $), kein Fast Food oder riesige Schuldengebirge und ähnliche Ausflüsse der "Kultur" des "großen Satans".


Koste es, wen es wolle

Derlei trübe Aussichten wirken auf Bush & Co. etwa so, wie wenn der Teufel in Hand- und Fusschellen unter eine voll aufgedrehte eiskalte Weihwasserdusche gestellt würde. Daher muss dringend etwas geschehen. Wer in der Innenpolitik versagt, muß wenigsten in der Außenpolitik Erfolge - und möglichst noch vor den Wahlen - vorweisen können. Daran wird derzeit heftig gearbeitet. Wie das?
  • Trotz sich verschlechternder Wirtschaftslage und immer neuen Rekorddefiziten steigen die Börsenkurse wie durch ein Wunder. Der Dow Jones erreichte neue Höchststände, aufgrund des Auftriebs weniger großer, leicht zu manipulierender Aktien. Das Plunge Protektion Team entfaltet hektische Aktivitäten. In Japan wurden massiv Gold- und Silber-Futures verkauft, massiv Dollars ge- und Euros verkauft, um die Weltleitwährung zu stützen und große Minen (wie Barrick) zu Vorausverkäufen und die Notenbanken (Goldverkäufe der Bank of England) zur Unterstützung ermuntert.

  • Die amerikanischen strategischen Ölreserven wurden nahezu leer gepumpt und auf den Markt geworfen. Prompt fielen die Ölpreise, in wundervoller Weise genau vor den Wahlen, mit der bekannten Botschaft an die Urnengänger: "Bush ist gar mächtig, Bush ist gar groß, ein Meter sechzig und gnadenlos"

  • Die Preise der Krisenmetalle fielen in den Vormonaten der Wahlen praktischerweise um rund 200 $ pro Unze beim gelben und um etwa 6 $ je Unze beim weissen Metall, was viele kleine Investoren aus dem Markt trieb. Es gab also offensichtlich keine Krise. Ob da wohl nicht jemand etwas nachhalf?

  • Die zwischenzeitliche Preiserholung (auch vom Öl) wird von den Massenmedien heruntergespielt oder totgeschwiegen. Die altbekannte Medien-Kampagne, derzufolge Gold tot und ein barbarisches Relikt ist, läuft weiter wie eh und je. Genauso gut geölt wie die Wohlfühl-Propagandamaschine.

  • Die Analysten der großen Finanzhäuser propagieren des Ende des Rohstoff- und Edelmetallbooms und preisen dafür die sich täglich vermehrende Produktpalette "neuester unglaublich gut strukturierter Finanzinstrumente" insbesondere Derivate aller Arten. Wer kauft denn da noch Gold oder Silber? Welch widerlicher Gedanke!

  • Die Hedgefonds spielten brav mit und stiegen mehrheitlich angewidert aus Gold und Silber aus. Der Wegfall dieser spekulativen Komponente drückte natürlich mächtig auf die Preise. Dafür trieben die Hedger die Getreidepreise um 900% in die Höhe. Beachtliche Leistung! Sollten sie zu den Edelmetallen zurückkehren, brächen warme Frühlingswinde über die Kurslandschaften herein. Dies fiele den "Hedgies" nicht schwer, sie verfügen über einsatzbereite Milliarden.

  • Die führenden Investmentbanken reduzierten den Benzin-Anteil in ihren Rohstoff-Indizes ganz dramatisch: Die Treibstoffpreise sanken in der Folge, passenderweise genau vor den Wahlen.

  • Nordkorea wurde mit Sanktionen belegt und bezeichnete die Maßnahmen als "Gangstermanierstücke". Ob China ihren stalinistischen Nachbarn aber den Hahn der Hilfslieferungen tatsächlich abdreht ist keine ausgemachte Sache.





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