Geld und Währung
25.10.2006 | Redaktion
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Im Jahr 1699 wandte sich König William III. verzweifelt, weil das erste Experiment mit Papiergeld in England zu scheitern drohte, an sein hauseigenes Genie, Sir Isaac Newton, Oberster der Münzprägeanstalt im Jahr 1699. Aufrichtig wandte sich Newton dem Kern der Angelegenheit zu: Er erkannte, dass die Papierwährung eine wichtige Erneuerung war, dass sie aber kein Geld war. Deswegen musste es notwendig in die Katastrophe münden, wenn man Bürokraten die Verantwortung für die Druckpressen gab.Um brauchbar zu sein, brauchte die Papierwährung einen äußerlichen Standard, durch den sie gemessen und kontrolliert werden konnte. Deswegen definierte Newton das Pfund als ein exaktes Gewicht von Gold und verband die Menge von Papiergeld, die ausstand, mit dem Gewicht von Gold in den Schatzkammern der Bank of England (und vertrieb dabei das Silber, welches bis dahin die wichtigste Geldform Englands gewesen war.) Papierwährungen zirkulierten als Ersatz für Geld (d.h. Gold) während Gold den Standard lieferte, über den der Wert der Papierwährung bemessen wurde. Gold an eine von Banken herausgegebene Währung zu binden, wurde als der klassische Goldstandard bekannt. Und abgesehen von den gelegentlichen Unterbrechungen in Zusammenhang mit Kriegen, hat er dem britischen Imperium nicht geschadet.
Die USA sind schließlich dem klassischen Goldstandard beigetreten, aber als Entwicklungsland ging es nicht ohne die vorhersehbaren Wachstumsschmerzen einher, finanzielle Stabilität zu erlangen. Um den Unabhängigkeitskrieg zu finanzieren, brachte der kontinentale Kongress eine Papierwährung namens "Continentals" heraus, die auf Dollar ausgezeichnet waren, und nur über die Erwartung zukünftiger Steuereinnahmen gedeckt. Unvermeidlich hat der Druck durch Kriege die Autoritäten immer wieder gezwungen, die Druckerpressen schneller laufen zu lassen und schon bald waren die Scheine quasi wertlos. Von George Washington heißt es, er habe sich geklagt: "Eine Wagenladung der Währung wird wohl kaum eine Wagenladung Verpflegung liefern".
Und so kehrte man zu dem Altbekannten zurück, und die junge, unabhängige USA begann 1793 Gold und Silber zu prägen und definierte den Dollar als 3711/4 Gran reinen Silbers. Doch schon früh zirkulierte jede beliebige Münze, die angeboten und bereitwillig angenommen wurde, ohne Einmischung durch die Regierung. Ein Gast in einer Kneipe in Boston hätte einer Kellnerin ebenso leicht ihr Trinkgeld mit einer Münze aus den Prägeanstalten in Spanien, England oder Frankreich geben können, wie aus einer der Prägeanstalten Philadelphias. Der spanische Dollar wurde von einem Historiker sogar als "inoffizielle Landeswährung der amerikanischen Kolonien im 17. und 18. Jahrhundert" bezeichnet. Um Wechselgeld zu haben, wurde er in acht Stücke geteilt.
Als die Erinnerung an dieses kurze, katastrophale Liebesabenteuer mit dieser Währung, die durch die Regierung in Umlauf gebracht wurde, verblasste, schlichen sich die USA Anfang des 19. Jahrhunderts wieder zurück in das Spiel mit Ersatzgeld und heuerten die Bank of the United States und die Second Bank of the United States an, Scheine in Umlauf zu bringen und andere Funktionen einer Zentralbank zu übernehmen. Die Banken jedoch zogen die Wut der Befürworter einer gedeckten Währung auf sich, darunter die von Andrew Jackson, der - wie Isaac Newton vor ihm - die Risiken erkannte, die damit verbunden waren, wenn man Ersatzgeld anstelle von Geld verwendete. Als Jackson 1828 zum Präsidenten gewählt wurde, lehnte er es ab, den Auftrag an die Second Bank zu erneuern, und brachte die "Ära des freien Bankenwesens" in Gang, ein Vierteljahrhundert, in dem das Bankenwesens und die monetäre Praxis weitestgehend unberührt von Einmischungen durch die Regierung blieben. Die Banken fingen an, Papiergeld gegen ihre Reserven an Edelmetallen in Umlauf zu bringen und 1869 zirkulierten Dutzende unterschiedlicher Papierwährungen, die von geschätzten 8.000 unterschiedlichen privaten Banken in Umlauf gebracht wurden. Die meisten hielten ihren Wert innerhalb des Gebiets der herausgebenden Bank ziemlich gut, doch die Notwendigkeiten des Reisens und der Kommunikation führten dazu, dass sie mit Rabatten gehandelt wurden, die mit größerer Entfernung von der herausgebenden Bank zunehmend umfangreicher wurden. Bedenkt man all das, dann ist es ein interessantes Experiment, das, hätte es die Chance gehabt, mit den Transport- und Kommunikationstechnologien zu wachsen, vielleicht eine ganz andere moderne Wirtschaft hervorgebracht hätte. Aber wie so viele andere viel versprechende Dinge, endete das freie Bankenwesen, als der Krieg ausgerufen wurde - diesmal der Bürgerkrieg.
1861 begann die finanziell in Bedrängnis geratene Regierung unter Lincoln eine Papierwährung herauszugeben, die, nebenbei, ganz ausdrücklich keine der vielen genannten Befugnisse ist, die die Verfassung Washington zuschreibt.) Die neue Währung, genannt "Greenback" wenn auch nicht direkt durch das Gold des Finanzministeriums gedeckt, wurde anfangs von dem Menschen im Norden akzeptiert. Aber als der Krieg die Edelmetallvorräte Washingtons dezimierte und als immer mehr von den Greenbacks gedruckt wurden, da brach der Wert der Scheine ein. Präsident Lincoln setzte daraufhin auf eine Zentralisierung und unterzeichnete den National Banking Act von 1863, der das Nationale Bankensystem damit beauftragte, eine einzige nationale Währung zu schaffen. Zwei Jahre später hat die Bundesregierung eine Steuer von 10% auf Währungen erhoben, die die Banken, die vom Staat angeheuert wurden, in Umlauf brachten, wodurch die nicht vom Bund angeheuerten Banken aus dem Geschäft des Gelddruckens gedrängt wurden, während das Recht, Geld in Umlauf zu bringen, auf die neu gegründeten nationalen Banken beschränkt wurde.
In der Zeit nach dem Bürgerkrieg, führte die USA ihr jetzt zentralisiertes Geldwesen auf der Basis eines Bimetall-Standards, bei dem der Dollar als Gewicht von Silber definiert wurde, und Gold auch in Silber gemessen wurde. Als die westlichen Bergbauer anfingen, gewaltige Silberlager aufzudecken und der Vorrat an Silber in die Höhe ging, sank die Kaufkraft von Silber. Mit zunehmendem Druck verlangten die westlichen Staaten von Washington, Silber zu unterstützen, indem man die gesteigerte Produktion dieser Staaten aufkaufte. Der Sherman Silver Purchase Act von 1890 verlangt von der amerikanischen Regierung, dass sie die jährlichen Zukäufe von Silber verdoppelt und das Metall in Münzen verwandelt. Aber die Angst vor einem Anstieg der Goldmenge brachte bald das Verhältnis von Gold zu Silber aus dem Lot und führte zu Finanzpanik von 1893. Präsident Grover Cleveland rief eine Sondersitzung zusammen, um das Gesetz rückgängig zu machen. Amerika ging daraufhin zu einem monometallischen System über, und trat damit schließlich 1900 Großbritannien, Deutschland, und den meisten anderen Ländern mit einem klassischen Goldstandard bei.