Geld und Währung
25.10.2006 | Redaktion
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Weil er eine derart grundlegende Abkehr von dem darstellt, was vorher und danach kam - und weil es das bei Weitem erfolgreichste Geldsystem ist, das die menschliche Rasse je erdacht hat - ist der klassische Goldstandard einer genaueren Untersuchung wert. Unter seinen Bedingungen wurden die Währungen als Gewicht von Gold definiert, auf die gleiche Weise, auf die auch eine Stoffbahn mit der immer gleichen Einheit gemessen wird, die wir als Meter kennen.Anders als in der heutigen Welt, in der jede Regierung die interne Geldmenge eines Landes kontrollieren kann, sind die Anpassungsmechanismen des Goldstandards automatisch und unabhängig. Nehmen wir z.B. an, dass die britischen Verbraucher ein Handelsbilanzdefizit gegenüber ihrem deutschen Counterpart anlaufen lassen. (D.h. sie kaufen mehr Produkte von den Deutschen, als die Deutschen von ihnen). Unter dem Goldstandard würde britisches Gold nach Deutschland fließen und dazu führen, dass die Geldmenge in Großbritannien sinkt. Die daraus resultierende Reduktion von Kredit würde die Wirtschaft abbremsen und dazu führen, dass sich die Bürger weniger wohlhabend fühlen, was dazu führt, dass sie weniger aus dem Ausland kaufen. Die Deutschen hingegen haben zusätzliches Geld zum Ausgeben und Investieren, deswegen senken sie ihre eigenen Zinssätze und treiben das wirtschaftliche Wachstum nach oben. Ein Teil dieses neuen Wohlstands wird für Güter aus dem Ausland ausgegeben und führt dazu, dass der Handel und das Kapital wieder im Gleichgewicht sind.
Die Anpassungsmechanismen arbeiten ständig, und halten jede einzelne Nation davon ab, zu weit vom rechten Weg abzukommen. Es hat jedoch nicht den Geschäftszyklus verhindert, ganz im Gegenteil, es gab einige spektakuläre Booms und Krisen unter dem Goldstandard. Aber die begründen sich überwiegend aus einer anderen Erneuerung, genannt fractional reserve Banking (Mindesreserven-Bankwesen) Wegen dessen Rolle in den aufkeimenden Stürmen dieser Tage, ist es ein weiteres Konzept, dass Sie gerne werden verstehen wollen. Wir wollen also damit anfangen und uns den Vorgänger und das absolute Gegenteil einer 100-prozentigen Reserve ansehen.
Wenn ein Bewohner im Venedig des 15. Jahrhunderts seine Ersparnisse bei diesem System zum örtlichen Goldschmied brachte (Banken waren damals noch nicht erfunden), dann versprach der Goldschmied, dass er ausreichend Gold bereithalten würde, um seinen Kunden zurückzahlen zu können, wenn er das fordert (auch wenn er in der Zwischenzeit das Gold vielleicht verwendet haben mag, um daraus Schmuck oder Barren zu fertigen). Diese Art der Lagerung ist eher mit den heutigen Kaufhäusern als mit einer Bank zu vergleichen. Weil der Goldschmied nicht loszog und das Geld seiner Kunden an jemanden anderen verliehen hat, hat er oft von seinem Kunden eine kleine Gebühr gefordert, dafür, dass er die Ersparnisse sicher verwahrte.
Bei einem solchen System mit 100-prozentigen Reserven, wächst die Geldmenge mit der Menge neuer Gold und/oder Silber Vorräte, d.h. sehr langsam. Als die Technologie also fortschritt und die Arbeiter immer produktiver wurden, erwartete man, dass die Preise jedes Jahr eher sinken als steigen würden. Diese Form der Deflation ist aus Sicht des "soliden" Geldes normal und gesund. Eine solche Ökonomie wäre in der Lage, über lange Zeitspannen - Kriege und Plagen einmal ausgeschlossen - stetig zu wachsen, ohne exzessive Schuldenanhäufungen oder finanzielle Instabilität.
Doch "langsam und stetig" stellt die leicht erregbaren Mitglieder der Finanzklasse selten zufrieden und bis zum 17. Jahrhundert hatten die italienischen und englischen Goldschmiede herausgefunden, dass sie das Geld ihrer Kunden mit Gewinn verleihen konnten. Da nur wenige Kunden ihr Gold zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückforderten, reichte ein Bruchteil der Reserven, die die Goldschmiede hielten, in der Regel aus, um die Verpflichtungen zu begleichen. Und mit dem Geld, dass sie durch den Verleih verdienten, waren sie in der Lage, ihren Kunden Zinsen zu zahlen, anstatt Gebühren für die Lagerung verlangen zu müssen. Das zauberte ein Lächeln auf alle Gesichter.
Jetzt spulen wir schnell ins Europa des 19. Jahrhunderts vor, wo, unter der Führung der jetzt vorherrschenden Bank of England, das Mindestreserven-Bankenwesen angefangen hatte, in einem bis dahin beispiellosen Ausmaß zu wirken. Sagen wir einmal, eine Bank in London erhielt eine Kontoeinlage von 100 Pfund und war aufgefordert, 10% davon als Reserve zu halten. Das bedeutet, sie konnte für 90 Pfund Kredite herausgeben und musste 10 Pfund als Reserve halten. Die Empfänger dieser Kredite lagerten sie in einer anderen Bank, die dann 81 Pfund verleihen konnte und neun Pfund als Reserve zurücklegen musste. Bis die Gesamtmenge an Krediten im System das ursprüngliche Bankguthaben deutlich überstieg. Die Folge war eine flexible Geldmenge, in der Lage sich auszudehnen, um den Bedürfnissen einer wachsenden Weltwirtschaft gerecht zu werden. Flexibel bedeutet natürlich auch volatil. In guten Zeiten sind die Leute bereit zu leihen und die Banken bereit zu verleihen, die Kredite wachsen schneller als die Geldmenge. In schlechten Zeiten legt die Kreditmaschine den Rückwärtsgang ein, was erklärt, warum Booms und Krisen auch unter dem scheinbar stabilen Goldstandard möglich sind.
Doch sogar mit den destabilisierenden Effekten des Mindestreserven-Bankwesens, waren die Zinssätze in den meisten Ländern mit Goldstandard niedrig, weil die grundlegende Geldmenge - d.h. die Menge von Gold - jährlich um nur ein Prozent zunahm. Das schränkte die Menge an Geld ein, die Regierungen drucken konnten, und minimierte das Risiko einer Inflation, was die Schuldscheine, die auf Währungen mit Goldstandard ausgestellt waren, für die Investoren attraktiv werden ließ. Die Folgte war, dass die vier Jahrzehnten zwischen 1870 und 1914 erstaunlich gute Zeiten waren, einzigartig in der Geschichte der Menschheit hinsichtlich der Kombination aus wirtschaftlichem Wachstum und Preisstabilität.
© James Turk
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader's Daily"
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