Jim Rickards: Gold, Blockchain und der Niedergang des Dollars
28.06.2017 | Mike Gleason
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Die ganze Aktion war letztlich nur eine Umverteilung der Erträge vom Finanzministerium an die Banken, auf Kosten der Steuerzahler und ohne, dass jemand davon wusste. Natürlich war der Prozess nicht völlig unbekannt, ich habe ihn ja gerade beschrieben. Aber das ist nichts, womit sich der typische US-Bürger beschäftigt. Als die Fed Geld druckte, handelte es sich also um quantitative Lockerungen. Jetzt wollen sie jedoch das Gegenteil tun, Geld verschwinden lassen, d. h. wir können von einer quantitativen Straffung sprechen (quantitative tightening, QT).Nach drei Runden QE bekommen wir jetzt also QT, das Gegenteil der Geldschöpfung. Ein einfaches Beispiel: Eine 5-jährige Staatsanleihe in der Bilanz der Fed läuft aus und das Finanzministerium überweist der Notenbank den entsprechenden Nennwert.
Statt davon eine neue Anleihe zu kaufen, tut die Fed einfach nichts. Damit verschwindet die Schuldverschreibung von der Bilanz und die Bilanz schrumpft. Die wichtige Neuausrichtung der Geldpolitik besteht also nicht darin, dass die Fed ihre Anleihen auf den Markt wirft, denn sie wird keine einzige Anleihe verkaufen. Der Punkt ist, dass sie keine neuen Schuldpapiere mehr aufkaufen wird. Das hat natürlich dennoch Einfluss auf die Märkte, denn die Fed war in den letzten acht Jahren der größte Käufer am US-Treasury-Markt.
In den letzten Jahren hat die Notenbank bis zu 30% aller US-Staatsanleihen aufgekauft. Das Finanzministerium gibt ständig Schuldverschreibungen heraus, um das Haushaltsdefizit zu decken, und dieses Defizit ist wirklich gewaltig. Unter Obama erreichte es zwischenzeitlich mehr als 1 Billion $. Mittlerweile ist es auf etwa 400 Milliarden $ gesunken, aber das ist immer noch ein enormer Betrag und entspricht einem zu hohen Anteil am Bruttoinlandsprodukt. Das Finanzministerium deckt diesen Fehlbetrag durch die Ausgabe von kurz- und langfristigen Staatsanleihen und die Fed hat 30% davon gekauft.
Es ist wie an jedem Markt - wenn der größte Käufer wegfällt, brechen die Preise ein, d. h. die Zinsen werden steigen. Für die Wirtschaft bedeutet das starken Gegenwind.
Die Notenbank versucht den Eindruck zu erwecken, dass das nicht passieren wird. Es klingt lächerlich, aber so versuchen sie, ihr Vorgehen zu verkaufen. Die Notenbanker sagen, dass die Zinssätze das Instrument ihrer Geldpolitik sind. Als der Leitzins bei 0% lag, hatten sie keinerlei Flexibilität.
Theoretisch wäre zwar ein Absenken des Zinssatzes in den negativen Bereich möglich gewesen, aber es ist ziemlich gut belegt, dass Negativzinsen nicht funktionieren und die Fed ist diesen Schritt nie gegangen. Lassen wir die Negativzinsen also beiseite. Sie stellen ein mögliches Werkzeug dar, aber keines, das die Fed jemals benutzen will. Als der Leitzins bei 0% lag, war also eine Grenze erreicht, weitere Senkungen waren nicht möglich.
Doch mittlerweile hatten wir vier Zinsanhebungen um jeweils 0,25% und die Federal Funds Rate liegt nunmehr bei 1%. Die Notenbanker deuten aktuell weitere Zinsschritte an, doch damit rechne ich frühestens im Dezember. Ich glaube nicht, dass im September eine weitere Zinserhöhung folgt, aber die Fed macht entsprechende Andeutungen. Sie denkt, dass weitere Anhebungen möglich sind. Sollte jedoch eine Rezession beginnen, könnte sie die Zinsen wieder senken, auch wenn sie das nicht sofort tun würde.
Die Notenbanker haben also das Gefühl, dass ihnen die Zinssätze als geldpolitisches Instrument wieder zur Verfügung stehen. Sie haben ein wenig Spielraum in beide Richtungen, d. h. sie müssen nicht ihre Bilanz einsetzen. Sie sagen also, "Okay, von jetzt an werden wir zwar keine Schuldpapiere liquidieren, wir werden aber auch keine neuen kaufen. Wichtig ist, wie viel wir nicht kaufen werden." Das ist ein etwas seltsames Konzept.
Die Fed muss nun also eine Obergrenze für den Betrag festlegen, den sich nicht in neue Assets reinvestieren wird. Sie werden sehr niedrig beginnen, mit 10 Milliarden $ im Monat, wobei 6 Milliarden $ auf Treasuries und 4 Milliarden $ auf Hypotheken entfallen. Später werden sie den Betrag alle drei Monate erhöhen, bis sie an dem Punkt sind, den Sie angesprochen haben, und die Bilanz monatlich um 50 Milliarden $ reduzieren, 30 Milliarden in Form von Staatsanleihen und 20 Milliarden in Form von Hypotheken.
Im Jahr wäre das dann eine Verringerung um 600 Milliarden $. Die Fed wird also in nicht allzu ferner Zukunft, d. h. möglicherweise Ende 2018 oder Anfang 2019, 600 Milliarden $ nicht reinvestieren. Anders gesagt wird dieses Geld einfach verschwinden. Die Notenbank will uns glauben machen, dass es sich dabei nicht um eine quantitative Straffung handelt, und dass diese Maßnahme keine Auswirkung auf die Wirtschaft haben wird.
Das ist Unsinn. Schließlich haben sie uns auch acht Jahre lang erzählt, dass quantitative Lockerungen positive Impulse für die Wirtschaft sind, und dass die QE-Programme über die Portfolios zu den Bürgern durchsickerten, weil sie die Aktienkurse und die Immobilienpreise in die Höhe trieben. Immobilien würden dadurch auch zu guten Kreditsicherheiten. Das würde wiederum das Kreditvolumen und die Ausgaben erhöhen und hätte einen Wohlstandseffekt.
Vielen von dem, was ich gerade gesagt habe, ist übrigens Quatsch. Ich habe beschrieben, wie die Fed die Dinge sieht, aber das deckt sich nicht unbedingt mit meiner Meinung. Ich glaube nicht, dass die Instrumente der Notenbanker alle so funktionieren, wie diese sich das vorstellen. Die quantitativen Lockerungen sollten eine wundervolle Wirkung entfalten. Wie kann es dann sein, dass QE so positive Folgen hat, QT aber keinerlei negative Folgen mit sich bringt?
Das ist doch lächerlich. Die US-Notenbank wird also Schritt für Schritt auf die Summe von 600 Milliarden $ hinarbeiten, die jährlich verschwindet und um die das Geldangebot sinken wird, aber wir sollen alle so tun, als hätte das keinerlei Einfluss auf die Aktienkurse oder den Immobilienmarkt. Meiner Meinung nach ist das Nonsens.
Diese Kursänderung der Fed ist also eine wirklich große Sache, auch wenn die Notenbanker selbst sie lieber im Hintergrund lassen würden. Sie sagen, dass sie sich auf die Zinssätze als geldpolitisches Instrument konzentrieren, und dass wir die Reduzierung der Bilanz ignorieren sollen. Aber natürlich wird der Markt das nicht tun. Der Markt versteht durchaus, was hier vor sich geht, und der Effekt einer geldpolitischen Straffung wird sehr deutlich spürbar sein.