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Jim Rickards: "Der Krieg gegen das Bargeld hat begonnen. Der Krieg gegen Gold kommt als nächstes"

07.07.2017  |  Mike Gleason
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US-Dollars können sie nicht erhalten, weil die Vereinigten Staaten das Zahlungssystem kontrollieren. Folglich zahlt der Iran mit physischem Gold. Das kann einfach in ein Flugzeug verladen und nach Nordkorea oder zu jedem anderen vereinbarten Lagerort geflogen werden, falls die nordkoreanische Regierung das Gold lieber in Russland oder anderswo verwahren möchte. Wie gesagt - Russland, China, Iran, die Türkei, Nordkorea und vielleicht auch einige andere Staaten wickeln ihre Zahlungen für Rüstungslieferungen und andere Geschäfte untereinander bereits in physischem Gold ab.

Wenn das Bargeld abgeschafft werde soll, steigen die Menschen sehr schnell auf Gold um, d. h. man muss gleichzeitig einen Kampf gegen Gold führen. Ich sage also u. a. deswegen einen Krieg gegen Gold voraus, weil der Krieg gegen das Bargeld schon begonnen hat. Es ist nicht schwer, sich entsprechende Einschränkungen vorzustellen, wie beispielsweise ein Verkaufsverbot. Zwischen 1933 und 1975 war der Besitz von Gold - abgesehen von wenigen Ausnahmen - in den USA z. B. gänzlich verboten. Goldfüllungen in den Zähnen und ein wenig Goldschmuck waren weiterhin erlaubt, nicht aber Münzen oder Barren.

Es ist also möglich, die Verkäufe einzuschränken und eine ganze Reihe von Auflagen für die Händler zu erlassen, die es heute in dieser Form nicht gibt. Man könnte beispielsweise Zusatzsteuern und einen Lizenzzwang für Edelmetallhändler einführen.

Es gibt viele Maßnahmen, mit denen sich der An- und Verkauf von Gold stark erschweren, wenn nicht gar völlig unterbinden lässt. Mein Rat an Investoren ist daher ganz simpel: Der Krieg gegen das Bargeld hat bereits begonnen und der Krieg gegen Gold wird noch kommen. Warum also nicht schon heute einen Goldvorrat anlegen? Sorgen Sie für eine sichere Aufbewahrung und falls die Möglichkeit des Goldkaufs eines Tages nicht mehr besteht, wird das für Sie kein Problem sein, denn Sie haben Ihre Rücklagen bereits.

Manche Leute sagen sich, "Ach, ich warte lieber noch, bis sich die Lage verschlechtert. Ich warte erst einmal ab, ob die Preise wirklich steigen. Warum sollte ich mich beeilen?" Meine Antwort darauf ist: "Weil es vielleicht schon zu spät ist, wenn Sie schließlich bereit sind zu kaufen."


Mike Gleason: 2018 könnte ein entscheidendes Jahr werden. Sie gehen davon aus, dass China die fortschreitende Schuldenkrise noch bis nach dem Parteitag der Kommunistischen Partei in diesem Herbst unter Kontrolle hält. Das ist eine wegweisende Zusammenkunft für das Land und die Parteiführung will jegliche Turbulenzen im Vorfeld unbedingt vermeiden.

Sie rechnen jedoch auch damit, dass es der chinesischen Regierung schwerfallen wird, die Krise noch länger als bis zum Herbst hinauszuzögern. In den USA sollten wir bis zum nächsten Jahr dagegen besser einschätzen können, in welchem Umfang Trump seine Wahlversprechen bezüglich der Infrastrukturprogramme und der Steuerreform tatsächlich einlösen kann. Jim, bevor wir zum Ende des Interviews kommen, verraten Sie uns doch bitte noch, worauf Investoren Ihrer Meinung nach in den nächsten 18 Monaten besonders achten sollten.


Jim Rickards: Nun, ich denke nicht, dass allzu viel geschehen wird, was sich heute noch nicht vorhersagen lässt. Natürlich gibt es immer Überraschungen, wie beispielsweise unvorhersehbare Terroranschläge, aber viele der großen Trends für das nächste Jahr zeichnen sich bereits ab. Das ist genau die Art Analyse, mit der ich mich normalerweise beschäftige, die Analyse komplexer, dynamischer Systeme.

Statt stochastischer Gleichgewichtsmodelle und anderer veralteter Modelle, wie sie z. B. die Federal Reserve verwendet, berufe ich mich lieber auf Modelle komplexer, dynamischer Systeme, denn ich bin der Ansicht, dass die Zukunft heute schon hier ist. Sie hat sich nur noch nicht abgespielt. Anders gesagt denke ich, dass man schon eine ganze Reihe von Prognosen treffen kann, wenn man die Ausgangsbedingungen kennt und weiß, wie sich ein System entwickelt.

Eines davon ist beispielsweise das Mundell-Fleming-Modell, das manchmal auch als "Trilemma" des Wechselkursregimes bezeichnet wird. Es zählt zu den führenden Modellen der internationalen Geldpolitik und sagt im Grunde genommen aus, dass es drei Dinge gibt, die sich nicht alle gleichzeitig innerhalb eines Landes umsetzen lassen: freier internationaler Kapitalverkehr, feste Wechselkurse und eine unabhängige Geldpolitik. Zwei von diesen drei Dingen lassen sich miteinander vereinen, aber alle drei sind unmöglich.

Wenn ein Land das versucht, wird es scheitern. Dann gilt es nur zu analysieren, wann und wie genau es scheitern wird. Das Modell ist nicht ohne Grund auch als "Unmöglichkeit der Dreieinigkeit" bekannt.

Das hat etwas mit Arbitrage zu tun. Wenn Kapital ungehindert in eine Volkswirtschaft hinein und wieder heraus fließen kann und eine unabhängige Geldpolitik verfolgt wird, unterscheidet sich das Zinsniveau des Landes von dem anderer Staaten. Angenommen, das Land versucht nun auch gleichzeitig, den Wechselkurs zu fixieren. Dann werden die Anleger natürlich zu einer Währung mit einem höheren Zinssatz abwandern, von der anzunehmen ist, dass sie im Wert steigen wird. Das verringert wiederum die Kapitalbilanz des Landes und führt zu einer Wechselkurskrise.

Ich möchte das Modell jetzt nicht auf ein paar oberflächliche Bemerkungen reduzieren. Falls Sie sich intensiver damit beschäftigen, werden Sie feststellen, dass es gute Gründe dafür gibt, warum dieses Modell zutreffend ist. Zudem wurde es über Jahrzehnte hinweg von realen Daten bestätigt.

China hatte jedenfalls genau das vor, es hat versucht, die unmögliche Dreieinigkeit umzusetzen. Zwischen Mitte und Ende 2016 ließ China ungehinderte Kapitalflüsse zu, um den IWF zufriedenzustellen. Gleichzeitig versuchte das Land, den Wechselkurs der Währung zum Dollar stabil zu halten, um es den USA recht zu machen. Zudem verfolgte China eine eigene Geldpolitik mit niedrigen Zinssätzen, um die Ponzi-Systeme und die Staatsunternehmen zu stützen und Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Es gab also gute Gründe für diesen Versuch, doch das Mundell-Fleming-Modell sagte voraus, dass er scheitern muss und das tat er auch.


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