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Jim Rickards: "Der Krieg gegen das Bargeld hat begonnen. Der Krieg gegen Gold kommt als nächstes"

07.07.2017  |  Mike Gleason
- Seite 3 -
Zwischen Ende 2014 und Ende 2016 verzeichnete China einen Kapitalabfluss von mehr als 1 Billion Dollar. Genau das hatte das Modell vorhergesagt. Die Investoren zogen ihr Kapital ab, weil sie den festen Wechselkurs als nicht nachhaltig, den Zinssatz als zu niedrig betrachteten, etc.

China hat also 1 Billion $ verloren. Es ist nie eine gute Idee, solche Zahlen über längere Zeiträume hochzurechnen, aber als Gedankenexperiment wollen wir das dennoch einmal tun: Unter den Annahme, dass sich die Entwicklung beschleunigt hätte (davon ist aufgrund von historischen Daten auszugehen), wäre China bis Ende 2017 pleite gewesen. Das wird nicht passieren, weil die chinesische Regierung es nicht zulassen wird.

Die Frage ist nun, was sie dagegen unternehmen wird. Es gibt drei Möglichkeiten: den Kapitalverkehr einschränken, den festen Wechselkurs abschaffen oder die Zinsen erhöhen. In China hat man sich für die Beibehaltung des fixen Wechselkurses und die anderen beiden Optionen entschieden. Der Kapitalverkehr wurde vorerst recht effektiv beschränkt und die chinesische Zentralbank hat die Zinssätze in Übereinstimmung mit der Federal Reserve angepasst.

China hat also zwei der drei Stützen aufgegeben und die dritte - den Wechselkurs- beibehalten. In letzter Zeit war der Yuan gegenüber dem Dollar recht stabil. Ein Ziel war es dabei auch, Donald Trump zu beschwichtigen. Erinnern Sie sich noch daran, dass er China während seines Wahlkampfes als "größten Währungsmanipulator aller Zeiten" bezeichnete? Dabei war eine Abwertung der Landeswährung so ziemlich das letzte, was China zu diesem Zeitpunkt brauchen konnte. Das hätte zudem Trump in die Hände gespielt, der das als Rechtfertigung für Handelssanktionen und andere Strafmaßnahmen hätte nutzen können.

Trump hat das jedoch aus zwei Gründen nicht getan. Erstens hat China den Yuan nicht weiter abgewertet, sondern den Wechselkurs stabil gehalten und sogar Geld ausgegeben, um die Landeswährung zu stützen. Zweitens wollte Trump Chinas Hilfe in Bezug auf Nordkorea. Er war also zu Zugeständnissen auf wirtschaftlicher Ebene bereit, um dafür Hilfe auf geopolitischer Ebene zu erhalten. Beides wird nun jedoch ein Ende haben.

Mit dem Einschränken des Kapitalverkehrs hat China die Abflüsse zwar gestoppt, aber das hatte gleichzeitig auch Folgen für die ausländischen Investitionen in China. Wer will sein Geld schon in ein Land investieren, aus dem er es nicht wieder abziehen kann? Genau - niemand. Der Zufluss von Investmentkapital versiegt also ebenso. Das ist die Kehrseite einer geschlossenen Kapitalbilanz.

Darüber hinaus hat die Straffung der Geldpolitik die Situation für die chinesischen Staatsunternehmen und andere Schuldner schwieriger gemacht. China ist mittlerweile eine einzige große Kreditmarktblase, ein Ponzi-System, das nur darauf wartet zusammenzubrechen. Außerdem hat Donald Trump erst kürzlich getwittert, dass "China in Bezug auf Nordkorea keine Hilfe war". Aber zumindest hätten sie es versucht. Damit signalisiert er, dass es China seiner Meinung nach nicht gelungen ist, im Konflikt mit Nordkorea etwas zu bewegen.

Ich denke, dass er damit recht hat. Es gibt nicht viel, was China tun kann, ohne einen Krieg zu riskieren. Wenn die chinesische Regierung dieses Risiko eingehen würde, könnte sie wahrscheinlich viel erreichen, aber das will sie nicht, und daher kann sie nicht allzu viel tun. Trump wird damit nicht zufrieden sein und erneut Währungskriege und Sanktionen in Betracht ziehen.

Warum tut China all das? Die Regierung will die Situation unter Kontrolle halten und Krisen und Konfrontationen zumindest so lange vermeiden, bis Präsident Xi unmissverständlich für eine zweite Amtszeit bestätigt und mit so umfassenden Befugnissen ausgestattet wird, dass er im Herbst praktisch der neue Mao Zedong wird. Doch sobald er diese Macht hat und sobald klar wird, dass Trump mit Blick auf den Handel und die Währungsangelegenheiten mit harten Bandagen kämpfen wird, weil China in Bezug auf Nordkorea kaum etwas bewegen kann, wird Xi auch keinen Grund mehr haben, den Wechselkurs zum Dollar stabil zu halten.

Ich gehe davon aus, dass er stattdessen den Kapitalverkehr wieder öffnen und die Zinsen senken wird. Mit einer maximalen Abwertung des Yuan wird China dann die unmögliche Dreieinigkeit wieder in Einklang bringen. Die letzten beiden Male, als die Chinesen das getan haben, ist der New Yorker Aktienmarkt eingebrochen. Das war im August 2015 und im Januar 2016. Seien Sie also unbedingt vorsichtig.

Das werden interessante Zeiten. Ich rechne 2018 außerdem mit einem Krieg in Nordkorea. Er zeichnet sich bereits ab. Dieser Krieg wird kommen. General Mathers hat uns gewarnt. Präsident Trump hat praktisch den gesamten Senat ins Weiße Haus geholt und den Abgeordneten gesagt, was geschehen wird. Die entsprechenden Befehle wurden bereits erteilt. Man wird der Diplomatie und den Sanktionen in diesem Jahr eine letzte Chance gegeben, aber meiner Einschätzung nach wird das zu nichts führen und deshalb wird es 2018 zum Krieg kommen. 2018 wird also in jedem Fall ein turbulentes Jahr, zum einen aufgrund der plötzlichen Währungsabwertung in China, zum anderen aufgrund des Krieges mit Nordkorea.


Mike Gleason: Jim, es war mir wie immer ein Vergnügen, mit Ihnen zu sprechen. Sagen Sie zum Schluss doch bitte noch ein paar Worte zu Ihrem aktuellen Buch "Der Weg ins Verderben: Wie die Eliten die nächste Krise vorbereiten und wie Sie sich davor schützen können" und erzählen Sie uns, woran Sie im Moment arbeiten und wo unsere Leser und Zuhörer mehr von Ihnen finden können.

Jim Rickards: Vielen Dank, Mike. Wie Sie am Anfang des Interviews erwähnt hatten, bin ich der Autor des Newsletters Strategic Intelligence von Agora Financial sowie einiger anderer Newsletter. Mein Buch "Der Weg ins Verderben" ist im Verlag Penguin Random House erschienen und auf Amazon sowie in verschiedenen Buchgeschäften zu finden. Darin gehe ich auf viele der Themen ein, die wir in diesem Interview angesprochen haben. Ich bin auch auf Twitter sehr aktiv, bei Interesse können Sie mir unter @JamesGRickards folgen Außerdem schreibe ich wöchentliche Kommentare auf Collide.com, einer relativ neuen Plattform.


Mike Gleason: Wunderbar. Vielen Dank, dass Sie sich heute wieder Zeit für uns genommen haben. Genießen Sie das Wochenende und den Sommer und bis zum nächsten Mal!


© Mike Gleason
Money Metals Exchange


Der Artikel wurde am 30. Junii 2017 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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