Wöchentlicher Kommentar: Das reale Gold/Silber-Ratio
30.10.2006 | Theodore Butler
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Während sich der konventionelle Vergleich aufgrund des Preises wenig verändert hat, ist das Ratio auf Basis der Marktkapitalisierung innerhalb von 106 Jahren dramatisch um das 100-fache gestiegen. Die Zahlen sprechen also für sich - Silber ist im Vergleich zu Gold 100 Mal stärker unterbewertet als vor 106 Jahren. Punkt.Weiters zeigen die Daten deutlich, dass die Marktkapitalisierung von Gold in den letzten 106 Jahren absolut gesehen aufgrund von gestiegenen Preisen und höheren Beständen dramatisch gestiegen ist; von 20 $ Milliarden auf 3 $ Billionen, also um das 150-fache. Obwohl Gold als kleiner Markt gilt, gibt es nicht viele spezifische Anlageklassen, die eine Marktkapitalisierung von 3 $ Billionen aufweisen. Eine Billion ist eine sehr große Zahl.
Die Marktkapitalisierung von Silber stieg im selben Zeitraum aufgrund der Abschöpfung seiner Lagerbestände um mehr als 90% trotz höherer Preise nur um das 1,5-fache. Da wir zwei Metalle vergleichen, ist keine Währungs- oder Inflationsanpassung notwendig. Dies ist ein wirklicher Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln.
Die nächste Tabelle vergleicht einige der oben gezeigten Daten und inkludiert weiters die Weltbevölkerung und die pro Kopf-Menge von Gold und Silber (gerundet auf ganze Dollars).
| Jahr | Weltbevölkerung (in Milliarden) | Gold Markt-Kap. (in Milliarden) | Silber Markt-Kap. (in Milliarden) | Gold pro Kopf | Silver pro Kopf |
| 1900 | 1,6 | 20 US$ | 8 US$ | 13 US$ | US$ |
| 1950 | 2,5 | 70 US$ | 8 US$ | 28 US$ | 3 US$ |
| 1975 | 4 | 450 US$ | 20 US$ | 113 $ | 5 US$ |
| 2006 | 6,5 | 3.000 US$ | 12 US$ | 462 US$ | 2 US$ |
Diese Tabelle zeigt uns, dass die Weltbevölkerung auf einer pro Kopf-Basis nie mehr Gold oder weniger Silber besaß als heute. Die Menschheit besitzt heute 35 Mal mehr Gold, gemessen in Dollars, als vor 106 Jahren. Gleichzeitig aber besitzen die Menschen weniger als 40% des Silberwertes, wiederum gemessen in Dollars, den Sie vor 106 Jahren besaßen. Diese Zahlen sollten Sie genauso schockieren wie mich. Und vergessen Sie bitte nicht, dass es sich hier ebenfalls um einen Vergleich von Äpfeln mit Äpfeln handelt.
Die folgenden Beispiele zeigen auf Basis einer streng mathematischen Kalkulation, wo der Silberpreis heute liegen müsste, wenn er seine Parität mit Gold in Bezug auf die beiden genannten Maßstäbe gehalten hätte. Erstens, wenn die Marktkapitalisierung von Silber seit 1900 genauso stark gestiegen wäre wie jene von Gold, und bei 40% des entsprechenden Wertes von Gold geblieben wäre, hätten wir heute einen Silberpreis von 1.000 US$/oz (1.200 US$ Milliarden dividiert durch 1 Milliarde Unzen.)
Zweitens, wenn die pro Kopf-Menge von Silber seit 1900 ebenso stark gestiegen wäre wie die pro Kopf-Menge von Gold, würde der Silberpreis heute bei 175 US$/oz liegen (bei der 35-fachen Menge von 1900.) Ich bin sicher, dass Sie andere Preisvorschläge für Silber entwickeln können, wenn Sie mit den Zahlen spielen. Sie sind alle viel höher als die aktuellen Preise.
Sind das meine Preisziele für Silber? Nicht unbedingt, aber nur weil sie verglichen mit dem heutigen Preis von 12 US$ so unerreichbar scheinen. Das kommt daher, dass meine menschliche Vorstellungskraft durch Preisbereiche, die man ein Leben lang beobachtet hat, beeinflusst und beschränkt wird. Letztendlich sind wir alle durch unsere Lebenserfahrungen gebunden.
Aber ich kann Ihnen versichern, dass die Daten präzise sind und dass ich versucht habe, bei ihrer Präsentation objektiv zu bleiben. 1.000 $/Unze Silber klingt verrückt, aber weniger verrückt als eine 250 Mal höhere Marktkapitalisierung von Gold als von Silber. Ich denke, es gibt nichts Verrückteres als dass Silber gerade dann seinen geringsten Wert im Vergleich zu Gold aufweist, wenn seine Lagerbestände nahezu erschöpft sind. Es liegt wie immer an Ihnen, die Daten zu verwenden und sich Ihre eigene Meinung zu bilden.
Ich möchte mich bei meiner Schlussfolgerung ganz klar ausdrücken. Ich sage nicht, dass Gold überbewertet ist oder dass sein Preis nicht steigen kann und wird. Ich habe auch kürzlich geschildert, dass Gold ein Tief erreicht hat und laut COT-Daten geringes Risiko besteht. Ich erwarte nicht, dass der Goldpreis fallen wird, und möchte diese Meinung auch nicht unterstützen. Ein steigender Goldpreis ist gut für Silber. Ich bin kein Gold-Bug, aber ich bin auch kein Feind des Goldes. Ich war der allererste, der den Missbrauch und die Manipulation der Leasing- und Forward-Geschäfte mit Gold öffentlich kritisierte, und das Ende dieser Manipulation war auch der entscheidende Faktor für die Verdoppelung des Goldpreises.
Manche werden einwenden, dass der große Wertunterschied zwischen Gold und Silber ein Zeichen die Überlegenheit von Gold als das einzig wahre Geld ist. Vielleicht. Aber warum zeigt sich diese Disparität nur im Vergleich zu Silber? Gold zeigt im Vergleich zu den anderen Edelmetallen (Platin, Palladium, Rhodium, Iridium), den Basismetallen, Öl, breiten gestreuten Rohstoffindizes, Immobilien oder dem Aktienmarkt keine Überbewertung. Wie gesagt, dies ist eine starke Unterbewertung von Silber, keine Überbewertung von Gold.
Obwohl mich der hohe pro Kopf-Anteil von Gold, gemessen in Dollars, etwas überrascht, ist es doch der niedrige pro Kopf-Anteil von Silber, der mich viel mehr überrascht. Es fasziniert mich, dass die Menschen weniger als 2 US$ an Silber-Wert besitzen. Die wahre Geschichte ist hier der geringe Silberbesitz, der eine Investment-Goldgrube verspricht. Eine derart kleine Menge von Silber pro Kopf lässt nicht auf Großhandelspreise schließen.
Bitte seien Sie sich bewusst, dass die Marktkapitalisierung von Gold wegen seiner grundlegenden Eigenschaften wahrscheinlich weiter wachsen wird. Das kommt einerseits sicherlich daher, dass die Menge von abgebautem Gold weiter wachsen muss, andererseits aber vielleicht auch von weiteren Preisanstiegen. Bei den heutigen Produktionsraten der Minen werden in den nächsten 25 Jahren weitere 2 Milliarden Unzen Gold abgebaut werden, was eine gesamte abgebaute Menge von 7 Milliarden Unzen ergibt. Wir wissen auch, dass die Weltbevölkerung bis 2030 erwartungsgemäß um weitere 1,7 Milliarden auf 8,2 Milliarden Menschen wachsen wird.
Ich bezweifle, dass die physischen Silberbestände stark wachsen werden, aber sie können auch nicht weiter so stark fallen wie in den letzten 50 Jahren. Schließlich sind diese Bestände seit dem Zweiten Weltkrieg um 10 Milliarden Unzen auf derzeit 1 Milliarde Unzen gefallen. Da es so etwas wie negative Bestände nicht geben kann, können wir höchstens auf einen Wert zwischen den aktuellen Beständen und Null fallen. Der Punkt ist, dass die Defizits irgendwann aufhören müssen, und dass sicherlich vor 2030. Ich will mich nicht wiederholen, aber die einzige Möglichkeit, um ein Ende dieser Defizit-Serie zu erreichen, sind erschreckend hohe Preisanstiege.