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Ergänzung zum Supercycle des Dow Jones

10.12.1999  |  Jürgen Küßner
Ich bin öfters gefragt worden, warum ich davon ausgehe, dass die amerikanischen Aktien (und nicht nur die) sich in der letzten Welle, Welle 5, des Supercycle seit 1932 befinden. Es könnte doch auch die Welle 3 sein - dann nämlich würde nur eine "kleine" Korrektur (Welle 4) folgen und anschließend ein Dow Jones von 30.000 oder 40.000.


Schauen wir uns den Dow Jones seit 1932 an:
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Es ist ganz augenscheinlich ein mustergültiges fünfteiliges Muster, mit der Welle 4 als typische Seitwärtsbewegung (obwohl es von 1972 bis 1974 um 45 % abwärts ging). Wie soll man diesen Impuls als dreiteilig ansehen? Es besteht kein Zweifel, dass 1974 oder 1982 die Welle 5 begonnen hat. Das allein ist aus Elliott-Sicht eigentlich Beweis genug. Aber das Muster ist nicht alles.

Man muss wissen, dass 5. Wellen, also der letzte Teil eines Impulses, Zeichen von Erschöpfung mit sich bringen. Nicht Erschöpfung im Sinne des Punktegewinns (denn da ist meist das Gegenteil zu beobachten). Es geht um Erschöpfung (Verschlechterung) im Sinne von gesamtwirtschaftlichen, gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen, moralischen Bedingungen - und es geht darum, ob ein Anstieg an der Börse von einem soliden Fundament unterstützt wird, d. h. ob ein Anstieg sich über die volle Marktbreite vollzieht.

Verschlechterungen auf vielen Ebenen, die oft so schleichend sind, dass man sie kaum bemerkt und sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt. In der Endphase einer letzten Welle kommt es dann zur Übertreibung, zur Aktieneuphorie, zur regelrechten Verdrängung der "nicht ins Bild passenden" negativen Alarmsignale. Das ist dann die Phase, von der später - rückblickend - als einer Manie gesprochen wird.

Auf die sozialen, kulturellen und moralischen Bedingungen möchte ich nicht näher eingehen, nur einige Stichworte nennen: Umweltverschmutzung/Klimaveränderungen, Verkehrschaos, Korruption, Kriminalität, Aggression, Drogen, Film und Fernsehen (Horror, Sex), AIDS, Vermarktung des Sports, ... Über Manches kann man vielleicht geteilter Meinung sein, es sind nur Denkanstöße.

Kommen wir aber zu den wirtschaftlichen Bedingungen und vergleichen diejenigen am Ende der 3. Welle (etwa Mitte der 60er Jahre mit denen am Ende der 5. Welle (Ende der 90er Jahre).


Am Ende der 3. WelleAm Ende der 5. Welle
- betrugen die liquiden Mittel der US-Haushalte 161% der Verbindlichkeiten- betragen die liquiden Mittel der US-Haushalte weniger als die Verbindlichkeiten (- 2%)
- betrugen die Staatsschulden 43,9 % des GDP- betragen die Staatsschulden 63,7 % des GDP
- betrugen die Verbraucherkredite 64 % des verfügbaren Einkommens- betragen die Verbraucherkredite 91,4 % des verfügbaren Einkommens
- betrug das Staatsdefizit durchschnittlich 9 Mrd. USD- beträgt das Staatsdefizit durchschnittlich 146 Mrd. US$
- betrug die Zahlungsbilanz +1,3 Mrd. US$- beträgt die Zahlungsbilanz -56,5 Mrd. US$ (aktuell ca. -80 Mrd. US$)
- war die USA ein Nettogläubiger- ist die USA Nettoschuldner (-1,3 Bio. US$)
-betrug die private Sparquote 7,8%- ist die persönliche Sparquote negativ (-0,2%) (aktuell ca. -1,5%) *)


*) Die statistischen Daten zur Sparquote sind kürzlich nachträglich von offizieller Seite verändert worden; akt. Wert "angeblich" +1,6%.
Anmerkung: Die Zahlen "Am Ende der 5. Welle" stammen von Ende 1997/1998, sind also nicht mehr ganz aktuell.


Ein extremes Beispiel für die 5. Welle ist die "Mergers & Acquisitions" -Manie. Was in den 80er Jahren richtig war (Diversifizierung, Portfoliostreuung) ist seit einiger Zeit alles falsch. Es zählt nur noch schiere Größe. Warum sagt Markowitz nichts dazu?


Eine "Anekdote":
  • Wann wurde das "Empire State Building" in New York, das damals höchste Gebäude der Welt, gebaut (381 Meter)? 1929 Baubeginn, als der Dow seinen Rekord hatte. 1931 fertig.
  • Wann wurden die "Petronas Towers" in Malaysia, das damals höchste Gebäude der Welt, gebaut (452 Meter)? 1996 Baubeginn, 1997 die Asienkrise, 1998 fertig.
  • Wann wurde das "Shanghai Welt-Finanzzentrum", das derzeit höchste Gebäude der Welt gebaut (460 Meter)? Es ist gerade erst begonnen worden: am 27. August 1999, drei Tage nach dem Höchststand des Dow Jones von 11.366 Punkten.

Wirklich nur eine Anekdote? So wie die "Mergers & Acquisitions": Größer, höher.

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Jetzt kommen wir noch einmal zu Charts. Der folgende zeigt den Spread zwischen dem Value Line Index (ein arithmetischer Index kleiner Aktien) im Verhältnis zum S&P 500 (sorry für den Tippfehler in der Überschrift):

Schon seit 1994 (mindestens, längeren Chart habe ich nicht) divergieren die "kleinen" und "großen" Aktien, seit zwei Jahren dramatisch. Das bedeutet, dass die Hausse von immer weniger Aktien getragen wird und nicht mehr vom ganzen Markt.

Genau so gut ist das natürlich an der advance-decline-Linie zu sehen (von www.decisionpoint.com geklaut):

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