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Ein Goldpreis von 10.000 $ - realistisch, Wunschdenken oder bedeutungslos?

22.07.2017  |  Kelsey Williams
Ist es vernünftig, von einem Anstieg des Goldpreises auf 10.000 $ auszugehen? Ausgehend vom aktuellen Goldpreis von rund 1.240 $ müsste der Kurs auf den Achtfachen Wert klettern, um diese (zumindest von manchen) glorifizierte Zahl zu erreichen. Selbst wenn man das Kursziel etwas niedriger ansetzt - sagen wir 7.000 $ je Unze - ist es immer noch ein großer Sprung von derzeitigen Preisniveau dorthin.

Nichtsdestotrotz liegen solche Kursgewinne fraglos im Bereich des Möglichen. Zwischen August 1976 und Januar 1980 ist der Goldpreis beispielsweise von 100 $ auf über 800 $ geschossen. In jüngerer Vergangenheit ist er von 275 $ im Jahr 2000 bis auf sein Allzeithoch von 1.900 $ im Jahr 2011 gestiegen und hat sich damit versiebenfacht. Natürlich unterscheiden sich diese beiden Episoden durch mehrere Faktoren. Aber die Zahlen weisen zumindest darauf hin, dass ein Kursziel von 10.000 $ nicht völlig aus der Luft gegriffen ist, wenn man allein den prozentualen Anstieg zugrunde legt.

Einige der spezifischen Begleitumstände der beiden früheren Aufwärtstrends sind jedoch auch für andere Szenarien interessant, die zu einem Goldpreis von 10.000 $ führen könnten. Zum einen wäre da der zeitliche Rahmen. Im ersten Beispiel war der Preis bereits von 40 $ im Jahr 1971 auf fast 200 $ im Februar 1974 geklettert. Nachdem das gelbe Metall bei einer Korrekturbewegung im August 1976 auf ein Tief von 100 $ gefallen war, stieg es bis auf 850 $ im Januar 1980. Die enormen Kursgewinne kamen also in einem Zeitraum von nur knapp dreieinhalb Jahren zustande.

Im zweiten Beispiel erstreckte sich der Anstieg des Goldpreises auf das Siebenfache seines Ausgangswertes auf eine Zeit von elf Jahren. Das Tief von 275 $ wurde 20 Jahre nach dem vorherigen Allzeithoch erreicht und markierte den absoluten Tiefpunkt, bevor die Hausse begann, die über ein Jahrzehnt andauern sollte und Gold auf 1.900 $ je Unze katapultierte. Insgesamt dauerten beide Bullenmärkte rund zehn Jahre. Wenn wir im zweiten Beispiel das Retracement auf 650 $ je Unze im Jahr 2008 berücksichtigen, ist der zeitliche Verlauf dem der vorherigen Hausse in den 1970ern relativ ähnlich. Die Phase nach der Korrektur dauerte jeweils etwa drei Jahre - von August 1976 bis Januar 1980 und von August 2008 bis August 2011.

Unterschiedlich war jedoch vor allem die prozentuale Höhe der Kursgewinne. Im zweiten Beispiel lässt sich ausgehend vom Zwischentief 2008 nun lediglich noch eine Verdreifachung des Goldpreises von 650 $ auf 1.900 $ feststellen. Wenn wir beide Anschnitte in ihrer Gesamtheit vergleichen, wird der Unterschied noch deutlicher: Der Anstieg des Goldkurses von 40 $ auf 850 $ zwischen 1971 und 1980 entspricht einer Erhöhung um das 20-fache und ist damit dreimal größer als der Anstieg auf das 7-fache zwischen 2000 und 2011.

Es stellt sich nun die Frage, an welchem Punkt wir uns heute befinden. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Goldpreis von 10.000 $ je Unze eine realistische Möglichkeit ist (mit dem ein oder anderen Haken), wann könnte es dann soweit sein?

Seinen bisherigen Rekordwert erreichte das Edelmetall 2011 bei 1.900 $, d. h. vor fast sechs Jahren. Parallel dazu war der US-Dollar ein Jahrzehnt lang im Wert gefallen. Seit 2011 sinken die Goldpreise jedoch, während der Dollar zulegen konnte. Wird sich das Tief von 1.040 $ im Januar 2016 (und die anschließende Trendwende beim Goldpreis und beim Dollarkurs) letztlich als der Punkt erweisen, den wir als Ausgangspunkt ansetzen werden, wenn wir die nächste Goldhausse auf ein viel höheres Preisniveau betrachten? Oder steht uns noch ein tieferes Tief bevor?

Zwischen den zwei Jahrzehnten, die wir eben betrachtet haben, lagen 20 Jahre. Falls der Abstand zur nächsten Hausse ähnlich lang sein sollte, wird der Goldpreis sein endgültiges Tief im Verhältnis zum US-Dollar vielleicht erst um das Jahr 2030 erreichen. (Beachten Sie bitte, dass das keine Vorhersage meinerseits ist!) Zwischen dem Hoch von 1980 und dem Hoch von 2011 lagen zudem 30 Jahre. Spinnt man diese Analogie weiter, würde das bedeuten, dass der nächste Spitzenpreis erst gegen 2040 zu erwarten wäre. Aus dieser Perspektive betrachtet ist es vielleicht wirklich nur Wunschdenken, einen Goldpreis von 10.000 in absehbarer Zukunft zu erwarten.

Ein weiterer Faktor ist die Federal Reserve. Die Zauberer der US-Notenbank hatten ein ums andere Mal Gelegenheit, ihre Künste vorzuführen und stehen noch immer in der Gunst der Götter des Papiergeldes. Zumindest, wenn das grundlegende Ziel und der Maßstab, an dem man die Leistungen der Fed misst, darin besteht, ein komplettes Wirtschafts- und Finanzdesaster zu vermeiden. Es ist immerhin einen Unterschied, ob man noch auf dem "Highway to hell" ist oder schon im ewigen Fegefeuer schmort.

Eine weitere Variable mit endlosen, spektakulären Implikationen ist all das, was wir nicht wissen. Dazu zählt u. a.: die tatsächliche Höhe der Bilanzsumme der Fed, alles, was die Notenbanker uns nicht gesagt haben, potentiell überraschende Ankündigungen seitens der Regierung oder der Fed (Konfiszierung von Vermögenswerten, Bankenfeiertage etc.) Hat die Federal Reserve die Kontrolle verloren? Schon möglich. Aber die Finanzmärkte scheinen anderer Meinung zu sein. Bis jetzt.

Wenn sich die Ereignisse so verketten, dass sie einen "perfekten Sturm" heraufbeschwören, dann könnte ein Goldpreis von 10.000 $ je Unze vielleicht schon viel eher Realität werden. Doch dieser Preis wird unter Umständen völlig bedeutungslos sein.

Jede Kombination von Ereignissen, die dazu führt, dass Gold innerhalb relativ kurzer Zeit auf 10.000 $ steigt, wäre von einem entsprechenden Wertverlust des US-Dollars begleitet. Die Vertrauenswürdigkeit der amerikanischen Währung und der Wunsch der Menschen, Dollarscheine zu besitzen, würden einen erschreckenden Tiefpunkt erreichen.

Wenn die Menschen nicht mehr bereit wären, den US-Dollar als Gegenleistung für ihre Handelsgüter zu akzeptieren, hätte das äußerst negative Auswirkungen auf den Strom von Waren und Dienstleistungen. Im schlimmsten Fall könnte es dazu kommen, dass der Dollar überhaupt nicht mehr anerkannt wird. Das ist das Worst-Case-Szenario, aber wenn Sie glauben, dass Gold ihre Fahrkarte zum Reichtum ist, sollten sie das berücksichtigen.

An diesem Punkt würde der Goldpreis seine Bedeutung verlieren, ganz gleich ob er nun bei 10.000 $ oder jedem anderen Wert liegt. Entscheidend ist dann nicht mehr, wie hoch der Preis ist, sondern wie viel Gold Sie besitzen. Und in welcher Form. Die Aktien der Goldunternehmen, ETF-Anteile und Terminkontrakte sind alles Finanzprodukte aus Papier. Wenn sich die äußeren Begleitumstände dahingehend entwickeln, dass keine funktionierende Währung mehr existiert, werden diese Anlageprodukte bestenfalls noch eine schwache Bindung zum physischen Metall aufweisen.

Wenn Sie ein Anleger oder Trader sind, der auf einen Goldpreis von 10.000 $ hofft, wäre es also unter Umständen ratsam, die eigenen Erwartungen mit Blick auf den Zeitrahmen, die bekannten und unbekannten Variablen, die Implikationen eines solchen Preises und die Art der eigenen Goldinvestments noch einmal zu überdenken. Physisches Gold zu besitzen bedeutet Vermögen zu bewahren. Gold ist das ursprüngliche, echte Geld und ein Wertspeicher. Der Goldpreis ist nichts anderes als das Spiegelbild des langfristigen Wertverlusts des Dollars, denn der Kurs des Edelmetalls und der Kurs der Währung stehen in einer umgekehrten Korrelation zueinander.


© Kelsey Williams



Der Artikel wurde am 16. Mai 2017 auf www.kelseywilliamsgold.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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