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Axel Merk: Machen Sie Ihr Portfolio krisensicher!

17.08.2017  |  Mike Gleason
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Mike Gleason: Jeder, der Sie und Ihre Kommentare kennt, weiß, dass Sie zu unseren Notenbankern einiges zu sagen haben. Sie sagen oft das eine, tun aber etwas ganz anderes. Wie können wir dieses Wissen zu unserem Vorteil nutzen und was wird die Fed Ihrer Meinung nach hinsichtlich der Zinsen, der angekündigten Bilanzverkürzung usw. tatsächlich unternehmen? Wie werden die Märkte und die Wirtschaft darauf reagieren?

Axel Merk: TSchwierige Frage, die Sie mir hier stellen. Was sollten Sie tun, und was wird die Fed tun? Letztendlich diskutieren wir diese Themen ja, weil wir investieren. Wir legen unser Geld in Aktien, Anleihen und Edelmetalle an. Was also bedeutet die derzeitige Lage für unsere Investments? Ich würde zunächst behaupten, dass die meisten Anleger ein zu hohes Exposure gegenüber Risikoassets haben.

Risikoassets sind alles von Aktien bis hin zu Junk-Bonds bzw. alles, womit Sie vernünftige Kapitalerträge erzielen. Die Leute haben ihre sichereren Vermögenswerte in den letzten Jahren durch Finanzprodukte ersetzt, die ein wenig mehr Rendite abwerfen. Sie machen sich selbst etwas vor, wenn Sie glauben, Ihr Portfolio wäre diversifiziert, weil Sie solche Assets halten. Je weiter Sie sich in Bezug auf das Risikospektrum vorwagen, desto stärker ist wahrscheinlich die Korrelation Ihrer Anlagen zu den Aktienmärkten.

An den Börsen ging es lange bergauf. Wenn die Kurse einer Assetklasse steigen, sollten Sie Ihr Portfolio neu ausbalancieren, aber vielleicht wissen Sie nicht, was Sie stattdessen kaufen sollen. Viele Leute haben deshalb einfach nur auf das Beste gehofft, und es hat funktioniert. Manch einer sagt beispielsweise, dass Sie ihre Anlagen während des Bodens im Jahr 2008 hätten verdoppeln sollen. Aber das ist nur möglich, wenn Sie zuvor einen Teil Ihrer Gewinne realisiert haben. Sie müssen schließlich erst einmal über entsprechende Mittel verfügen, die Sie investieren können, wenn die Märkte einbrechen.

Doch wenn Sie dagegen die Hälfte Ihres Nettovermögens verloren haben, oder beim nächsten Crash verlieren könnten, ist es meiner Meinung nach völlig unverantwortlich, zur Verdopplung des Einsatzes zu raten. Sie können es sich nicht leisten, so viel zu riskieren. Ich habe die Edelmetalle im Zusammenhang mit den Möglichkeiten zur Diversifizierung angesprochen. Das Schöne an den Edelmetallen und insbesondere an Gold ist, dass die Korrelation zu den Aktienmärkten langfristig betrachtet praktisch Null ist. Aufgrund dieser Eigenschaft ist Gold hervorragend geeignet, um die eigenen Kapitalanlagen zu streuen.

Ich bezeichne Gold oft als das leichteste Mittel zur Diversifizierung, doch wenn Sie schon seit Langem über Edelmetallanlagen verfügen, wissen Sie, dass sich die Kurse nicht immer entgegengesetzt zu den Aktienmärkten entwickeln. Wenn Sie ein perfektes Mittel zur Diversifizierung suchen, müssen Sie sich mit einer Reihe ziemlich exotischer Long-Short-Strategien beschäftigen, die so angelegt sind, dass sie keinerlei Korrelation zu den Aktienmärkten aufweisen. Das geht aber wahrscheinlich über die Möglichkeiten der meisten Privatanleger hinaus.

Sie haben mich außerdem gefragt, was die Fed tun wird. Nun, das weiß selbst die Fed nicht. Sie haben die quantitativen Straffungen groß angekündigt, auch wenn sie es selbst nicht so nennen. Sie sagen zwar, dass sie die Bilanzsumme reduzieren wollen, indem sie die Gelder aus fällig gewordenen Anleihen nicht reinvestieren, aber sie sagen uns nicht genau, wohin der Weg in Zukunft führen wird, weil sie es selbst nicht wissen.

Sie sagen, ihre neue Geldpolitik wäre todlangweilig und nicht weiter der Rede wert, aber das stimmt so nicht. In Europa druckt die EZB jeden Monat nur ein wenig mehr Geld als die Fed in den USA voraussichtlich von ihrer Bilanz streichen wird. Und die EZB erzählt uns, wie wichtig ihre Assetkäufe für die Märkte sind. Eine der beiden Zentralbanken liegt also offensichtlich falsch.

Wenn die Marktlage es zulässt, wird die Fed weitere Zinserhöhungen beschließen und beginnen, ihre Bilanz abzubauen. Das ist zumindest meine Meinung. Gleichzeitig ist sie sehr darauf bedacht, die Zinsen nicht zu schnell anzuheben, d. h. nicht schneller als die Inflation steigt. In dieser extremen Zögerlichkeit der Notenbanker liegt ein Grund für den fortgesetzten Aufwärtstrend an den Märkten. Wenn wir von Zinsanhebungen sprechen, bezieht sich das also nur auf die nominellen Zinssätze. Wenn wir dagegen die Realzinsen betrachten, hat meiner Einschätzung nach kaum eine Straffung stattgefunden, weil die Fed all das "Gute", das sie ihrer Meinung nach in den letzten Jahren bewirkt hat, nicht wieder zunichte machen will.

Der frühere Fed-Vorsitzende Ben Bernanke hat das ziemlich deutlich ausgedrückt: "Im Falle einer Kreditkrise sollte man die Geldpolitik lieber nicht zu früh wieder straffen, da sonst die deflationären Kräfte erneut die Oberhand gewinnen." Die Notenbanker denken jetzt, dass sie diese Gefahr hinter sich gelassen haben, aber sie sind noch immer äußerst zögerlich. Das ist, wie gesagt, einer der Gründe dafür, dass es an den Börsen weiter aufwärts geht. Nichtsdestotrotz lassen sich bereits zahlreiche Risse erkennen, wenn man genau hinschaut. Sehen Sie sich zum Beispiel mal den Technologiesektor an.


Mike Gleason: Noch eine Frage zu den Edelmetallmärkten: Unserer Ansicht nach sind diese in den letzten Jahren immer merkwürdiger und unvorhersehbarer geworden. Die Verbreitung des Hochfrequenzhandels und die Enthüllungen über Preismanipulationen geben Anlass zur Sorge. Wir können uns nicht mehr sicher sein, wie real diese Märkte überhaupt noch sind und wann sie die tatsächlichen Fundamentaldaten erneut angemessen widerspiegeln werden. Wir wissen nur, dass die künstliche Kontrolle der Märkte nicht ewig so weitergehen kann. Wie schätzen Sie also die aktuelle Situation an den Edelmetallmärkten ein, Axel?

Axel Merk: Als Anleger hat man immer die Möglichkeit zu kaufen oder zu verkaufen, um seiner Meinung zu den aktuellen Kursen Ausdruck zu verleihen. Alle Märkte sind in gewisser Weise manipuliert, und damit meine ich nicht, dass irgendwo ein Bösewicht in einer dunklen Ecke sitzt und versucht, die Fäden zu ziehen. In Wirklichkeit ist es die Dynamik des Systems selbst, die die Märkte in die eine oder andere Richtung zieht -


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