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Neues Interesse an Gold: Wachen die deutschen und britischen Anleger endlich auf?

18.08.2017  |  Steve St. Angelo
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Die größten Zuflüsse verzeichnete mit Abstand der Xetra-Gold-ETF, der seit Jahresbeginn 2016 ganze 97 Tonnen Gold zukaufte und seine Bestände damit fast dreimal so stark erhöhte wie die anderen ETFs in Großbritannien und den USA. Die enorme Zunahme der Goldnachfrage in Deutschland ist ein sehr interessanter Indikator. Was motiviert die Deutschen, den finanziellen Schutz von Gold zu suchen? Könnte auch die Preisentwicklung eine Rolle spielen?

Nun, vielleicht für die Briten, aber für die deutschen Anleger dürfte das kaum der ausschlaggebende Grund gewesen sein, denn der Goldpreis in Euro ist seit Anfang 2016 nicht stärker gestiegen als der Goldpreis in Dollar:

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Diese Tabelle stammt aus dem Report des World Gold Council zu den Nachfragetrends im zweiten Quartal 2017. Seit Q1 2016 ist der Goldpreis sowohl in Dollar als auch in Euro um 6% gestiegen, aber eine wirklich starke Preisbewegung gab es nur in Großbritannien: Hier erhöhte sich der Preis von 826,9 Pfund in Q1 2016 auf 981,4 Pfund in Q2 2017 - ein Anstieg um 19%.

Grund für die starke Erhöhung des Goldpreises im Vereinigten Königreich ist wohl in erster Linie der sinkende Kurs der Landeswährung infolge der Entscheidung der britischen Wähler für einen Austritt aus der EU. Gegenüber dem US-Dollar hat das britische Pfund 10% verloren, gegenüber dem Euro ist es seit Q1 2016 sogar um 15% eingebrochen. Es ist daher wahrscheinlich, dass die britischen Anleger vermehrt in Gold investieren, weil ihre Währung nun im Bereich von Tiefstständen notiert, die zuletzt vor 31 Jahren verzeichnet wurden.

Das erklärt jedoch noch nicht das wieder erwachte Interesse der Deutschen an dem gelben Metall. Ich meine damit wie gesagt nicht die physische Nachfrage nach Münzen und Barren, sondern eher das Marktsegment der Großinvestoren und typischen Privatanleger.

Der Gold-ETF-Markt ist meiner Ansicht nach interessanter als die Münz- und Barrennachfrage, weil 98-99% aller Investoren ohnehin keine physischen Edelmetalle kaufen, sondern vor allem an der Börse investiert sind. Wenn die Nachfrage nach Goldinvestments in den Kreisen dieser Anleger nun deutlich zunimmt, ist das ein echtes Anzeichen dafür, dass die allgemeinen Märkte in Schwierigkeiten sind.

Deutschland ist die stärkste Wirtschaftsmacht der Europäischen Union und ich denke nicht, dass das Desaster, welches die EZB mit ihren massiven Anleihekäufen und ihrem Gelddrucken anrichtet, die einzige Sorge der Deutschen ist. Ich vermute, dass auch Bedenken bezüglich der geopolitischen Situation und insbesondere aufgrund der Spannungen zwischen den USA und Russland eine Rolle spielen.

Nachdem sowohl der Senat als auch der Kongress die neuen US-Sanktionen gegen Russland einstimmig durchgewinkt haben, könnten wir nun die Entstehung einer unüberbrückbaren Kluft zwischen der deutschen und der US-Außenpolitik erleben. Die Sanktionen treffen alle Unternehmen, die an der Entwicklung oder Instandhaltung der russischen Export-Pipelines für Öl und Gas beteiligt sind. Deutschland arbeitet derzeit jedoch gemeinsam mit Russland an einer neuen Erdgaspipeline namens Nord Stream 2, die durch die Ostsee führen soll.

Deutschland importiert 40% seines Erdgases (2016) und 35% seines Rohöls (2014) aus Russland. Dass die USA nun Sanktionen gegen Russland verabschiedet haben, die auch den deutschen Wirtschaftsinteressen schaden, wird aller Voraussicht nach zu Spannungen zwischen den beiden Ländern führen. Da die Deutschen mehr als ein Drittel ihrer dringend benötigten Energierohstoffe aus Russland beziehen, bezweifle ich sehr stark, dass sie die US-Sanktionen akzeptieren oder gar mittragen werden.

Die US-Regierung hat mit ihren Einmischungen in die europäische Wirtschaftspolitik diesmal womöglich endgültig eine Grenze überschritten. Es ist zu erwarten, dass Deutschland seine Wirtschaftsbeziehungen zu Russland ungeachtet der amerikanischen Unterbindungsversuche künftig weiter ausbaut. Zudem registriert man in deutschen Regierungskreisen wahrscheinlich genau, wie Russland seine offiziellen Goldreserven aufstockt, denn auch dort ist man sich bewusst, dass der US-Dollar seinen Status als globale Reservewährung verlieren wird.

Unterdessen nehmen die politischen Spannungen auch innerhalb der EU weiter zu, genauso wie der Wahnsinn der EZB, die gar nicht daran denkt, von ihrer ultralockeren Geldpolitik abzulassen. Vielleicht wachen die Deutschen vor diesem Hintergrund ja endlich auf und erkennen, dass Gold der "König aller Währungen" und ein ausgezeichneter Wertspeicher ist.

Ich gehe übrigens auch davon aus, dass es zu einem enormen Anstieg der Volatilität an den Märkten kommen wird, wenn die Schuldenobergrenze in den USA Anfang Oktober erreicht wird und eine Staatspleite droht. Zusammen mit dem Zirkus im Weißen Haus, den wir nun tagein, tagaus erleben müssen, ist das ein guter Grund, ernsthaft über den Kauf von physischem Gold und Silber nachzudenken, falls Sie das bis jetzt noch nicht getan haben. Handeln Sie, bevor es wirklich ernst wird.


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)



Dieser Artikel wurde am 12. August 2017 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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