Brien Lundin: Geheimniskrämerei am Goldmarkt - der beste Grund für Käufe!
25.08.2017 | Chris Martenson
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Brien Lundin: Definitiv. Es wird wirklich viel Aufwand betrieben, um die Goldbestände zu verschleiern. Alles andere wird bis auf die dritte Nachkommastelle exakt gemeldet und verbucht, aber das Gold wird versteckt. Wir sollen weder erfahren, wie viel eigentlich vorhanden ist, noch wohin es verschifft wird oder an wen es verliehen wird.Wie Sie vorhin schon erwähnt haben, wurde der Gold Newsletter 1971 ins Leben gerufen, durch meinen Mentor Jim Blanchard. Im gleichen Jahr schloss die US-Regierung auch das Goldfenster und machte es anderen Staaten dadurch unmöglich, ihre Dollarbestände in Gold zu tauschen. Zu diesem Zeitpunkt wurde Jim bewusst, dass wir ohne jede Zurückhaltung Geld drucken konnten. Wir konnten plötzlich so viele Banknoten drucken und Schulden aufnehmen, wie wir wollten. Und bis zur Legalisierung 1974 konnten wir noch nicht einmal legal Gold besitzen, außer in Form von Schmuck oder seltenen Münzen.
Gold stand quasi zusammen mit Plutonium und Heroin auf der Liste der verbotenen Substanzen. Was ist denn so besonders an dem gelben Metall? Man erzählt uns, dass es sich um nichts weiter als ein barbarisches Relikt handelt, dass es für die Gesellschaft keinen Nutzen hat. Wenn das wahr ist, was soll dann all die Geheimniskrämerei? Warum sollten Privatpersonen es nicht besitzen dürfen? Das allein sagt uns eigentlich schon alles, was wir wissen müssen. Wenn wir nichts darüber wissen sollen und es nicht besitzen sollen, ist das vermutlich ein sehr guter Grund, es zu kaufen.
Chris Martenson: Das ist eine gute Zusammenfassung und ich stimme Ihnen da voll und ganz zu, Brien. Wenn es für die Machthabenden nicht von Bedeutung wäre, würde man die Tresore öffnen und ein großes Spektakel aus jedem verkauften Barren machen, der verladen und an einen anderen Ort transportiert wird. Wenn die Goldreserven keine Rolle spielen würden, könnte man sie einfach verkaufen und das Problem hätte sich erledigt.
Es ist wirklich frustrierend, wie intransparent das alles ist. Ich denke, dass ich jeden anderen Aspekt der Staatsfinanzen ziemlich genau kenne. Vielleicht gibt es irgendwo noch eine Black Box, von der ich nichts weiß, aber zumindest kann ich mir auf Staatsebene die Einnahmen und Ausgaben ganz genau ansehen. In Bezug auf die Goldbestände habe ich allerdings keine Ahnung. Ich weiß nicht, wer wie viel besitzt, ob es mit Schulden belastet ist, ob es mehrere Besitzer gibt, ob es verliehen und zurückgeliehen wurde usw. Der gesamte Markt ist ein einziges, undurchsichtiges Chaos.
Aber gleichzeitig kaufen die östlichen Staaten still und leise riesige Goldmengen. Das gilt natürlich für China und Russland, aber auch für die Türkei und die Menschen in Indien. Diese Länder erhöhen ihren Goldbesitz zusehends. Das ist der springende Punkt bei dem Edelmetall: Man kann es nicht drucken. Es muss irgendwo herkommen. Wir wissen, dass zwischen der jährlichen Minenproduktion und der Nachfrage ein Defizit von mindestens 1.000 Tonnen besteht, und dieses Gold muss aus den Tresoren des Westens stammen, falls nicht zufällig Saddam Hussein über große Goldreserven verfügte, die nun ebenfalls auf den Markt geworfen werden.
Ich war jedoch immer der Ansicht, dass eines Tages ein Punkt erreicht sein wird, an dem die Bestände der westlichen Staaten so stark dezimiert sind, dass wir sagen müssen "Stopp, wir können das nicht mehr tun." Sehen Sie das auch so? Wie ließe sich der Abfluss des Goldes beenden? Muss dazu ein Gesetz verabschiedet werden, das den Verkauf illegal macht, oder warten wir, bis der Preis die Sache richtet?
Brien Lundin: Ich denke, am Ende läuft es immer auf den Preis hinaus. Wir werden vermutlich gar nicht merken, wenn die Tresore leer sind. Die Zentralbanken machen schließlich ein großes Geheimnis daraus. Am Ende werden sie nur noch Schuldverschreibungen besitzen, aber kein physisches Gold mehr. Wahrscheinlich wollen sie deshalb nicht, dass jemand die Bestände prüft.
Aber Sie haben in Bezug auf das Verhältnis von Angebot und Nachfrage einen interessanten Punkt angesprochen. Wir haben das Fördermaximum im Goldbergbau nun endlich erreicht. Es wurde schon seit Jahren erwartet und vorhergesagt, und nun ist es wirklich so weit. Die gesamte Produktionsleistung der weltweiten Goldminen hat ihren Höchststand überschritten und sinkt nun wieder. Gleichzeitig ist die Nachfrage in Asien sprunghaft angestiegen, insbesondere in China. Koos hat wirklich gute Arbeit geleistet.
Er war praktisch der Einzige, der herausgefunden hat, dass die physischen Auslieferungen der Shanghai Gold Exchange der einzige brauchbare Näherungswert für die tatsächliche Goldnachfrage in China sind. Dank seiner Recherchen wissen wir, dass die Nachfrage allein China in den letzten Jahren schon fast der weltweiten Minenproduktion entsprach. Wenn man dazu noch die indische Nachfrage addiert, liegt der Wert bereits über der globalen Fördermenge. Allein diese beiden Staaten kaufen hunderte Tonnen mehr Gold, als jedes Jahr gewonnen wird.
All dieses Gold kommt natürlich irgendwo her. Mittlerweile ist ein gewaltiger Strom entstanden, der aus den Tresoren des Westens durch die Scheideanstalten der Schweiz nach Asien fließt.
Chris Martenson: Ja. Ich beobachte diesen Trend auch schon seit einer ganzen Weile und denke immer wieder, dass das eines Tages Folgen haben muss. Bislang ist jedoch nichts zu erkennen.
Aber was ist mit Silber? Sie haben das Fördermaximum bei Gold erwähnt, doch wie steht es um den Silberbergbau? Vor zwei Jahren war ich in Peru und habe mit dem CEO eines großen Silberunternehmens gesprochen. Dessen Produktionskosten beliefen sich damals, alle Posten mit eingerechnet, auf etwa 17 $ je Unze. Die Einnahmen dieses Unternehmens und vieler anderer Minengesellschaften im Silbersektor liegen beim aktuellen Preisniveau unter den Produktionskosten (All-In Sustaining Costs). Wie schätzen Sie die Lage am Silbermarkt kurz- und langfristig ein?
Brien Lundin: Zunächst möchte ich betonen, dass Silber ein monetäres Metall ist. Investoren, die in diesem Sektor neu sind, sind oft verwirrt, weil sie hören, dass Silber aufgrund seiner industriellen Anwendungsmöglichkeiten besser sei als Gold. Wenn Silber allein auf Grundlage dieser Funktionen bewertet würde, läge sein Preis bei 5-7 $ je Unze, nicht bei 16-17 $. Der Aufschlag beruht allein auf den monetären Eigenschaften des Metalls.