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Immer mehr Zweifel an Donald Trump

29.08.2017  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Für die EZB gilt Ähnliches. Die großen Akteure an den Finanzmärkten haben ihrem Präsidenten Draghi am Freitag einen Warnschuss verpasst und den Euro gegen Dollar auf über 1,19 getrieben. Will heißen: Lass Dein QE-Programm im wesentlichen unangetastet, sonst geht der Euro durch die Decke. Gut, das ist jetzt etwas platt. Aber die EZB muss damit rechnen, dass bei einer übermäßigen Straffung ihrer Geldpolitik immer mehr Carry-Tade-Kredite in Euro zurückgeführt werden.

Das treibt den Euro weiter hoch, führt zu weiterer Kreditauflösung und tangiert darüber hinaus übergangsweise die Wettbewerbssituation der Exportwirtschaft insbesondere in Deutschland. Die Wirtschaft in Kern-Europa ist zwar etwas angelaufen, bewegt sich aber nicht in so stabilen Bahnen, dass sich die EZB eine weitere, deutliche Stärkung des Euro leisten kann, ohne zu riskieren, dass das Kartenhaus gleich wieder zusammenfällt.

Keiner in den Zentralbanken will sich später dem Vorwurf aussetzen, man hätte die Konjunktur abgewürgt - also werden die Liquiditätsschleusen, wenn überhaupt, nur sehr, sehr langsam ein wenig verengt. Wie gesagt, damit hätte man schon vor Jahren beginnen müssen…

Also bleibt die Versorgung der Finanzindustrie mit Liquidität auf recht hohem Niveau. Von dieser Seite droht damit kein schnelles Ende des Bullenmarktes.

Die Entwicklung der Kredite zeigen kein euphorisches Überschäumen der Wirtschaft - im Gegenteil. Ende 2015 lag das jährliche Wachstum der Bankkredite bei 8,3%, aktuell werden lediglich 3,5% erreicht. Bildet man die Differenz der jährlichen Veränderungen des oben erwähnten Geldmengenaggregats und der Bankkredite und stellt das Ergebnis dem BIP-Wachstum gegenüber, so scheint ebenfalls noch kein kritischer Punkt erreicht (bezogen auf die Verhältnisse im seit den frühen 1980er Jahren aktiven Kreditzyklus). Weder explodieren die Bankkredite, noch kommt es zu einer ausgeprägten Liquiditätspräferenz, noch entwickelt sich das BIP im Verhältnis dazu zu schwach.

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Chartquelle: https://fred.stlouisfed.org/graph/?g=eSgk


Ist dieses Mal alles anders und die großen Akteure an den Finanzmärkten schleichen sich schon sehr früh langsam und dauerhaft davon? Sicher neigen sie aktuell dazu, Liquidität zu parken, aber ohne klare Anzeichen einer bevorstehenden Rezession halte ich einen strategischen Ausstieg für unwahrscheinlich. Eher geschieht zuvor das Gegenteil - in einer ausgeprägten Welle von gigantischen Firmen-Übernahmen mit entsprechenden starken Kursbewegungen wird versucht, das „letzte“ billige Geld nutzen, um sich für einen Abschwung gerüstet zu fühlen (siehe auch hier: Ein letztes Hurra zum Ende des Bullenmarktes.)


Fazit:

Die gegenwärtige Phase der Zweifel an Trump passt „perfekt“ zu der laufenden Konsolidierung bei den Aktienkursen. Die sind in einer solchen Phase anfällig für alle möglichen äußeren Einflüsse, was nichts anderes bedeutet, als dass mit erhöhter Volatilität gerechnet werden muss. Bei diesen „äußeren Einflüssen“ spielt der Schuldendeckel kurzfristig eine große Rolle. Dann folgt die Steuerreform, das mittelfristig bedeutendere Thema.


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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