Suche
 
Folgen Sie uns auf:

US-Dollar-Baisse (4)

14.11.2006  |  Adam Hamilton
- Seite 2 -
Aus diesem Grund ist es wenig überraschend, dass die Wallstreet immer versucht, den Dollarpreis so vorteilhaft und bullish wie möglich zu gestalten, weil dadurch mehr Kapital in den amerikanischen Markt fließt. Dies führt dazu, dass die Aktienpreise und die Profite steigen, was wiederum mehr Kapital anzieht. Die Finanzmedien der USA haben sich seit dem Dollartief von Ende 2004 auch dementsprechend verhalten und proklamierten, dass der nächste Dollar-Bullenmarkt geboren sei.

Einer der Schlüsselbeweise, der die neue Dollarbullen-These unterstützt, ist ein Technischer. Am Ende des 1. Quartals 2005 brach der Dollar aus seinem säkularen Abwärtstrend, der Mitte 2002 begonnen hatte, aus. Als der Dollar aus diesem langen und bedrückenden Trendkanal nahe 84 ausbrach, begann das Rennen. Der Dollar begann eine kontinuierliche und scharfe Rallye, welche zur größten und längsten Rallye in diesem gesamten Bärenmarkt wurde. Aus dem Ereignis, dass der säkulare Abwärtstrend durchbrochen wurde, schloss die Wallstreet, den säkularen Bärenmarkt besiegt zu haben.

Wie die Leute, die sich mit den Märkten beschäftigen, sind technische Trends niemals alleine der Grund dafür, dass ein säkularer Trend seinen Geist aufgibt. Es sind Angebot und Nachfrage, grundlegende Fundamentaldaten, die einen säkularen Trend antreiben. Obwohl technische Trends für den größten Teil eines säkularen Trends die Fundamentaldaten widerspiegeln, gibt es hin und wieder Zeiten, in denen die Sentiments unausgeglichen sind und dadurch die technischen Preise weg vom primären säkularen Trend divergieren. Diese Sentiments können aber langfristig gesehen nie über die Fundamentaldaten triumphieren.

Eine andere Schlüsselbeobachtung ist, dass säkulare Trends in ihrem langen Leben tendenziell mehrere unabhängige Preis-Trendkanäle haben. Ganz egal welchen historischen säkularen Trend sie hernehmen, sie werden bemerken, dass alle von ihnen Änderungen in der durchschnittlichen Steigung ihrer Trend-Kanäle aufweisen. Dieser säkulare Dollar-Bärenmarkt ist keine Ausnahme. Ursprünglich war der Dollarabwärtstrend 2001 und 2002 eher gemütlich, er befand sich in einer Konsolidierungsphase. Im 2. Quartal 2002 kollabierte der Dollar aber plötzlich und begab sich in einen wesentlich steileren Abwärtstrend, der für mehrere Jahre anhielt.

Genau wie beim Ende des moderaten Abwärtstrends im Bereich einer hohen Konsolidierung, der Anfang 2002 nicht das Ende des Dollar-Bärenmarktes kennzeichnete, ist es auch unwahrscheinlich, dass die Baisse mit dem säkularen Abwärtstrend Anfang 2005 enden wird. Nur weil der Dollar seitdem die meiste Zeit seitwärts verläuft und zwischendurch auch kurz angestiegen ist, bedeutet das nicht, dass sein Bärenmarkt zu Ende ist. Bei säkularen Trends kommt es oft zur Bildung von zwischenzeitlichen Plateaus, in denen sie sich kurzfristig neu formen, bevor der primäre Trend wieder zurückkehrt.

Ein aktuelles Beispiel für einen säkularen Preistrend, der sich über ein Jahr gegen seinen primären Trend entwickelte, trat bei Erdöl auf. Der Ölpreis hatte seine Bodenbildung Ende 1998 und stieg dann bis Ende 2000 unaufhaltsam an. Im Jahr 2001 entwickelt sich eine zyklische Baisse-Trendumkehr, die bei vielen die Frage aufwarf, ob der säkulare Ölbullenmarkt auch wirklich existierte. Anfang 2002 begann Öl sich aber wieder nach oben zu entwickeln und stieg seitdem kontinuierlich und gleichmäßig an.

Bei Öl wird wie bei allen anderen säkularen Märkten eine temporärere Trendumkehr nie von Dauer sein, solange die zugrunde liegenden Fundamentaldaten den Trend nicht unterstützen. Trader, die Öl Ende 2001 in der Mitte des säkularen Bullen verkauften und bei 20 $ pro Barrel an eine Trendumkehr glaubten, versäumten den darauf folgenden massiven und profitablen Anstieg von 20 $ auf 75 $. Dabei kann man gut sehen, dass eine Trendumkehr alleine, die als technische Entwicklung nur von kurzfristigen Empfindungen angetrieben wird, nie als zufrieden stellender Grund herangezogen werden kann, um das Ende eines säkularen Trends zu begründen.

Nichtsdestotrotz ist die Trendumkehr beim Dollar von einem säkularen Abwärtstrend zu einer leichten Konsolidierung mit steigender Unterstützung Anfang 2005 eine sehr interessante Entwicklung. Jetzt wo wir das strategische Bild der Entwicklung des Dollars, die über die letzten paar Jahre stattgefunden hat, verstehen, können wir ein bisschen genauer darauf eingehen und diese Entwicklung im Kontext seines anhaltenden säkularen Abwärtstrends analysieren. Dieser folgende Chart zeigt uns den blau schattierten Ausschnitt aus dem obigen Chart.
Open in new window

Der steile säkulare Dollartrend erreichte Ende 2004 mit einem kräftigen Absturz seine Spitze und führte zum fünften bedeutenden Zwischentief dieses gesamten Dollar-Bärenmarkts. Dieser Abfall des Dollar war so extrem, dass die Sentiments sehr unausgeglichen zur Angstseite tendierten. Einige Wochen vor den Tiefs wurde klar, dass eine große Bärenmarkt-Rallye fällig war.

So wie zwischenzeitliche Korrekturen für säkulare Bullenmärkte normal und notwendig sind, so sind es auch diese Rallyes für säkulare Bärenmärkte. In beiden Fällen entstehen nach einer Preisentwicklung, die sich zulange in eine Richtung bewegt, unausgeglichene Sentiments, die dann durch eine Trendumkehr wieder ausgeglichen werden müssen. Zum Beispiel wird in säkularen Bärenmärkten die Angst vor bedeutenden zwischenzeitlichen Tiefs manchmal zu extrem, sodass kurzfristige periodische Rallyes die Angst lindern, bevor der nächste bedeutende Absturz folgt.

Das Interessante an Bärenmarkt-Rallyes ist aber, dass dies tendenziell die steilsten und schnellsten Rallyes sind, die der Markt je gesehen hat. Weil diese Rallyes aus ausverkauften Tiefs entstehen, wenn die Stimmung sehr unausgeglichen ist und sehr viel Angst herrscht, können sie mit unglaublicher Geschwindigkeit ansteigen. Wie zum Beispiel im Fall der NASDAQ Mitte 2002, als 14 der 15 prozentuell gesehen größten Rallyes zwischen 1990 und 2002 nach der Spitze der Blase im März 2000 auftraten. Bärenmarkt-Rallyes sind bekanntlich sehr schnell und überzeugend, wie wir Anfang 2005 beim Dollar feststellen konnten.

Ein paar interessante Dinge passierten, als der Dollar in seiner fünften bedeutenden Bärenmarkt-Rallye zu steigen begann. Erstens waren die Gewinne des Dollars in dieser fünften Rallye viel höher als die in den vorigen, und weiters dauerte es in dieser fünften Rallye ungewöhnlich lange, bis ihre Fälligkeit erreicht wurde. Während bei den bedeutenden Rallyes 3 und 4 die durchschnittliche Entwicklung pro Tag 0,14% bzw. 0,13% betrug, war die Performance im Fall der 5. Rallye bei weitem nicht so beeindruckend. Dort betrug die durchschnittliche tägliche Entwicklung nur 0,07%.

Man sieht also, obwohl die fünfte Rallye die größten Gewinne des Dollar-Bärenmarktes verzeichnete, dauerte diese Rallye so lange, dass ihr durchschnittlicher täglicher Anstieg nicht über die Hälfte der durchschnittlichen täglichen Anstiege der beiden vorigen Rallyes hinaus kam. Das könnte nun auf mehrere Arten interpretiert werden. Die Dollarbullen würden wahrscheinlich sagen, dass der langsamere Anstieg eher mit einem Bullenmarkt vergleichbar war als mit einer steilen Bärenmarkt-Rallye. Sie würden sagen, dass diese Entwicklung des Dollars nicht die typischen Eigenschaften einer solchen aufweist.





Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"