Gold im Bann eines schwachen US-Dollar
06.09.2017 | Eugen Weinberg
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SilberDer Silberpreis bewegt sich zwar weitgehend im Einklang mit Gold, weist aber eine schwächere Entwicklung auf. Von den Mitte April bei 18,65 USD je Feinunze verzeichneten Höchstständen in diesem Jahr ist Silber noch etwas entfernt. Das Hoch von Anfang Juni bei 17,75 hat Silber allerdings zuletzt überwunden (Grafik 6). Den vorherigen Preisrückgang vollzog Silber dagegen überproportional nach. Anfang Juli fiel Silber auf ein 15-Monatstief von 15,19 USD je Feinunze. Dies macht sich auch im Gold/Silber-Verhältnis bemerkbar. Trotz eines Rückgangs von 79 im Juli auf aktuell 75 liegt dieses noch immer deutlich höher als bis Mitte April.
Die unterdurchschnittliche Preisentwicklung bei Silber lässt sich gut mit dem Verhalten der spekulativen Finanzanleger erklären. Der Abbau der Netto-Long-Positionen zwischen Mitte April und Anfang Juli war deutlich stärker ausgeprägt als bei Gold, der darauffolgende Aufbau war dagegen deutlich schwächer. Die Netto-Long-Positionen bei Silber liegen aktuell nur gut halb so hoch wie Mitte April, bei Gold schon deutlich darüber.
Die Silber-ETFs verzeichneten im Juli Zuflüsse von knapp 300 Tonnen, im August dagegen Abflüsse von gut 400 Tonnen. Damit haben die ETF-Anleger mit ihren Verkäufen die jüngste Preiserholung zuletzt gebremst. Die Industrienachfrage, die etwa die Hälfte der gesamten Silbernachfrage ausmacht, scheint sich zu beleben. So importierte China zwischen Januar und Juli 2.357 Tonnen Silber, 40% mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Mehr waren es zuletzt im Jahr 2010. In den ersten sieben Monaten hat China bereits mehr Silber importiert als in den ersten neun Monaten des Vorjahres (Grafik 7).
Der Silberpreis sollte weiterhin dem Goldpreis folgen. Da Silber die jüngste Aufwärtsbewegung von Gold bislang nur unterproportional nachvollzogen hat, sehen wir ein gewisses Nachholpotenzial. Zusätzliche Unterstützung sollte Silber von der Industrienachfrage erhalten. Nicht nur die höheren chinesischen Silberimporte, sondern auch die gestiegenen Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe in nahezu allen wichtigen Wirtschaftsräumen deuten auf eine Belebung dieser für Silber wichtigsten Nachfragekomponente hin. Ein positiver Zusammenhang zwischen ETF-Nachfrage und Silberpreis lässt sich in diesem Jahr nicht beobachten. Eher war es so, dass in Phasen steigender Preise verkauft und in Phasen fallender Preise gekauft wurde.
Dieses antizyklische Verhalten der ETF-Anleger dürfte somit stärkere Preisausschläge verhindert haben. Sollte sich der Silbermarkt aufgrund einer stärkeren Industrienachfrage und eines fallenden Minen- und Recycling-Angebots hinreichend einengen, könnte sich dies allerdings ändern und ein positiver Zusammenhang zwischen ETF-Nachfrage und Silberpreis auftreten. Wir erwarten Silber am Jahresende bei 18 USD je Feinunze. Im Falle einer Zuspitzung des Schuldenstreits in den USA dürfte Silber hinter Gold zurückbleiben, da dies auch die Stimmung in der Industrie belasten würde.
Auf einen Blick