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K.W.F.-Reihe: Was ist eigentlich Geld? (2/6)

19.11.2006  |  Mag. Gregor Hochreiter
"Money makes the world go round" - Liza Minelli war nicht die Erste, die das Geld als Triebfeder der Welt besungen hat. "Ohne Geld, ka Musi" lautet ein Sprichwort aus Wien, das Geld mit Wohlstand, der Fähigkeit sich Güter leisten zu können, gleichsetzt. Tagtäglich halten wir Banknoten und Münzen in unseren Händen, tagtäglich wenden wir uns an unsere Bank, um unsere Ersparnisse aufzufetten oder um an einen Kredit zu gelangen. Obwohl, oder vielleicht auch gerade weil wir jeden Tag mit Geld zu tun haben, bleibt vielen Menschen das wahre Wesen des Geldes verborgen. Dies wäre nicht weiter schlimm, wenn das Geld nicht manipuliert würde, d.h. wenn nicht jemand versuchte, den Wert des Geldes zu seinem eigenen Vorteil zu verändern.

Doch die Zeiten jungfräulichen Alleingelassenwerdens, sofern es sie jemals gegeben hat, sind mit der "Erfindung" des Papiergeldes, also unserem heutigen Geld, endgültig vorbei. Um Ihnen das Ausmaß der Manipulation vor Augen zu führen und um Ihnen darauf aufbauend, Strategien für die Sicherung und den Ausbaus ihres Vermögen geben zu können, begeben wir uns in diesem Artikel der Serie "Krise. Wirtschaft. Freiheit." zunächst auf die Suche nach dem wahren Wesen des Geldes.


Was ist Geld?

Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, was denn Geld wirklich ist? Woher kommt Geld? Was ist seine Funktion? Vermutlich nicht!

Tag für Tag greifen wir in unser Portemonnaie, greifen nach den in verschiedenen Farben gedruckten Geldscheinen und tätigen damit unsere Einkäufe. Im Gegenzug nehmen wir als Entlohnung für unsere Arbeitsleistung Geld dankbar an und stecken es ohne groß darüber nachzudenken. Was uns heute so selbstverständlich erscheint - Geld in vielen verschiedenen Lebensbereichen zu nutzen - war mitnichten immer so. Es ist das Ergebnis eines jahrhundertelangen ökonomischen Prozesses, dessen Hauptakteure Menschen wie Du und ich waren. Einfache Bauern und Viehhändler, die Wege und Mittel suchten, ihren kärglichen Lebensalltag schrittweise zu verbessern. Doch der Reihe nach.

Bevor Geld fixer Bestandteil des menschlichen Wirtschaftens wurde, sahen sich die Menschen mit folgendem Problem konfrontiert. Wenn sie auf den Markt kamen, um die von ihnen produzierten Güter gegen solche Güter einzutauschen, die sie mehr schätzten als die selbst produzierten, mußten sie einen Händler finden, der nicht nur das gewünschte Gut besaß, sondern dieses Gut auch gegen das angebotene Gut eintauschen wollte.

Ein konkretes Beispiel soll die Schwierigkeit dieses Unterfangens klarer darlegen. Nehmen wir an, ein Schweinebauer möchte ein Schwein gegen 10 Flaschen Rotwein eintauschen, weil er den Genuß von 10 Flaschen Rotwein dem Verzehr dieses Schweins vorzieht. Auf dem Markt sucht er nun einen Weinhändler, der umgekehrte Präferenzen hat, der also dem Schwein einen höheren Wert beimißt als den 10 Flaschen Rotwein und folglich 10 Flaschen Wein gegen ein Schwein tauschen möchte.

Ohne Geld bedarf es der sogenannten "Gegenseitigkeit der Wünsche"; der Weinhändler muß sich ein Schwein wünschen und umgekehrt, der Schweinebauer 10 Flaschen Rotwein und zwar im selben Verhältnis 1:10 bzw. 10:1. Sonst kommt der Tausch von Ware gegen Ware nicht zustande. Eine Gesellschaft, die den Handel nur über den direkten Tausch von Gütern - Ware gegen Ware - abwickelt, nennt man Tausch- bzw. Naturalwirtschaft.

In dieser Tausch- bzw. Naturalwirtschaft wird der Austausch von Gütern noch dadurch erschwert, daß viele Güter nicht einfach teilbar sind. Dem Schweinebauern hilft es überhaupt nicht, wenn der Weinhändler 5 Flaschen Wein gegen ein halbes Schwein tauschen möchte. Was soll denn der Bauer mit einem halben Schwein anfangen?

Der Handel in einer Naturalwirtschaft ist daher stark beschränkt und hält den Wohlstand einer Gesellschaft in bescheidenen Grenzen. Wie konnte diese Grenze durchbrochen werden, die die Menschen in kärglicher Armut einschloß? Was war der Schlüssel, der den Menschen die Tür zur einfacheren Kooperation mit anderen Menschen aufschloß?

Im Zuge der täglichen Beschaffungen kristallisierten sich Güter heraus, die einfacher einzutauschen waren als andere. Bestimmte Güter wurden zunehmend deswegen nachgefragt, weil man wußte, daß die anderen Marktteilnehmer dieses Gut ebenfalls nachfragten und aus diesem Grunde besitzen wollten. Mit der Zeit bildete sich ein Gut im Marktprozeß heraus, daß nur mehr ob seiner Eigenschaft als allgemein akzeptiertes Tauschmittel nachgefragt wurde.

Dieses Gut erleichterte den Tausch von Gütern auf dramatische Art und Weise. Schließlich mußte man nicht mehr mühselig einen Tauschpartner finden, der genau die Menge und Qualität des Produkts nachfragte, die man selber anbot. Der direkt Tauch Ware gegen Ware war Geschichte. Nunmehr konnte man einen indirekten Tausch durchführen. Die eigene Ware wurde zunächst gegen das allgemein nachgefragte Gut eingetauscht und in einem weiteren Schritt dieses dann gegen die gewünschte Ware.

Gemeinhin kennt man das "allgemein akzeptierte Tauschmittel" unter dem Begriff Geld. Geld ist folglich ein Produkt des Marktprozesses, weil es den Bürgern bei der Verfolgung ihrer täglichen Geschäfte hilft.

Nur auf den ersten Blick erscheint der Rückgriff auf Geld den Tausch von Gütern komplizierter zu machen. Anstatt eines Tauschaktes Ware gegen Ware bedarf es mit dem Geld derer zwei: zunächst Ware gegen Geld und dann Geld gegen Ware. Aber, und darin liegt der nicht zu überbietende Vorteil einer Geldwirtschaft, unser Schweinehändler muß dank des Geldes nicht mehr nach einem Weinhändler suchen, der seines Zeichens auch ein Schwein gegen den Wein eintauschen will. Er braucht nur nur noch eine Person zu finden, die ihm das Schwein für Geld abnimmt. Mit dem Geld kann er sich nun den Weinhändler aufsuchen und das Geld gegen Wein eintauschen. Ob der Weinhändler mit dem Geld in weiterer Folge ein Schwein, ein Rind oder Getreide kaufen möchte, hat für den Schweinehändler somit keine Bedeutung mehr. Über den vermeintlichen Umweg Geld konnte der Schweinehändler sein Schwein gegen Wein eintauschen, unabhängig von den Konsumwünschen des Weinhändlers. Genau darin liegt der unschätzbare Vorteil von Geld und genau deshalb hat sich Geld aus dem Marktprozeß herausgebildet. Weil es für die Menschen einen direkten Nutzen hat.


Geld ist somit
  • im Kern ein Gut
  • das allgemein als Tauschmittel fungiert
  • den indirekten Tausch Ware - Geld - Ware ermöglicht
  • und somit den Austausch von Gütern deutlich erleichtert.

Der Kauf ist daher nichts anderes als eine besondere Art von Tausch, nämlich der von einer Ware gegen Geld.

In den primitiven, regional begrenzt handelnden, Gesellschaften nahmen verschiedenste Waren die Funktion des Geldes ein, die für den historischen Kontext die Rolle des Geldes relativ am besten erfüllten und sich deswegen am Markt durchsetzen:
  • Rinder
  • Getreide
  • Tabak
  • Zigaretten
  • Federschmuck
  • Perlen
  • Muscheln
  • Kakaobohnen
  • Baumwolltaschentücher
  • Gänsefedern
  • Kabeljau

Mit der Ausdehnung des Handels ritterten die verschiedenen, als Geld verwendeten Güter, um die Gunst der Bürger und so setzten sich mit Silber und Gold jene zwei Güter durch, die der Aufgabe des Geldes am besten gewachsen waren.

Für ein allgemein akzeptiertes Tauschmittel erwiesen sich folgende Eigenschaften als besonders vorteilhaft:
  • Transportierbarkeit, um sich einfach von Ort A zu Ort B bewegen zu können (Flüssigkeiten sind schwieriger als Gegenstände zu transportieren, Eier zerbrechen leicht)

  • Teilbarkeit, um unterschiedliche Preise bezahlen zu können (Lebendvieh läßt sich nicht teilen)

  • Haltbarkeit, um nicht sofort unter Kaufzwang zu geraten (Früchte verderben in kurzer Zeit)

  • Hohe Kaufkraft, um nicht Unmengen davon zu benötigen (Federn haben relativ wenig Wert)

  • Einheitlichkeit, einfache Vergleichbarkeit (Muscheln, Tabakblätter sind nicht ident)


Halten wir fest:
  • Geld ist ein Gut, daß von den Marktteilnehmern deswegen nachgefragt wird, weil jeder weiß, daß es jeder andere auch nachfragt.

  • Geld ist Waren- bzw. Sachgeld. Bevor es das allgemein akzeptierte Tauschmittel geworden ist, wurde es bereits als gewöhnliches Gut nachgefragt. Das heißt, Geld stiftet dem Besitzer selbst dann einen Nutzen, wenn es nicht mehr als Geld verwendet wird.

  • Geld ist ein Hilfsmittel, ein Mittel zum Zweck, nicht Zweck an sich. Ohne Geld wären dem Austausch von Gütern enge Grenzen gesetzt. Mit Geld wird die wohlstandsmehrende Arbeitsteilung erst möglich.

  • Geld ist jene Ware, die von den Bürgern als das geeignetste Tauschmittel empfunden wird. Es ist ein Ergebnis der täglichen Praxis, nicht des Elfenbeinturmdenkens.

  • Geld ist bottom-up, nicht top-down.





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