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Warum Geld ein Rohstoff sein muss

29.09.2017  |  Dr. Keith Weiner
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Doch nicht jeder Rohstoff würde diesem Zweck genügen. Wenn Sie eine Lagerhalle voller Bauholz, einen Stapel Paletten voller Kupferbarren oder einen Tank voller Rohöl kaufen, entstehen Ihnen Lagerkosten. Und Sie spekulieren. Solange Sie im Besitz dieser Rohstoffe sind, können Sie sich nicht entspannt zurücklehnen, denn die Preise sind permanent in Bewegung. Wenn sie steigen, werden Sie reicher, wenn sie fallen, werden Sie immer unruhiger.

Allen Diskussionen um den Goldpreis in einschlägigen Anlegerkreisen zum Trotz trifft das auf Gold nicht zu. Investoren bestücken generationsübergreifende Fonds und Stiftungen aus gutem Grund mit Gold. Wenn Sie diesen monetären Rohstoff besitzen, sind Sie auf der sicheren Seite. Das Ziel besteht nicht darin, es zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen. Vielmehr besitzt man Gold um seiner selbst willen, aus den oben genannten Gründen für das Horten von Geld.

Ungeachtet der Frage, ob die Preisfindung subjektiv erfolgt, wollen wir an dieser Stelle auch die Frage aufwerfen, ob die Definition eines Rohstoffs subjektiv ist. Hängt es von den persönlichen Präferenzen ab, ob etwas ein Rohstoff ist oder nicht? Kann Person A behaupten, dass eine Zahl in einem Buch ein Rohstoff ist, während eine andere das abstreitet und sagt, dass nur etwas Greifbares ein Rohstoff sein kann - und dass beide recht haben?

Es geht hier nicht nur um die Definition eines Wortes, sondern darum, in welcher Form man den Anteil des eigenen Vermögens halten sollte, den man nicht verleihen möchte. Wenn man etwas horten will, ist eine Zahl im Buch einer Gegenpartei einfach nicht ausreichend.

Wir haben mit Menger begonnen und die Eigenschaften monetärer Rohstoffe sowie die Unterschiede zwischen Horten und der Vergabe von Krediten besprochen. Nun führt uns die Diskussion darüber, dass Geld ein Rohstoff sein muss, unweigerlich zu Mises bekanntem Theorem der Regression:

Mises argumentiert: "Die Nachfrage nach einem Tauschmittel ist die Summe aus zwei Teilnachfragen: die Nachfrage nach dem Tauschmittel zu Konsum- oder Produktionszwecken zum einen und zum Eintauschen weiterer Waren und Dienstleistungen zum anderen. Im Zusammenhang mit modernem Metallgeld ist von industrieller und monetärer Nachfrage die Rede. Der Wert, denn ein Tauschmittel bei Tauschgeschäften hat (seine Kaufkraft) ist das Ergebnis aus dem kumulativen Effekt beider Teilnachfragen."

Regression bezieht sich auf die Tatsache, dass die monetäre Nachfrage von heute auf der monetären Nachfrage von gestern basiert, diese jedoch wiederum auf der von letzter Woche usw. Handelt es sich um eine unendliche Regression, oder stößt man irgendwann an einen Endpunkt? Mises argumentiert, dass die Kette nicht ewig zurückreicht. Die Nachfrage nach monetären Gütern besteht aus zwei Komponenten, doch nur eine davon basiert auf der Nachfrage des Vortages. Wenn wir weit genug in die Vergangenheit blicken, gelangen wir zu einem Tag, an dem die Ware kein monetäres Gut war und die Nachfrage allein auf ihrer Bedeutung als Produktions- und Konsummittel beruhte.

Man kann natürlich argumentieren, dass Mises falsch lag, und dass Geld seinen Ursprung nicht als Produktions- und Konsumgut hatte. Geld könnte dann praktisch alles sein, was jemand als Geld bezeichnet. Allerdings hätte vielleicht nicht jeder die Macht, etwas zum Geld zu bestimmen. Das wäre eventuell den Regierungen vorbehalten.

Wenn man Mises Argumentation jedoch zustimmt, muss man in diesem Zusammenhang auch auf Bitcoin zu sprechen kommen. Wir haben zahlreiche Paper gelesen, die behaupten, dass die Kryptowährung die Anforderungen von Mises Theorem erfüllt. Wir wollen wir hier niemanden für unser vernichtendes Urteil besonders herausstellen, aber die entsprechenden Abhandlungen lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Bitcoin hat einen Nutzen, der über die Verwendung als Tauschmittel hinausgeht. Das Bitcoin-Netzwerk löst bestimmte Probleme, die Blockchain ist elegant und beliebig anpassbar usw.

Unsere Kritik an dieser Logik ist, dass die monetäre Einheit Bitcoin aus einem bestimmten Grund nachgefragt wird. Die Fans der virtuellen Währung werden Ihnen enthusiastisch verschiedene Gründe aufzählen, aber am Ende zählt vor allem eines: Ihre Kaufkraft steigt. Um den Ursprung von Bitcoin im Nebel der Vergangenheit aufzuspüren, ist kein abstraktes Gedankenexperiment nötig. Bitcoin entstand im Jahr 2009 aus dem Nichts.

Seitdem hat die Nachfrage nach der Kryptowährung als Tauschmittel zugenommen (wir wollen hier einmal großzügig annehmen, dass es sich bei der Nachfrage zu Spekulationszwecken letztlich um nichts anderes handelt). Doch welche Verwendungsmöglichkeiten gibt es für Bitcoin selbst? Welchen Nutzen hat Bitcoin in der Produktion oder als Konsumgut?

Mises hat sich deutlich ausgedrückt, was den praktischen Nutzen einer Sache zu Produktions- oder Konsumzwecken betrifft. Man kann nicht einfach den Kontext ändern und sagen, dass die Blockchain, die Technologie dahinter oder das Netzwerk einen eigenen Wert besitzen. Das stimmt natürlich, aber es ändert nichts an der Natur und am Wert einer Bitcoin-Einheit. Man kauft Bitcoins nicht, um sie zu essen oder einzuschmelzen und mit Bytecoins und Kilocoins zu legieren oder um aus ihnen Kerzenständer, Spiegel und Elektrobauteile herzustellen.

Bitcoins sind kein Rohstoff. Die Kryptowährung besteht Mises Regressionstest nicht, denn nach ihr besteht keine Nachfrage abgesehen von der Nachfrage als Tauschmittel. Derzeit ersetzt sie Gold allerdings auf einem wichtigen Gebiet, denn sie eignet sich zu Spekulationszwecken und zum Generieren von Kapitalgewinnen.



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