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K.W.F.-Reihe: Amerikas große Depression (3/6)

23.11.2006  |  Mag. Gregor Hochreiter
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Die aktuelle Lage

Seit der letzten großen Inflationskrise in den 1970ern erlebte die westliche Welt einen historisch einmaligen Inflationierungsprozeß, der nur zeitweise ins Stocken geriet. Die Geldmenge M3, jene Geldmenge, die das Geldmengenwachstum am genauesten abbildet, verfünffachte sich in den USA seit 1980 auf heute mehr als 10 Billionen USD. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von knapp 7%. Zur Verdeutlichung des Krisenpotentials seien die entsprechenden Zahlen aus den 1920ern in Erinnerung gerufen. Damals dehnte sich die Geldmenge um rund 6,2% pro Jahr über einen Zeitraum von 8 Jahren um insgesamt 61,8% aus. Heute sind die entsprechenden Zahlen 6,6%, mehr als 20 Jahre und rund 500%, wobei sich das Geldmengenwachstum in den letzten Jahren deutlich beschleunigte und nach aktuellen Berechnungen die 10% Marke bereits durchbrochen hat.

Es war dies die Tat vor allem eines Mannes, der als "legendärer" Chef der Notenbank in die geldpolitischen Geschichtsbücher Eingang findet. Doch diesen Ruhm, mit dem er von den Mainstreammedien, der Politik und vielen Ökonomen bedacht wurde, erntete er vollkommen zu Unrecht. Die Rede ist von Alan Greenspan. Während seiner Amtszeit von 1988 bis Anfang 2006 kam es fast zu einer Verdreifachung der Geldmenge, wobei sich die Druckerpresse in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit einer merklich höheren Auslastung erfreute. Bei dem "legendären" Vorsitzenden der FED handelt es sich also nicht um eine Legende im positiven Sinn, sondern um einen - mit tatkräftiger Unterstützung breiter Bevölkerungsschichten - rücksichtslos agierenden Zentralbanker, der den Wohlstand und die Freiheit der Bürger leichtfertig aufs Spiel setzt. Geradezu fahrlässig reagierte er auf das Platzen der dot.com-Blase im Jahr 2000. Mit einer beängstigenden Geschwindigkeit senkte er die Zinsen von 6,5% auf zunächst 2%, später sogar auf den historischen Tiefststand von 1%. Anstatt den notwendigen Entzug vom Papiergeld (Alkohol) einzuläuten, ertränkte er die halbe Welt in billigstem Fusel.

Alan Greenspan ist übrigens derselbe Mann, der noch 1966 nachdrücklich vor den Gefahren der Inflation auf das Vermögen und damit die Freiheit der Bürger warnte:

"Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müßte die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde (Goldbesitz war in Amerika bis 1976 für Privatleute verboten, Anm. d. Ü.) sind." ("Gold und wirtschaftliche Freiheit", 1966)

Anders gesagt: Wenn das Wertschöpfen und die Wertaufbewahrung durch die Inflationierung des Geldes bewußt untergraben werden, dann verlieren die Bürger mit dem Verlust ihrer Vermögenswerte Stück für Stück ihren Wohlstand und ihre Freiheit. Im Unterschied zu offenen Eingriffen in die Privatsphäre der Bürger, bewerkstelligt die Inflation den Freiheits- und Vermögensverlust - und das ist besonders fatal - schleichend und fast unbemerkt.

Zurück in die Gegenwart. Die oben genannten Zahlen malen ein sehr düsteres Bild von der ökonomischen Großwetterlage. Nicht nur in den USA, sondern in weiten Teilen der Welt. So auch in Europa. Die Europäische Zentralbank (EZB) entwertet den Euro ebenfalls in rasender Geschwindigkeit, wächst doch die Geldmenge im Augenblick mit rund 8 - 8,5% pro Jahr. Das bedeutet eine Halbierung der Geldwerte alle 8½ - 9 Jahre!

Ironischerweise ist es der wirtschaftlichen Öffnung der ehemaligen kommunistischen Welt geschuldet, daß das reinigende Gewitter noch nicht über die USA - und Europa - hereingebrochen ist. Allerdings nur zu den Kosten, daß das heraufziehende Gewitter mittlerweile den Großteil der Welt bedroht und deutlich an Intensität gewonnen hat. So wie sich das verzogene Sommergewitter am nächsten Tag mit erhöhter Wucht entlädt.


Was verursachte die "Große Depression"

Im dritten Teil von "America’s Great Depression" leistet Rothbard einen wichtigen Beitrag zur Trockenlegung der Illusion, wonach die dem Crash von 1929 nachfolgende Politik zu einer Milderung der Krise beigetragen habe. Der damals amtierende Präsident Hoover begann mit seiner freiheitseinschränkenden ein zutiefst kontraproduktives Werk, das sein Nachfolger Franklin D. Roosevelt mit dem "New Deal" noch deutlich ausweitete. Anstatt einer schnellen Kur, wurde der amerikanischen Bevölkerung eine jahrelange wirtschaftliche Krise "verordnet". Mit der Krise als Vorwand, begann die Freiheit der Bürger zu erodieren. Immer mehr Regulierungen machte die Führung eines eigenverantwortlichen Lebens immer schwieriger und schränkten die selbstbestimmte Verwendung des eigenen Vermögens immer weiter ein.

Die Folge? Statt Freiheit und wirtschaftlicher Prosperität machten sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber nicht nur dort, Armut und Unfreiheit breit. Noch nie dauerte die Erholung von einem künstlichen Boom solange wie in den 1930ern, denn erst in den Jahren nach Beendigung des 2. Weltkrieges erreichten die USA wieder das Wohlstandsniveau von 1929 - nach einer fast 20jährigen Durststrecke.

"America’s Great Depression" besticht durch seine klare Sprache und liefert einen immens wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsgeschichtsschreibung. Viele der heute im Raum stehenden Politikmaßnahmen stehen noch immer unter falschen Eindrücken über Ursache und Wirkung des Börsencrash von 1929 wie etwa der amtierende Vorsitzende der FED Ben Bernanke. In seinen "Essays on the Great Depression" zeigt er seine Sympathie mit jener Fraktion, die in einer stärkeren Ausweitung der Geldmenge in den 1930ern das Wundermittel für das schnellere Überkommen der Krise sehen; die also dem an einem heftigen Kater leidenden Patienten noch mehr Alkohol einflössen. Für eine nachhaltige Entwöhnung empfiehlt sich die gründliche Auseinandersetzung mit der im vorliegenden Werk sorgfältig ausgeführten Theorien und Ideen.


Aus der Konjunkturzyklustheorie lassen sich folgende Schlüsse auf das Anlageverhalten ableiten"

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© Gregor Hochreiter

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Disclaimer: Dieser Artikel dient der Darstellung ökonomischer Sachverhalte und ist keinesfalls als Anlageberatung oder Kaufempfehlung zu verstehen. Jedes Investment, z.B. in Anleihen, Aktien, Edelmetallen und Optionen, ist mit Risiken behaftet. Zurückliegende Wert-, Preis- oder Kursentwicklungen geben keine Anhaltspunkte für die zukünftige Entwicklung des Investments. Jegliche Haftungsansprüche gegen den Autor, liberty.li und die homo agens ltd. sind grundsätzlich ausgeschlossen.



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